Kultur: Ausstellung des Kunstvereins Oberer Neckar / Sieben Künstler stellen aus / Von still bis knallig

Ein Skelett, eine Pfeilkarte, der Mount Everest, faszinierende Reliefkunst, Farbexplosionen und jede Menge Umarmungen. Im Kloster laufen die letzten Vorbereitungen für die Winterausstellung des Kunstvereins Oberer Neckar im Jubiläumsjahr.

Horb. "Das ist jetzt das Tüpfelchen auf dem I. Mit der Winterausstellung geht ein arbeitsreiches Jahr zum 25. Jubiläum des Kunstvereins zu Ende – für die Künstler, die Zuschauer und für uns. Insgesamt haben wir 28 Künstler in einer großen Bandbreite präsentiert. Und es hat keine Konkurrenz gegeben, sondern alles ergänzt sich und hat sich gegenseitig befruchtet und verbessert", sagt Kunstvereins-Vorsitzender Benno Müller.

In der Tat. Die Winterausstellung setzt wieder einen neuen Akzent. Mit der leisen Kunst von Ineke van der Burg, dem Mix aus Gebirgslandschaften und monochromen Flächen, dem Schwung von Ursula Kärcher, poetischen Metallwürfeln.

Ein absoluter Blickfang im großen Saal – die neue, wirbelsäulenartige Skulptur von OMI Riesterer. Der Künstler scherzt: "Das wär doch ein perfektes Hochhaus für die Skyline von Manhattan. So pflanze ich diesen Skyscraper in Horb." Daneben die runden Formen seiner Frau Barbara Jäger in blau-gelb. Runde Formen, die an einen Fingerspinner erinnern, in einer eckigen Skulptur. Durch die fröhlichen Farben wirkt es wie eine Blumenwiese.

Jäger: "OMI ist kantig, ich bin weich. Durch die Skulptur verschmelzen Farben und Formen zu einer Tiefe."

Rechts daneben die knallige Kunst von Ingrid Ritterbusch. Ein knallrosa breiter Streifen rund um das Motiv des Mount Everest. Die Künstlerin: "Wir waren vor Jahren im Himalaja – in Nepal. Das Thema beschäftigt mich seitdem. Ich kombiniere die Landschaft mit monochromen Flächen, damit sich das Auge auch irgendwo beruhigen kann."

Das gilt auch für ihren Akt im kleinen Zimmer. Sie sagt: "Die Figur vibriert so durch die Farben und die Spannung." Der schwarze Balken über der Brust beruhigt zwar, lenkt den Blick aber auch nach unten.

Karte aus dem Schularchiv

Diese Spannung – auch ein Thema der Horber Künstlerin Katrin Kinsler. Mit ihrem Werk "Süddeutschland" hat sie im Aufgang gleich einen absoluten Blickfang installiert: eine Uralt-Karte aus dem Schularchiv. Darauf weiße, dynamische Pfeile. Sie ergießen sich über das Bild. Kinsler: "So kommt Bewegung in das Bild. Und die weißen Pfeile kann man auch als weiße Flecke auf der Karte interpretieren. Als Warenströme, Luftströme oder Bewegungen von Menschen. Weil die Karte so schön reduziert ist, eine gute Kombination."

Überall in den Räumen ergänzen die Würfelskulpturen von Riesterer oder die sandigen Skulpturen der Schopflocher Künstlerin Ursula Kärcher die Werke an der Wand.

Knallig und expressiv wird es bei Kurt Renz. Der Künstler ist beim Pressetermin nicht da. Aber Müller weiß Bescheid: "Das sind genau meine Farben – gelb und blau. Die mochte ich schon seit meiner Kindheit. Am Titel der Bilder sieht man wie Renz arbeitet: Er packt seine Gefühle in die Bilder hinein. Aus den Eindrücken und Erinnerungen an die Orte, wo er war." Deshalb heißt eine Farbexplosion beispielsweise "Soreno oder Irgendwo".

Im Raum nebenan wirken die Werke dagegen eher still. An der Wand: Faszinierende Reliefs in blau, weiß, rot. Gefertigt von Ineke van der Burg. Die Künstlerin: "Ich liebe die Stille, weil es für mich in der Welt so laut ist. Deshalb sind meine Motive auch eher ruhig." Doch wer näher hinschaut, erkennt: In den scheinbar recht monochromen Werken steckt (fast immer) Stoff drin, der für Struktur sorgt. Der Betrachter erkennt dann so etwas wie einen Turnschuhabdruck, teilweise auch abgeplatzte Stellen. Van der Burg: "Solche Arbeitsspuren lasse ich stehen. Das mag ich."

Und beim Weg durch die Galerie, in der die Künstler noch fleißig am hängen sind, fallen einem auch die Bilder von Ursula Krämer ins Auge. Schwung, Farbe, Fröhlichkeit. Selbst jetzt, wo sie noch am Boden stehen.

Immer wieder überraschend, wie viele Seiten und verschiedenen Kunstarten und -stile der Kunstverein Oberer Neckar zu bieten hat. Und: Alles ergänzt sich und bereichert sich.

Vernissage zur Winterausstellung des Kunstverein Oberer Neckar: Sonntag, 25. November, 11 Uhr im der Galerie im Kloster. Die Ausstellung endet am 23. Dezember.