Voller Körpereinsatz, ausdrucksstarke Mimik: Die Theaterensembles beim Theaterfestival in Horb waren mit Herzblut dabei. Foto: Hopp

Besucheransturm auf das dritte Theaterfestival am Marktplatz. Projekt Zukunft bringt Künstler aus ganz Europa nach Horb.

Horb - Zum lebendigen Mittelpunkt wurde der Marktplatz beim dritten Horber Theaterfestival. Für den riesigen Besucheransturm galt es, große Kunst zu bestaunen, bei den Theateraufführungen – live, unter freiem Himmel und bei bestem Sommerwetter. Die Sonne lachte, und das taten auch die Zuschauer. Und das Motto "die Provinz bunt und lebendig machen" ging dank dem regen Zuspruch der Besucher auf. Diese kamen nicht nur aus Horb, auch aus der gesamten Region waren Theaterfans angereist.

Das Angebot war breit gefächert: Comic-Akrobatik mit Tante Luise und Herrn Kurt, die schnell mit ihrem trockenen hanseatisch eingefärbten Humor begeisterten. Da sprang die rüstige Tante Luise durch den Reifen, der vom Buchsbäumchen gehalten wurde. "Das habe ich dem Buchs antrainiert", lächelte sie verschmitzt – und sprang durch den Reifen, landete auf den Beinen von Herrn Kurt und rollte dann geschmeidig ab. Auch die Zuschauer wurden ins Geschehen eingebunden: Sie bauten etwa gemeinsam mit dem Komikerpärchen den Eiffelturm nach, oder wurden gen Himmel bugsiert.

So bunt wie das Theater, so bunt waren die Darbietungen der Ensembles. Da gab es etwa Tanz-Jonglagetheater mit Stefan Sing und Christiana Casadio, oder Reiter auf Pferden mit den "Les Horsemen" aus Frankreich.

Einbindung regionaler Gruppen umgesetzt

Zum einen bestach dieses Ensemble durch die ungewöhnliche Idee, als Reiter aufzutreten, und die eigentlich "toten" Pferdchen wurden schnell zum Leben erweckt. Sie waren nicht immer so brav, wie man vielleicht meinen würde, schnappten hier zu oder hoppelten einfach in die andere Richtung.

Das Ziel, örtliche professionell arbeitende Theatergruppen in das Festival einzubinden, wurde erreicht. Mit dem Theaterprojekt Zukunft konnten die Zuschauer gleich zwei Stücke erleben. Zum einen "Cantata", welches auf starke Bilder und eindrucksvolle Gesangsdarbietungen setzte. Die beiden Theatermacher Matthias Störr und Pina Bucci zogen die Fäden bei "Cantata", welches vom Zusammenspiel von expressiver Gestik, starker Körpersprache, Gesang und tollen Kostümen lebt.

Bevor das große Finale zu später Stunde den Zuschauern etliche "Ahs" und "Ohs" entlockte, gab es viel zu schauen und zu gucken. Etwa beim lebendigen Waschsalon mit dem Ensemble "The Primitives", die mit ihrem Stück "Wash it" für tolle Stimmung im Publikum sorgten.

Los ging es am Nachmittag mit dem Duo Farfalle "Klara und Giselle", die mit Slapstick und Musik-Jonglage aufs heftigste die Lachmuskeln trainierten. Schön beim Theaterfestival war nicht zuletzt die tolle Atmosphäre zwischen Marktplatz, Kirchplatz und Kloster.

Die wunderschönen Plätze der Horber Altstadt kamen so einmal richtig zur Geltung, abends dann wurde es bei Schummerlicht und Kerzenschein richtig lauschig. So bespielte etwa "Cantata" den Marktbrunnen und auch die Kirchentreppe, und man zog, solange man wollte, bei freiem Eintritt von Platz zu Platz.

Einer der Höhepunkte war sicherlich das Stück "Genuss ohne Reue" vom Theaterprojekt Zukunft. Hier kamen die Liebhaber gehobener Literatur auf ihre Kosten. Starke Bilder gingen einher mit ansprechenden Texten.

Das Kopfkino der Zuschauer sprang aber nicht nur hier an – auch beim Tanz-Theater mit Tüchern oder beim abschließenden "Finale furioso" der Sonnenflammen aus München gab es viel zu staunen.

Slapstick und Comedy kommen besonders an

Die Sonnenflammen zündeten ein wahres Feuerwerk der Ideen – etwa schwingende, brennende Hula-Hoop-Reifen, oder ein riesenhafter Mensch, der auf Stelzen ging und mit seinen Feuerattacken eine Familie bedrohte. Diese wehrte sich, etwa mit brennenden Fackeln, feurigen Stäben oder auch mit Feuerschalen. Der Kampf zwischen Gut und Böse wurde angeheizt, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wurde mit Feuerfackeln jongliert, und dazu gab es tolle spanische Rhythmen, die das Publikum ansprachen und mitrissen.

Zum Schluss freute sich Organisator Matthias Störr über das gelungene Theaterfestival, das das Projekt Zukunft zum 30-jährigen Bestehen ausgerichtet hatte. Störr dankte auch der Stadt, die mit finanzieller Unterstützung das tolle Ereignis erst möglich gemacht hatte. Für die Ensembles war der Applaus der schönste Lohn. Die Zuschauer wollten die Ensembles, gerade bei Slapstick oder Comedy, fast nicht mehr gehen lassen. Etwa bei Tante Luise und Herrn Kurt, die mit etlichen Zugaben kurz vor dem feurigen Finale ihr Publikum verwöhnten. Manch einer wollte mitmachen, kam aber nicht zum Zug – vielleicht, weil gerade der Nebenmann gewaschen wurde. Doch man hoffen, dass es nicht das letzte Theaterfestival in Horb war.