Auf den ersten Blick romantisch: Rosen, dahinter das historische Backsteinhaus. Die Zukunftsvision Einkaufszentrum nimmt hier Gestalt an, wenn auch zögerlich. Foto: Hopp

Vorerst kein Ausstieg aus Einkaufszentrum. Ankermieter wollen in jedem Fall dabei bleiben. Noch kein Interessent für Bürofläche.

Horb - Einen möglichen Ausstieg beim Einkaufszentrum wird es wohl vorerst nicht geben. Im Gemeinderat erklärte Investor Hans-Jürgen Birk, was es mit der Entscheidung bis Jahresende auf sich hat.

Erst letzte Woche hatte eine Aussage von Birk für Aufregung gesorgt, die sinngemäß zum Ausdruck brachte, dass zum Jahresende entschieden wird, ob das Einkaufszentrum überhaupt gebaut wird. Der Schwarzwälder Bote fragte Birk nach, ob das so gemeint sei. Keine Antwort.

Im Gemeinderat klingt die Aussage vom Investor dann so: "Wir werden im Oktober, aber allerspätestens Ende November die Entscheidung treffen, ob wir mit einem Kino und Büroflächen in die Vermarktung gehen oder nur mit der Minimal-Lösung von gut 450 Quadratmetern Büroflächen. Das ist unsere Deadline, wo wir entscheiden wollen, wie wir den Bauantrag stellen wollen. Wenn uns der mögliche Kino-Betreiber abspringt, gibt es eine kleine Variante."

Das hört sich nicht nach einem "HORexit", an, also dem Ausstieg aus der Planung. Fakt ist, so Birk: "Derzeit sind wir mit einem Kinobetreiber im Gespräch. Der hat einen Gutachter beauftragt, die Wirtschaftlichkeit zu ermitteln. Wenn ein Kino von vornherein keine Marktchancen hätte, würde der kein Geld für ein Gutachten ausgeben. Dort stehen dann zu erwartende Umsätze und Gewinn drin. Das ist ein Versuch von uns. Denn davon hängen auch die Mieten ab, die man erzielen kann. Fakt ist jedenfalls, so zeigen unsere Erfahrungen, dass die Kinobranche wieder im Auftrieb ist. Die Kinobesuche nehmen durch die 3D Technologie zu."

Der OGL-Fraktionschef wollte wissen, wie hoch der Investor die Wahrscheinlichkeit für ein Kino in Horb sieht? Birk: "Ich möchte keine falsche Aussagen treffen. Egal, ob man 30 zu 70 oder 40 zu 60 oder was auch immer sagt, man kann hier nur eine Falschaussage treffen."

Fakt ist: In den drei zusätzlichen Bauvarianten für das Einkaufszentrum würde die Kino-Variante mit vier geplanten Sälen für 100 bis 120 Plätze dafür sorgen, dass die im Bebauungsplan vorgesehenen Maximalhöhen zwischen den südlichen Gebäudekanten der Kreissparkasse gegenüber und dem Bahnhof überschritten werden müssen.

Doch das große Problem bleibt: Reichen die Parkplätze aus? Denn: Je nach Variante – also ob mit oder ohne Kino – könnten statt bisher 137 nur noch 102 Parkplätze bleiben. Das stieß Gemeinderat Anton Ade (FD/FW) auf: "Würden 100 Parkplätze überhaupt ausreichen? Wenn man am Einkaufszentrum nicht parken kann, wird es schwierig mit dem Einkaufen. Mehr Parkplätze würden dem Projekt helfen." OB Peter Rosenberger sagte, dass man diese Frage auch im Rahmen des Bauantrags klären müssen: "Je mehr Parkplätze, desto besser."

Fakt ist jedenfalls, so wurde bei den Varianten deutlich: Während im ursprünglichen Entwurf immerhin die 57 Parkplätze im ersten OG überdacht waren, werden es bei abgespeckten Varianten nur noch ein paar sein. Sieben zwischen Vögele und einem Gebäudeteil an den Bahngleisen, neun Richtung Busbahnhof.

Und – je nach Variante – ob mit oder ohne Kino, sind auch die Flächen unterschiedlich groß. Bei der ursprünglichen Variante (mit Fitnessstudio) waren es 4382 Quadratmeter Verkaufsfläche und insgesamt 7488 Quadratmeter Büro, Gastro und Fitness.

In der Mini-Version ohne Kino bleibt die Verkaufsfläche mit 4499 Quadratmetern zwar gleich, aber insgesamt sind es nur noch 5762 Quadratmeter. Im ersten OG gibt es 102 Stellplätze. Die Lkw fahren vorne entlang der Bundesstraße/Christophorusbrücken ein. Die Fassade zum Busbahnhof bleibt zweistöckig – ganz oben im 2. OG sind die Sozial- und sonstige Funktionsräume für Rewe und Müller vorgesehen. Zu den Bahngleisen hin bleibt die Rampe, um vorne am Busbahnhof das Einkaufszentrum zu verlassen.

Mit Kino sind es 6682 Quadratmeter. Dann wird es zur Hornauer Straße hin am Eck ein 430 Quadratmeter großes Gebäude für Büros oder Gastro geben.

Ohne Kino und zwei Bürokomplexe hat das EKZ 6262 Quadratmeter.

Investor Hans-Jürgen Birk betonte, dass die Ankermieter – egal, welche Variante zum Zug kommt – bleiben. Birk: "Sie haben gestern alle zugestimmt, dass sie bei allen Varianten dabei bleiben."

Und das kritisierte Elisabeth Schneiderhan (OGL) schon im SBS: "Wenn die kleinste Variante so bleibt, ist die Frage, ob der Standort am Bahnhof so richtig ist. Weil wir diese Flächen ohnehin schon in der Kernstadt haben." OB Rosenberger verwies darauf, dass das ein Thema sei, was man später im Gemeinderat besprechen solle.

Ausstiegs-Option soll vertraglich festgehalten werden

Im Gemeinderat wurde das Flächenthema aber so nicht noch einmal angesprochen. Viviana Weschenmoser (SPD) wollte wissen, ob man die Minimal-Variante mit nur einem Obergeschoss später auch nach oben erweitern kann.

Investor Hans-Jürgen Birk: "Prinzipiell ist so etwas immer möglich. Wir werden es aber nicht vorsehen. Mit unserer Erfahrung im Einzelhandel können wir sagen, dass wir keine Einzelhändler ins zweite Obergeschoss bekommen können. Dazu ist das Ganze zu klein."

Gerhard Fassnacht (CDU) fasste noch einmal nach: "Ist das Risiko zu groß, das zweite Obergeschoss auch ohne Mieter zu bebauen? Könnten wir nicht mit einer Teil-Baufreigabe arbeiten?"

Birk: "Diesen Schritt gehen wir nicht mit. Das wäre ein zu großes Risiko für die Investoren. Für uns ist solch eine Investition nur sinnvoll, wenn wir eine nachhaltige Vermietung finden. Unser bisheriges Risiko liegt bei den gut 500 Quadratmetern Büro oder sonstige Flächen." Die Erfahrung aus Bad Urach zeige auch, dass man am Anfang nicht unbedingt die ganze Fläche vermieten könne. Nach zwei Jahren seien jetzt dort aber die 100 Prozent erreicht.

Auch zu der Bürofläche ging Birk im SBS noch einmal ein. Dort sagte er: "Wir haben dafür noch keine konkreten Interessenten. Wir haben aber von der Verwaltung in den letzten Tagen den einen oder anderen Interessenten zugespielt bekommen. Die Bürovariante mit bis zu 500 Quadratmetern wäre für uns das kleinste Risiko – da würden wir auch bauen."

Joachim Milles (FD/FW) sprach eine Wohnnutzung an: "Haben Sie auch eine Wohnbebauung angedacht – beispielsweise in einer altengerechten Variante?"

Birk: "Wir hatten uns mit dem Gedanken getragen. Auch darüber, ob man dort beispielsweise auf 500 Quadratmetern Studentenappartements baut. Allerdings ist das wegen dem Lärmschutz neben den Bahngleisen nicht umsetzbar, so unsere Architekten."

Doch gibt es auch einen "HORexit"? Der Erfinder des Wortes, Gemeinderat Jürgen Poppitz (FD/FW): "Wir sollten seitens der Stadt Horb ein Datum in den Vertrag einsetzen lassen – am besten Ende Dezember – an dem der Vertrag einvernehmlich aufgelöst werden kann. Sonst verlieren wir als Stadt und der Investor irgendwann das Gesicht."

OB Peter Rosenberger: "Das ist dem Investor wichtig, uns auch. Das werden wir nachher im nicht-öffentlichen Teil bei den Vertragsverhandlungen besprechen."

Dann wurde abgestimmt, ob der Investor mit den jetzt insgesamt vier Varianten weitermachen kann. Bei drei Gegenstimmen (unter anderen Elisabeth Schneiderhan (OGL), Martin Raible (Rep)) und zwei Enthaltungen von Peter Paul Olinczuk und Anton Ade stimmte der Gemeinderat mehrheitlich zu.