Horb - Die Stadtverwaltung reagiert auf die nächste Provokation von Mayk Herzog. Dieser hatte ein Schwanen-Kunstwerk vor dem Sebastian-Lotzer-Haus installiert - auf öffentlichem Grund. Der Schwan hob gestern ab. An einem Kran der Stadt.

Die unendliche Geschichte um den Streit zwischen Herzog und der Stadt ist damit um ein kurioses Kapitel reicher.

Mittwochmorgen, kurz nach 10 Uhr. Mehrere Bauhofmitarbeiter, Vertreter der Stadt und zunächst auch die Polizei stehen am Kunstobjekt, das Stein des Anstoßes ist. Vor gut drei Wochen hatte Mayk Herzog, Eigentümer des Lotzer-Hauses, wieder einmal in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gewerkelt. Er hatte einen "Schwan" von Peter Lenk – ähnlich dem "Vogel", der einst am "Café Leda" thronte – in den Boden vor dem Lotzer-Haus gerammt. Allerdings auf öffentlicher Fläche, wie an der eingezeichneten Begrenzungslinie zu erkennen ist.

Frist verstrichen

Die Stadt schrieb Herzog daraufhin an und forderte ihn auf, das Kunstwerk wieder zu entfernen und die Fläche mit Kopfsteinpflaster wieder in seiner ursprünglichen Form herzustellen. Am Dienstag verstrich die Frist. Herzog hatte nicht reagiert.

Um 10.15 Uhr beginnen die Bauhof-Mitarbeiter mit dem "Rückbau". Ganz behutsam, um den Schwan mit seinem langen Hals und einem ebenfalls abbrechgefährdeten männlichem Glied nicht zu beschädigen. Um Korpus und Hals wird eine gepolsterte Schlinge gezogen. Die Schrauben, die den Schwan mit dem dünnen Sockel verbindet, werden gelöst. Der Kran wird mit den Schlingen verbunden.

Langsam steigt der Schwan in die Höhe. Das wirkt beinahe würdevoll und bewusst inszeniert. Doch das Ziel ist alles andere als künstlerisch wertvoll: Stück für Stück kommt der Schwan der Ladefläche des Bauhof-Fahrzeugs näher. Dann eine kleine Schrecksekunde: Der Schwan droht kopfüber zu kippen. Doch das Bauhof-Team bringt die Statue rechtzeitig wieder ins Gleichgewicht. Nach wenigen Minuten liegt der Schwan auf der Ladefläche.

"Uns blieb keine andere Wahl"

"Uns blieb keine andere Wahl. Ohne Genehmigung durfte das Kunstwerk nicht aufgestellt werden. Das ist ja auch eine Frage der Standsicherheit", erklärt Bürgermeister Ralph Zimmermann auf Anfrage. Eine akute Gefährdung hatte aber wohl nicht bestanden. Die Stadt hatte immerhin eine längere Frist gesetzt. Der "Schwan" werde nun im Bauhof gelagert. "Der Eigentümer kann ihn gerne auf eigene Kosten abholen. Der Rückbau und die Reparaturen des Bodens werden ihm kostenpflichtig in Rechnung gestellt."

Der Ärger mit Herzog geht für die Stadt also weiter. Zuletzt war an dem Haus ein Siegel an der "nicht genehmigten Baustelle" gebrochen worden. Die Stadt hatte daraufhin Anzeige erstattet.

Gegen die Außengestaltung kann die Stadt allerdings nichts machen. Mittlerweile hat Herzog das ehemalige "Belle Arti" in "Galeria Belle Arti in den Herzog Arcaden" umbenannt. Zimmermann hat den Humor nicht verloren und kommentiert: "Ein entsprechender Antrag auf Umnutzung liegt uns nicht vor."

Darüber hinaus gibt es viel Kunst mitten im Chaos, unter anderem steht "Die Zufriedene" am ehemaligen Eingang. Auf einem Schild steht: "Wegzeichen. Denkmal zu Ehren von Mayk Herzog, dem berühmtesten Sohn der Stadt Horb". Ob diese Selbsteinschätzung von den Horbern geteilt wird?

Kommentar: Nervig

Worüber man früher vielleicht noch schmunzeln konnte, ist für viele mittlerweile der Nervfaktor Nummer eins in der Stadt: Mayk Herzog und seine "Inszenierungen" und Provokationen im und um sein Sebastian-Lotzer-Haus. Einst als "Belle Arti" ein echter Hingucker, ist das Gebäude an exponierter Stelle ein Schandfleck und negatives Aushängeschild der Stadt geworden. Der Fall Herzog zeigt aber auch, wie wenig Mittel eine Stadt gegen einen Mann in der Hand hat, der einen immensen Imageschaden für die Stadt verursacht. Bußgeldbescheide halten anscheinend nicht von weiteren Aktionen ab – so wie nun das Aufstellen des Kunst-Schwanen auf öffentlichem Grund wieder zeigt. Auf einem Schild am Haus bezeichnet sich Herzog als "berühmtester Sohn der Stadt Horb". Berühmt? Naja. Der derzeit nervigste Sohn der Stadt trifft es wohl eher. Es reicht jetzt!