Dekanatsreferent Achim Wicker (im Hintergrund, hinterm Geländer beim Eingang) begrüßt vor dem Steinhaus die Gäste des letzten Vesperkirchentags.Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Die Bilanz der ersten "Vesperkirche to Go" / 400 Essen ausgegeben / Nachfrage war höher

Am gestrigen Freitag, kurz vor 12 Uhr. Eine Riesenschlange vor dem Steinhaus in der Hirschgasse. Denn: Am letzten Tag der "Vesperkirche to go" gab es noch einmal den legendär leckeren Fisch aus der Spitalküche von Heiko Schwabe und seinem Team.

Horb. Ursula Nagel und Bärbel Engel vom Vesperkirchen-Orga-Team schauen traurig hinter ihrem Mundschutz hervor. Dekanatsreferent Achim Wicker hat gerade die Gäste des letzten Vesperkirchentags begrüßt. Und nimmt Abschied – denn er wechselt nach Hechingen (siehe weiteren Bericht in dieser Ausgabe).

Dann kommt Wicker runter zur Bilanz. Ein Mann läuft mit strahlendem Lächeln im Gesicht an uns vorbei, sagt: "Dankeschön für die Vesperkirche!"

Wicker lächtelt: "Ich habe mich besonders dafür eingesetzt, dass die Vesperkirche auch dieses Jahr unter den Corona-Bedingungen stattfindet. Ich freue mich, dass ich trotz meines Wechsels die Vesperkirche noch einmal machen durfte."

Die Vesperkirche. Von Wicker mit angeschoben. Und sie hat ihn sehr geprägt, wie er sagt: "In meiner Stelle hätte ich normalerweise nie Menschen kennenlernen dürfen, die Hartz IV beziehen. Das macht demütig!"

Und wie ist die Bilanz der 13. Vesperkirche ohne das gemeinsame Mahl im Steinhaus?

Wicker: "Wir sind sehr zufrieden. Es gab trotzdem ein Schwätzchen in der Schlange beim Abholen – mit genügend Abstand natürlich. Insgesamt haben wir ungefähr 400 Essen ausgegeben."

Er rechnet vor: Zur normalen Vesperkirche im Steinhaus wurden in 13 Tagen 1800 Essen ausgegeben. Das sind rechnerisch 138 am Tag.

Diesmal – nur zum Mitnehmen – waren es 400. Rechnet man den Sonntag (an dem nur drei Essen ausgegeben wurden) mit ein, sind das 60 Essen am Tag. Von Montag bis Freitag sind es im Schnitt 66 Essen.

Wicker: "Wir haben bei der diesjährigen Vesperkirche beschlossen, dass wir Gastronomen mit ins Boot holen und die bezahlen, um auch ihnen gegenüber Solidarität zu zeigen. Dazu fehlten die Solidaritätsesser – wir legen also drauf. Haben aber noch genügend Rücklagen, um den Abmangel zu stemmen. Wir haben mit 50 Essen pro Tag kalkuliert. Weil die Gastronomen planen mussten, konnten wir die Nachfrage von Bedürftigen, die erst kurz vorher angerufen haben, leider nicht befriedigen. Diese hohe Nachfrage hat uns überrascht!"

Also hat auch das Not-Format der Vesperkirche die Erwartungen übertroffen. Und das lobt auch Horbs neuer Dekan Anton Bock. Er hat am letzten Vesperkirchentag den Impuls gegeben. Er sagt: "Auch das macht eine Stadt aus. Sie glänzt nicht nur mit schönen Häusern und Marketing, sondern zeigt auch Herz und Zusammenhalt!"

Egal, was Corona noch bringt – es dürfte wohl wieder eine Sommervesperkirche geben. Wicker: "Nicht nur meine, sondern auch die Stelle von Michael Vogelmann von der Caritas wird neu besetzt. Da werden dann von unseren Nachfolgern hoffentlich neue Impulse gesetzt werden. Ich freue mich jedenfalls darauf, als Gast die Vesperkirche in Horb besuchen zu können!"