Schon im vergangenen Jahr trieben sich die Schwäne an gefährlichen Stellen herum. Eine Umsiedlung des Nestes hilft da aber wenig – eher ein "Bitte nicht füttern"-Schild am richtigen Platz. Foto: Hopp

Gescheiterter Rettungsversuch: Tiere nehmen Platz nicht an. NABU war über Aktion nicht informiert.

Horb - Neue Wendung im Schwanen-Drama: Die Brutstätte am unteren Wehr wurde nicht Opfer der Neckarfluten. "Tierschützer" versuchten eine Umsiedelung, um das Nest vor einem möglichen Hochwasser zu schützen – vergeblich!

War das ein gut gemeinter, aber fataler Versuch von selbst ernannten "Tierschützern"? Am Donnerstag bekam unsere Zeitung einen Anruf von einem Horber, der von dieser Aktion berichtete. Nicht informiert und involviert waren diejenigen, die die meiste Ahnung vor Ort haben: der NABU Horb. Ob Biologin und Vogelexpertin Ursula Göttert, Lambert Straub oder Volkmar Rieber – alle waren von dieser "Rettungsaktion" nicht in Kenntnis gesetzt. Auch Christina Ullrich, die viele Wildtiere schon in Dommelsberg aufgezogen und erfolgreich ausgewildert hat, erfuhr nur durch einen Anruf davon. Alle Experten sind sich einig: Diese Umsiedlung war zum Scheitern verurteilt. "Eine Umsiedlung dieser Art konnte nicht funktionieren", sagt Volkmar Rieber.

Ein Besen am Ufer zeugte gestern Nachmittag noch vom Rettungsversuch. "Damit wurde der Schwan abgewehrt, der natürlich zum Angriff überging", erzählt der Anrufer. Das Nest wurde auf die andere Seite des Ufers gebracht. Die Schwäne blieben aber auf der Seite, auf der das Nest ursprünglich angelegt war. Und suchten und suchten. "Sie haben dann wild gefuchtelt und versucht, die Tiere mit Brot anzulocken." Rieber sagt dazu: "Man darf nicht damit rechnen, dass die Schwäne so denken wie wir Menschen."

Die Schwäne nahmen den neuen Platz nicht an. Und am Abend sei dann auch das Nest nicht mehr zu sehen gewesen, so der Zeuge. Ob die "Tierschützer" die Brutstätte selbst beseitigten? Ob sie vielleicht nun daheim versuchen, die die Eier auszubrüten?

NABU-Mann Lambert Straub findet es sinnvoller, am Grundproblem der Brutstättenwahl anzusetzen: die Fütterung der Tiere verhindern oder zumindest an ungünstigen Stellen vermeiden. Auch um den Nachwuchs der noch vorhandenen zweiten Brutstätte macht sich Straub deshalb sorgen. Warum? "Ich befürchte, dass die Schwanküken wieder das Wehr hinabstürzen, wenn Menschen in der Nähe des Wehres sie mit Futter anlocken. So war es leider schon in der Vergangenheit des Öfteren." Besonders an der Dammstraße neben dem kleinen Turm sei es gefährlich. "Dort schwimmen die Tiere mittlerweile schon automatisch hin, wenn da jemand steht."

Deswegen wünscht sich Straub, dass die Stadt Horb endlich Schilder installiert, die die Bürger informiert, dass an dieser Stelle nicht gefüttert werden soll. Das hatte er bereits 2014 geäußert. Auf Anfrage unserer Zeitung zeigt sich die Stadt nun kooperativ:. "Die Stadtverwaltung Horb schlägt vor, dass sich der NABU Horb schnellstmöglich mit der Verwaltung in Verbindung setzt, um ein entsprechendes Schild und auch den Standort gemeinsam abzustimmen. Da sich die Nistplätze offensichtlich jedes Jahr ändern, sind aus Sicht der Stadtverwaltung die Beobachtungen und entsprechende Rückmeldungen des NABU wichtig. An der Stadtverwaltung Horb soll das Aufstellen eines solchen Schildes nicht scheitern."

Über diese Antwort freut sich Straub natürlich. "Wir werden schnell auf die Stadt zugehen, damit die Schilder noch rechtzeitig vor dem Schlüpfen der Schwanenküken aufgestellt sind."