Zentimeter zum Zentimeter kam das Wasser dem Nest näher: Das Schwanenpaar verlor die Eier dann aber doch in den Wasserfluten. Bereits während der Gartenschau gab es ein Schwan-Drama auf dem Wehr. Auf dem oberen Plateau in der Mitte des Wehres (zu sehen auf dem Bild rechts) brütete damals ein Pärchen. NABU-Urgestein Volkmar Rieber hat der Stadt schon länger eine Konstruktion an dieser Stelle vorgeschlagen, damit die Küken wieder auf das Plateau steigen können. Doch bisher ist nichts passiert. Foto: Breitmaier/Ganswind

Brütendes Pärchen wird von der Wasserflut überrascht und verliert Nachwuchs. NABU appelliert an die Stadt.

Horb - Tagelang hofften viele Horber Tierfreunde, dass die Brutstätte eines Schwanenpaares im Neckar an der Horber Inselspitze unversehrt bleibt. Doch durch die heftige Regennacht von Samstag auf Sonntag kam es zum Schwanen-Drama.

Zentimeter um Zentimeter wurde gestern Vormittag die Fläche, auf der die Schwäne sich niedergelassen hatten, kleiner und das Wasser kam dem Nest immer näher. Um kurz nach 11 Uhr dann das traurige Bild: Das Schwanenpaar schwamm mitten im Wasser, kein Stückchen Erde mehr zu sehen. Immer wieder steckten die beiden ihre langen Hälse ins Wasser und suchten wohl nach den Eiern. "Es hätte nicht mehr lange gedauert, und die Küken wären geschlüpft", so NABU-Mann Lambert Straub, der die Schwanenausbrütung in den vergangenen Tagen verfolgt hatte. Wenn die Schlüpfung erfolgt wäre, hätte die Schwanenmutter ihre Küken unter die Flügel gepackt, und sie wären gerettet gewesen. Doch die Schwäne hatten den Wettlauf mit der Zeit verloren.

Auch Michael Laschinger ist betroffen. Er hat in den vergangenen Tagen immer wieder mit seinem Howawart Nelson nach den Schwänen geschaut und Bilder auf seiner Facebook-Seite gepostet. "Am Bauernmarktsamstag in der Woche vor Ostern bin ich nach dem Einkauf noch vor ans Neckarwehr zur Wasserkraftanlage der Energie Horb, was mich als Stadtrat ja zu interessieren hat. Dabei habe ich das Brutgelege der Schwäne auf der kleinen Neckarinsel entdeckt und spaßeshalber auf Facebook gestellt." Doch die Sorge wurde aufgrund der Wettermeldungen von Tag zu Tag größer. Gestern morgen postete Laschinger noch ein Foto auf Facebook: "Viel mehr Wasser sollte nicht mehr das Wehr runterkommen." Doch leider dauerte es nicht mehr lange, und das Nest war verschwunden.

War eine Rettungsaktion nicht möglich? "Wir hatten keine Chance", sagt Lambert Straub im Gespräch mit unserer Zeitung. "Die Schwäne hätten ihre Brut mit heftigen Attacken verteidigt. Und wenn wir die Eier gerettet hätten, dann wären sie nicht mehr von dem Schwanenpaar angenommen worden. Sie dann in einem Brutkasten zum Schlüpfen zu bringen und dann mit großem Aufwand auszuwildern, wäre ein zu großer Eingriff in die Natur gewesen." Denn Schwäne sind in ihrer Art nicht bedroht, wie NABU-Urgestein Volkmar Rieber erzählt. Deswegen sei zwar das Schwäne-Drama in Sachen Artenschutz nicht schlimm, in Sachen Tierschutz allerdings sehr traurig.

Man merkt Volkmar Rieber an, dass er auf die Stadtverwaltung sauer ist. Bereits während der Gartenschau hatte es ein Schwäne-Drama gegeben, als ein Schwanenpaar auf dem Zwischenplateau des Wehres brütete. Mehrere Küken wurden von der Flut mitgerissen, nur eines konnten Rieber und andere Helfer retten. Damals habe er das Gespräch mit der Stadt und dem Bauhof gesucht. Er schlug eine Konstruktion an dem oberen Plateau vor, dass den Küken einer künftigen Brut eine Aufstiegshilfe gegeben hätte. Er fertigte eigens Skizzen hierfür an. "Damals wurde mir zugesagt, dass sich der Bauhof drum kümmern wird. Leider ist nichts geschehen." Da Schwäne gerne ihren Brutstätten treu bleiben, wäre die Chance da gewesen, dass die Tiere dieses Fleckchen annehmen, so Rieber. Auch jetzt ergebe es noch Sinn, weil man dann zum Beispiel ein Nest, das noch nicht mit Eiern bestückt ist, dorthin umsetzen könnte.

"Wir müssen den Schwänen einen Platz anbieten", schlägt Lambert Straub nun ebenfalls vor und hofft auf Unterstützung seitens der Stadt. "Wir müssen schauen, welche Stelle gut für die Schwäne ist. Es kann natürlich auch sein, dass sich dann andere Vögel dort einnisten. Vielleicht gibt es auch einen besseren Platz, weiter vom Wehr entfernt." Straub will das Gespräch suchen. "Ich kann natürlich nur hoffen, dass Bereitschaft besteht." Nach der Debatte um den Großen Hau in Rexingen sei der Kontakt etwas belastet gewesen.

Übrigens: Auch in Mühlen hatte ein brütendes Schwanenpärchen kein Glück. Barbara Terlau aus Mühlen sah vor wenigen Wochen, dass das Schwanenmännchen tot im Wasser trieb. Die Todesursache ist nicht klar. Die Schwanenmama verließ, wohl vom Hunger getrieben, nach einigen Tagen die Brutstätte und ließ die Eier zurück. Sie kam zwar nach fünf Tagen wieder zurück, beobachtete Terlau, aber das wird wohl zu spät gewesen sein.

Horb – zumindest für Schwäne kein gutes Pflaster, so scheint es.