Mit Gedichten von Sebastian Blau unterhielt Gerhard Ruoff (links) die rund 50 Besucher des "Höflesfests" im Goldenen Adler. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: "Höflesfest" bildet den krönenden Abschluss des Horber Seniorentags

Der Horber Stadtseniorenrat lud zum Abschluss seines Seniorentags zum "Höflesfest" in den Goldenen Adler ein.

Horb. Obwohl das Wetter super passte, musste das "Höflesfest" in den großen Saal der Gastwirtschaft verlegt werden, da sich dieses Mal gut 50 Besucher einfanden, um einen erlebnisreichen Tag bei Zither-Klängen und Gesang von Richard Straub und den Gedichten des unvergleichlichen Sebastian Blau ausklingen zu lassen.

Als Rezitator der Blau-Gedichte konnte der Stadtseniorenrat den evangelischen Pfarrer Gerhard Ruoff gewinnen. Rouff ist seit zehn Jahren im Unruhestand und pflegt neben seinem zweiten Hobby als Laienschauspieler, auch die schwäbische Mundart in seiner ganz besonders charmanten Art.

Bevor man sich jedoch zum geselligen Beisammensein traf, wartete den ganzen Tag über ein seniorengerechtes Programm auf die aktiven Best-Ager aus der Horber Gegend. "Wir haben eine prima Radtour gemacht und durften beim Golfclub sogar einen kleinen Schnupper-Kurs machen", erzählte Lisa Müller ganz begeistert.

Gegen 10.30 Uhr traf sich diese Gruppe und fuhr mit dem Rad gemütlich auf dem Neckartal-Radweg in Richtung Rottenburg. In Sulzau wurde dann im Golfhotel Schloss Weitenburg Rast gemacht, bevor es wieder zurück ging nach Horb. Als Alternative boten Silke Wüstholz und ihr Vater Rolf an, dass man die Anlage vom Kleintierzuchtverein Horb besichtigen könne. Rolf Wüstholz selbst führte die Gruppe. Als Ehrenvorstand und "Mister Kleintierzucht" schlechthin war er der Mann, der auch die kniffligsten Fragen beantworten konnte.

Beide Programmpunkte wurden gerne angenommen, doch der Höhepunkt des Tages war das Treffen im "Goldenen Adler." Schon vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung gab es kaum mehr einen freien Platz im Gastraum, und Berta Luise von Lips, die Patin des Abends, freute sich, dass sie so viele bekannte Gesichter begrüßen durfte. Sie, die geborene Fränkin, die irgendwann in Horb gelandet sei, habe sich ordentlich Gedanken darüber gemacht, was sie denn zur Begrüßung sagen sollte, erklärte sie ihren Zuhörern und schlug dann über eine Anekdote die Brücke zum Mundart-Abend. "Mein ältester Sohn wollte nie gerne in den Nordstetter Kindergarten gehen", erinnerte sie sich. "Ich habe ihm gesagt, dass er dort doch andere Kinder trifft, tolle Spielkameraden hat und sich in der Zeit nicht immer über seine Geschwister ärgern muss." Der Bub antwortete: "Das stimmt ja alles, Mama, doch es gibt dort ein großes Problem – die Sproch."

Wer am Dienstagabend kein perfektes Schwäbisch sprach, der hatte zumindest bei den Sebastian-Blau-Gedichten die gleichen Probleme wie der von Lips-Bub.

Während sich Richard Straub bemühte, akzentuiert sauber seine Lieder in reinem Hochdeutsch vorzutragen, war dies bei den Mundartgedichten von Josef Eberle, der im Nazi-Deutschland zu seinem persönlichen Schutz das Pseudonym Sebastian Blau nutzte, gar nicht möglich. Die so trefflichen Beschreibungen der Menschen, der Landschaft und der religiösen Eigenarten eines jeden Landstrichs leben geradezu von der farbigen, nuancenreichen Sprache der Menschen.

Da wird in einem berühmten Gedicht der "Necker" (Neckar) beschrieben, wie er sich durch das Ländle schlängelt, wie er glänzt und blitzt und mit den Zeilen endet: "Was aber tuat dear Stromer? r lauft schnurstracks ens Badisch nei‘ ond selt – vor lauter Jomer – versäuft r se em Rhei‘!" In breitestem "Raoteburgerischen Mundart" rezitierte der Pfarrer später das Gedicht vom Heiligen St. Nepomuk und stellte nach dem Epos vom "Fronleichnamstag" fest: "Evangelische send genauso fromm – bloß halt andersrom."

Um all die Feinheiten von Straubs Zither und Rouffs Sprachdelikatessen genießen zu können, mussten sich die begeisterten Besucher dieses Seniorentages jedoch immer wieder an den Rat von Berta Luise von Lips erinnern, der da lautete: Ohren auf – Mund zu."

Dies galt natürlich nicht, wenn man sich ein Stück vom Schnitzel in den Mund stecken wollte, denn Speis und Trank gehörten auch in diesem Fall zur guten Abendunterhaltung.