Jochen Schüle und Mutter Brigitte schließen ihr Schuhgeschäft in der Gutermannstraße. Foto: Hopp

Schuhhaus Schüle startet Räumungsverkauf. Besitzer des verbleibenden Schuhhauses nicht glücklich.

Horb - Brigitte Schüle schließt ihr Schuhgeschäft in der Gutermannstraße. Sohn Jochen wird es ebenfalls nicht weiter betreiben.

Das ist ganz bitter: Bald gibt es nur noch ein Schuhhaus in Horb. Inzwischen hängen an der Gutermannstraße bei Schuhhaus Schüle große Schilder: "Räumungsverkauf."

Nachbar Dietmar Meintel (Mietwagen, Textil-Stickerei und Foliendruck) hat die riesigen bunten Teile gedruckt. Er sagt: "Wenn ich im Schwabo lese, dass auch Reno Schuh in der Neckarstraße dicht mache, bekomme ich ein mulmiges Gefühl."

Denn: Am Samstag berichtete der Schwarzwälder Bote exklusiv, dass Reno-Schuh zum 31. Mai seine Filiale in der Neckarstraße schließt. Seit gestern hängen die von Meintel gedruckten Folien beim Schuhhaus Schüle. Und auch der Besitzer des einzigen Schuhgeschäfts in der Kernstadt, welches bleibt, will nichts am Telefon zu der Schließung der beiden Wettbewerber sagen. Glücklich sei er aber nicht, klingt zwischen den Zeilen durch.

Jochen Schüle hat das Schuhgeschäft an der Gutermannstraße in der dritten Generation geführt. Mutter Brigitte übernahm den Laden. Schüle sagt: "Wenn Horb so viele Kleidergeschäfte wie Schuhgeschäfte hätte, hätten wir keine Probleme." Drei Schuhgeschäfte hören sich auf den ersten Blick für die Kernstadt Horb viel an. Allerdings: Genau dieses scheinbare Überangebot und die Vergleichsmöglichkeiten nützen allen drei bisherigen Schuhgeschäften. Die Kunden kommen, um überall zu stöbern. Wenn nur noch eins da ist, könnte dieser Bummel-Effekt weg fallen und eher das Gefühl aufkommen: Da gibt es eh nur einen.

Fakt ist aber auch: Mit Neckar Sport in der Hirschgasse und Orthopädie Zürn in der Bildechinger Steige bleiben noch zwei Schuh-Fachgeschäfte mit bisher anderen Schwerpunkten im Bereich der Kernstadt Horb.

Brigitte Schüle sagt jedenfalls: "Es fällt mir schwer, aufzuhören. Ich habe den Laden immer mit Freude geführt. Besonders der Kontakt zu den Kunden, die seit langen Jahren zu uns kommen, wird mir fehlen. Aber ich möchte auch noch ein klein bisschen von meinem Lebensabend haben."

Ihr Sohn Jochen jedenfalls möchte das Geschäft nicht weiterführen: "Da bräuchte ich noch jemanden zweiten, der täglich das Schuhgeschäft macht. Doch wir möchten die Tradition jetzt so enden lassen. Wir wollen das Schuhgeschäft zu machen, wir müssen nicht." Und er hofft, dass die Ladenfläche bald wieder vermietet werden kann.

Er hat sich seit sechs Jahren ein neues berufliches Standbein bei Bosch-Rexroth aufgebaut. Ist Mutter Brigitte traurig, dass ihr Sohn die Tradition nicht fortführt?

Brigitte Schüle: "Das kann ich nachvollziehen. Die Situation des Handels in Kleinstädten verändert sich permanent."

Doch welche Rolle spielt dabei das Einkaufszentrum? Immobilienbesitzer und -verwalter Peter Haipt hat immer davon gesprochen, dass er merke, dass die Investoren und Handeltreibende abwarten, was dort passiert.

Jochen Schüle: "Einkaufszentrum? Wissen Sie, ob es kommt? Haben Sie schon gehört, ob dort eine Baufreigabe erteilt wurde?" Er gibt sich zwar als Skeptiker des Einkaufszentrums zu erkennen und sagt, dass er auf der Seite der Ex-CDU-Gemeinderäte Hans-Peter Saur und Edith Barth stehe: "Die haben kritisiert, dass die bekanntgewordenen Mieter nicht der Sprung nach vorne für Horb sind. Für uns vom länger ansässigen Einzelhandel spielt das eher weniger eine Rolle, da wir hier ein ganz anderes Mietniveau als die dort draußen haben." Und die Zurückhaltung, die Haipt zu spüren meint, gelte laut Schüle "vor allem für Handeltreibende, die überlegen, ihr Geschäft neu in Horb aufzumachen."

Die bestehenden Geschäfte können von der Stammkundschaft ordentlich leben. Jochen Schüle: "Mit unserem großen Angebot an Kinderschuhen haben wir es geschafft, unsere Kundschaft an uns zu binden. Nach dem Motto: Man kauft sich von klein nach groß bei uns. Es gibt immer Kunden, die einen großen Wert auf Beratung legen und die keine Lust haben, sich 20 Paar Schuhe im Internet zu bestellen und 18 Pakete wieder zur Post zu bringen."

Am Donnerstag startet dann der Räumungsverkauf im Schuhhaus Schüle. Schluss nach 88 Jahren in Horb. Jochen Schüle: "Wir hören mit Wehmut hier auf."