Sie drehten einen Film über den Angstort Horb: Die Schüler vom Neigungskurs Bildende Kunst, Kursstufe 2, MGG. Links Harald Weiß und Christiane Dette Foto: Morlok

Gymnasiasten drehen Film über "Angst-Ort Horb". Mix aus Dokumentation und Spielfilm.

Horb - "Angst-Ort Horb" ist ein Begriff, der Mitte des Jahres nicht nur in der Stadt für Furore sorgte. Anlass war ein Bericht auf "Spiegel online", in dem der Bahnhofsvorplatz Horb mit dem Berliner Alexanderplatz verglichen wurde.

"Angst und Orte", das setzt bei jedem, der die beiden Wörter hört und sich damit beschäftigt, eine Art Kopfkino in Gang. Nur läuft überall ein anderer Film. Der eine denkt an dunkle Unterführungen oder Parkhäuser, ein anderer an einsame Wege, auf denen an jeder Ecke, hinter jedem Baum, ein drogensüchtiger Gangster lauert, der es auf Geld, Gut und Leben abgesehen hat. Doch die meisten Menschen fürchten sich vor dem Unbekannten – vor den Gelegenheiten, mit denen sie noch nie konfrontiert wurden. Doch wer Horb kennt, in dessen Kopf läuft ein eher langweiliger Streifen ab, und daher darf man davon ausgehen, dass Mitarbeiter von "Spiegel online" noch nie in Horb waren.

Schüler sprachen mit Passanten, mit Angehörigen der Bahnhofs-Szene und mit der Polizei

Um das kleine Bahnhofsareal mit einem der Brennpunkte der Republik gleichzusetzen, bedarf es neben Ahnungslosigkeit schon einer ganzer Menge an Fantasie. Doch die Geschichte zog damals ihre Kreise, der "Angst-Ort Horb" war geboren und für ein paar Tage in den Schlagzeilen.

Für die Schülerinnen und Schüler des Neigungskurses Bildende Kunst, (Kursstufe zwei) vom Martin-Gerbert-Gymnasium war der Begriff "Angst-Ort Horb" Grund genug, sich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Sie sprachen mit Passanten, mit Angehörigen der Bahnhofs-Szene, die für den etwas zweifelhaften Ruf dieses Ortes mitverantwortlichen sind, mit Zeitungs-Mitarbeitern, mit Revierleiter Markus Mast, der als Horbs oberster Polizist ganz nah am Gefahrenpotenzial dran ist, und natürlich auch mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der den Vergleich mit dem Berliner Alexanderplatz als eher skurril und an den Haaren herbeigezogen einordnete. Und sie drehten einige fiktive Szenen, wie sie sicher hier und dort vorkommen, in Horb jedoch so selten zu finden sind, dass sie von den MGG-Filmemachern Elisabeth Appelhans, Natalie Berner, Annika Ederer, Helen Holderried, Anna Lenzing, Nadja Merhi, Maryan Yilmaz und Samuel Rauschenberger in Ermangelung von echten Begebenheiten nachgestellt werden mussten.

Mit ironischen Ansätzen peppten sie ihren Filmbeitrag zudem auf. So fragte sich Reporter Rauschenberger allen Ernstes, welche Gefahr von einer weggeworfenen, leeren Eistee-Verpackung ausgehen könne und stellte in einer anderen Szene das schäumende Wasser des Bahnhofsbrunnens als stark gesundheitsgefährdend dar. "Normales Wasser schäumt nicht, es ist einfach nur klar."

Wenn dann auch noch Passanten voller Überzeugung erklären, dass es in Horb doch einige dunkle Ecken gäbe, dann ist die Geschichte vom "Angst-Ort Horb" gar nicht mal so verkehrt.

Ergebnis der Arbeit ist ein sauber recherchierter Filmbeitrag, der alle wichtigen Seiten der Problematik umfasst

Und da kann der Herr, der in der Bahnhofsszene gut bekannt ist, noch so oft behaupten, dass er und seine Kollegen nur ab und zu mal ein Bier dort trinken und sich ansonsten ihre Cola reinpfeifen – der Bahnhof bleibt der Angst-Ort der Kreisstadt im Schwarzwald. Oder etwa doch nicht?

In der Diskussion zum Film stellte sich in der Essenz heraus, dass Horb eher zu den sicheren Orten gehört. "Wer in Horb Angst hat, ist selber schuld" lautete das Fazit eines recht intensiven Gedankenaustausches, an dem sich mehrere Generationen beteiligten.

Was am Ende blieb, das war die Erkenntnis, dass die Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem Tübinger Filmemacher Harald Weiß und ihrer Fachlehrerin Christiane Dette einen sauber recherchierten Filmbeitrag ablieferten. Sie haben alle wichtigen Seiten beleuchtet, durch den Mix aus Dokumentation und Spielfilm ein ernstes Thema gut verständlich präsentiert und mit ihrem emotional dicht gepackten Kurzfilm gleichzeitig auch ein wenig zum Nachdenken angeregt.