Blickrichtung Innenstadt: Welche Auswirkungen hat die Neckargalerie für die Geschäfte "auf der anderen Seite"? Geschäftsmann Haipt fordert eine gelungene Anbindung. Foto: Hopp

FDP und CDU greifen sich gegenseitig an. Geschäftsmann Peter Haipt: Gefahr besteht, dass EKZ eine Welt für sich bleibt.

Horb - Die Neckargalerie als Thema in einer kommunalpolitischen Schlammschlacht? Zumindest gibt es ein politisches Scharmützel zwischen FDP und CDU – und mittendrin plötzlich Geschäftsmann Peter Haipt, allerdings auch mit FDP-Parteibuch.

Rächt sich, dass die Pläne für die Neckargalerie im Kommunalwahlkampf konkret wurden? Oder wäre der Disput zwischen Befürwortern und Skeptikern sowieso hochgekocht? Und handelt es sich um einige wenige, die gegen die Neckargalerie schießen, aber dafür umso krachender?

Die Diskussion um die Neckargalerie nimmt an Schärfe zu. Und es wird auch nicht vor persönlichen Angriffen halt gemacht. Zunächst war da die Äußerung von FDP-Mann Daniel Wochner, dass man der Stadtspitze nicht immer vertrauen sollte. Dies habe sich in den vergangenen Monaten gezeigt. Die Handlungsweisen der Stadt seien in schwierigen oftmals taktisch und nicht inhaltlich bestimmt.

Nachdem auch schon Michael Theurer zum Thema Hochbrücke eine Salve abfeuerte, gibt es einige Stimmen in der Stadt, die der FDP unterstellen, im Wahlkampf einen harten Kurs zu fahren, um von Themen in der Stadt zu profitieren.

Und nun der Zoff zwischen der CDU und Peter Haipt, den Andreas Bronner und Gerhard Munding in offenen Briefen aber als FDP-Mann ins Visier genommen haben. Haipt hatte sich in einem Brief über Gerhard Munding geärgert, der erklärt habe, dass die Stadt ohne Neckargalerie sinngemäß zu einem "unbedeutendes Provinznest" verkomme. Haipt findet, dass Horb auch ohne Einkaufszentrum eine "lebens- und liebenswerte Metropole" sei. Um dann kommt die Attacke: Haipt wünscht dem Textilhandel in der Neckargalerie, dass Munding und seine CDU eher dort einkaufen gehen als in der Vergangenheit. Hintergrund: Haipt besaß einst ein Geschäft für Herrenbekleidung und hat wohl den Besuch der CDU-Herren vermisst.

Das reizte Bronner und Munding, mit offenen Briefen loszuledern. Attacke Nummer zwei: Bronner wirft Haipt Scheinheiligkeit vor. "Aber wir sind es ja gewohnt, dass immer vor Wahlen von FDP-Mitgliedern über die CDU los gezogen wird, um die CDU madig zu machen und das, was sie für diese Stadt erreicht hat, nieder zu machen." Bronner ist sich sicher, dass das Einkaufszentrum ein Erfolg wird.

"Die Investoren garantieren eine Belebung der Innenstadt durch das Einkaufszentrum am Bahnhof. Sie haben schon einige Einkaufszentren gebaut und sprechen aus Erfahrung." Und dann wird auch Bronner gegenüber Haipt persönlich: "Im Übrigen hätten auch Sie mit Ihrem Bekleidungsgeschäft, in dem sicher auch CDU-Mitglieder eingekauft haben, zur Belebung der Innenstadt beitragen können. Sie haben es aber vorgezogen, als Heilpraktiker zur Belebung von Herrenberg bei zu tragen.

"Auch Munding geht in einem offenen Brief Haipt an. "Herrn Haipt ist doch sicherlich bekannt, dass die Stadt Horb (Mittelzentrum) unter einem großen Kaufkraftabfluss leidet und der Branchenmix erhebliche Lücken aufweist." Es bestehe in der Tat die Gefahr, dass Horb als Einkaufsstadt verkümmere. Auch Munding geht zum Angriff über: "Warum hat Herr Haipt vor ein paar Jahren sein Bekleidungshaus aufgegeben, wenn nach seiner Meinung beim Horber Einzelhandel eitel Sonnenschein herrscht?" Haipt habe als früherer FD/FW-Stadtrat zusammen "mit seinem Freund" OB Michael Theurer die Weichen für das EKZ gestellt. Jetzt, wo das Vorhaben aktuell werde, bekomme Haipt "kalte Füße".

Haipt wehrt sich wiederum in einen Brief: Attacke Nummer drei. Er sehe sein Verhalten nicht als Scheinheiligkeit an, sondern es zeuge eher von Zivilcourage, wenn man aus seiner Sicht das Ansehen der Stadt vor Schaden bewahren wolle. Widerspruch gibt es von ihm auch beim Vorwurf, selbst als Heilpraktiker nach Herrenberg abgezogen zu sein. Das sei zwar richtig, aber Horber hätten auch in Horb zu ihm kommen können, und die Einkommenssteuer sei nach Horb geflossen.

Haipt sieht sich zu Unrecht parteipolitisch angegangen. "Ich bin zwar FDP-Mann und werde auch für den Gemeinderat kandidieren, aber ich spreche hier als Geschäftsmann", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Er sei keinesfalls gegen die Neckargalerie. "Ein egoistischer Haipt müsste dagegen sein", sagt der Horber, dem einige Immobilien in der Innenstadt gehörten, auf die das EKZ deutliche Auswirkungen haben könnte. "Wenn die Neckargalerie kommt, dann ist Müller für mich weg und zieht in die Neckargalerie."

Dennoch sehe er Chancen für die Stadt, aber eben auch Risiken: "Die Gefahr ist, dass die Neckargalerie eine Welt für sich wird und die Innenstadt nicht davon profitiert." Deswegen sei es wichtig, dass es eine auch im architektonischen Bereich hochwertige Verbindung zwischen Neckargalerie und Stadt gebe. "Es muss die Besucher reizen, in die Innenstadt zu kommen." Darüber hinaus sei der City-Manager gefordert, Ideen für die Innenstadt zu entwickeln. "Doch das ist auch eine Frage der Mittel. Und ob dafür genug Geld bereitgestellt wird?"

Und was ist mit dem Gerücht, dass Drogerie Müller sowieso rausgehen würde? "Es ist zwar richtig, dass Müller nur noch kurz- bis mittelfristige Verträge macht. Aber in der Geschäftsstrategie gibt es wohl noch keine Entscheidung, wie es mit den 1b-Filialen weitergehen wird." Doch Müller sei in der Innenstadt derzeit ein wichtiger Taktgeber. "Von der Frequenz profitieren alle Geschäfte drumrum. Wenn diese wegfallen würde, wäre das für die Innenstadt ein Nachteil, der aufgefangen werden müsste."