Ernst Pfeffer, der Schafzüchter von Talheim. Die Weidesaison hat noch nicht begonnen, doch für das Foto macht er eine Ausnahme. Foto: Hopp

Das Osterlamm hat bei Ernst Pfeffer das ganze Jahr Saison. "Wenn ich metzgere, sag ich zu jedem Lamm: Es tut mir Leid".

Horb-Talheim - Das Osterlamm hat bei Ernst Pfeffer das ganze Jahr Saison. Für das Foto des Schwarzwälder Boten holt er eins mit Muttertier aus dem Stall und lässt es auf die Wiese – aber grasen dürfen sie noch nicht.

Schafzüchter Pfeffer: "Schauen Sie, es ist erst zwei Stunden alt." Brav lässt es sich auf den Arm nehmen, während das Muttertier aufgeregt umherläuft.

Der Schafzüchter ist ein Landwirt, den die jahrelange, zwölfstündige Arbeit an sieben Tagen die Woche dazu gebracht hat, sein sympathisches Lächeln zu behalten. Aber er redet schnell, weil er weiß, was er bis zum Feierabend um 22 Uhr noch zu schaffen hat.

Pfeffer setzt ganz auf die Direktvermarktung. Das heißt: Irgendwo unter seinen 600 Schafen werden alle drei Wochen die Lämmer geboren. Haben ihren Bereich neben der Mutter. Wenn sie älter werden, gibts dann die Extra-Abteilung Jungtiere mit ihren Müttern.

Der Schafzüchter: "Klar bleiben die, bis sie mit fünf bis sieben Monaten volljährig sind, bei ihrer Mutter. Aber in dieser Gruppe muss das Alter ungefähr gleich sein – sonst fangen die ganz jungen an, die Mutterschafe auszusaugen."

Die Direktvermarktung und die 600 Schafe heißen für den Talheimer aber auch: Das Schäfern ist für ihn nicht mehr drin.

Er sagt: "Als mein alter Schäfer nicht mehr da war, habe ich es mal wieder versucht. Das ist der schönste Beruf der Welt. Mir ging es aber so: Ich habe mich auf den Stock gelehnt, die Schafe beobachtet und im Kopf fing es dann an, zu rattern. Mir fiel ein, was ich daheim noch alles zu erledigen habe und konnte es nicht genießen."

Naja, im Moment ginge es eh nicht mit dem Schafe hüten. Das Telefon von Ehefrau Kornelia klingelt alle drei Minuten – Bestellungen für das Osterlamm. Da muss Ernst Pfeffer noch jede Menge schlachten. Und sie weiß, was das Pfeffer-Lamm so besonders macht: "Fünf Tage nach der Schlachtung ist das Fleisch in der Pfanne."

Und weil Samstag von 13 bis 16 Uhr Markttag im Hofladen bei den Pfeffers ist, hat Ernst noch jede Menge zu tun, damit die Kunden noch frisches Osterlamm kriegen.

Wegen der Schafs- – oder besser Saukälte – pfeift der Wind durch den Stall. Der Schafzüchter: "Derzeit kann ich die Schafe noch nicht rauslassen. Das Gras ist noch nicht dicht genug gewachsen. Wenn die Tiere zu früh auf den Wiesen anfangen, dann hält das Gras nicht lange." Kein Wunder, dass sein Gesicht noch keine Sonnenbräune hat.

Und was fällt ihm beim Thema Osterlamm ein? Pfeffer lächelt sein offenes Lächeln: "Ein Lamm schreit nicht, wenn man ihm Schmerzen zufügt. Vermutlich taucht es deswegen im alten und neuen Testament immer wieder auf. Und Jesus Christus hat am Kreuz auch nicht geschrien."

Apropos Tod. Karfreitag. Wie geht er damit um, die Tiere zu schlachten? Pfeffer: "Das gehört dazu. Ein Weizenkorn stirbt, wenn man es in die Erde wirft und trägt tausendfach Frucht. Wenn ich metzgere, sage ich zu jedem Lamm: Es tut mir Leid."

Die Schafzüchterei – sieben Tage die Woche, zwölf Stunden. Hat man da mal Urlaub? Ehefrau Karolina: "Das haben wir nur einmal geschafft. Als unsere Tochter in Australien war, waren wir vier Wochen drüben.

Ein Bekannter hat extra Urlaub gemacht, um den Hof am Laufen zu halten. Dazu haben wir zwei Metzger engagiert – einer hat geschlachtet, der andere zerlegt. Das war ein enormer Stress, das am Laufen zu halten."

Ehemann Ernst fügt hinzu: "Schade, dass wir nicht in Neuseeland waren. Das gilt als das Mutterland der Schafhaltung."

Das Leben vom Osterlamm – welche Zukunft hat es für den Talheimer Schafzüchter? Ernst Pfeffer: "Wenn wir aufhören, wird es wohl nicht weitergehen. Bei meinem Bub habe ich schon mit zwei Jahren gesehen, dass das nichts für ihn ist. Er hat das Schaf mit ausgestreckten Armen gehalten, während meine Töchter es richtig wie ein Baby genommen haben."