Carsten Rohde vergleicht bei Vortrag Auerbachs Werke mit Tolstoi und Fontane / "Nicht Besitz und Macht, sondern der Geist macht frei"

Von Gerd Karjoth Horb-Nordstetten. Die Jubiläumsveranstaltungen zum 200. Geburtstag von Berthold Auerbach neigen sich dem Ende entgegen. Die Ausstellung mit zahlreichen Vorträgen zum Leben und Wirken des Nordstetter Dichters begann am 4. März im Schloss. Sie endet am 30. Dezember.

Vorher stellt Jesko Reiling am Donnerstag, 18. November, ab 17 Uhr seinen Sammelband mit aktuellen Beiträgen aus den Vorträgen der Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Berthold Auerbach – Werk und Wirkung" vor.

Liebe war früher nur in bestimmten Kreisen erlaubt

Den letzten Vortrag mit dem Titel "Zwischen Sentimentalität und Utopie: Liebesmodelle bei Berthold Auerbach" hielt Carsten Rohde von der Universität Karlsruhe.

Christine Dietz vom Auerbach-Literaturkreis stellte ihn vor. Rohde studierte Germanistik, Geschichte und Nordamerikanistik, promovierte 2004 in Berlin und war dort 2001 bis 2008 Mitarbeiter am Institut für Literaturwissenschaft tätig. Seit 2009 hat er einen Lehrauftrag an der Universität Karlsruhe und legte 2010 seine Habilitationsschrift "Kontingenz der Herzen. Figuration der Liebe in de Literatur des 19. Jahrhundert" vor. Diese Untersuchung mit dem Schwerpunkt auf Flaubert, Tolstoi und Fontane dehnte er mit seinem aktuellen Beitrag auf Berthold Auerbach aus.

Er berichtete über Liebesmodelle in Auerbachs Werken. Liebe war früher nur in bestimmten Kreisen erlaubt. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts entstand mit der romantischen Liebe eine neue Verheißung im Aufbruch zur Moderne. Rohde berichtete vom betrogenen Tolpatsch, den treuherzigen Barfüßele und von anderen Beziehungswirren von Auerbachs Helden.

Vielfältig sind die Liebesbeziehungen, von denen Auerbach in seinen Dorfgeschichten erzählt. Ob in den "Dorfgeschichten" oder dem "Barfüßele" – Auerbach beleuchtete familiale Aspekte in den Liebesgeschichten. Die Fragen lauteten wie folgt: Aus welchem Haus stammt die Partnerin, steht die soziale Sicherung der Familie im Vordergrund? Familienprestige und Standesunterschiede waren ebenfalls dominierende Themen. Die Liebe überwindet alles, auch die soziale Klasse, so die These von Rohde. Er verglich den nihilistischen Weg von Gustave Flaubert, den utopischen Weg von Leo Tolstoi und den liberal-humanistischen Weg von Theodor Fontane. Der utopisch und liberal-humanistische Weg komme in die Nähe von Auerbachs Denken. Seine Bemühungen seien eher volkspädagogisch.

Auerbach in einem Brief: "Nicht der Besitz und die Macht, sondern der Geist macht frei und gleich, nicht die Überhebung über Standes- und Gewerbsunterschiede, sondern die rein menschliche Erhebung in denselben ist das Ziel der sittlichen Freizeit und Bildung". Auerbach inszenierte immer wieder das gute Ende. Das vollkommene Liebesglück mit Happy End gab es im Barfüßele.