Die Ritterspiele finden dieses Jahr mitten in den Pfingstferien statt. Foto: Maria Hopp

Jürgen Wünsche von MPS will nicht mehr: Stadt gründet Eventagentur. Etat: 250.000 Euro. Mit Video

Horb - Das ist ein guter Schritt der Stadt: In einer vertraulichen Gemeinderatsitzung wurde bei einer Enthaltung beschlossen, dass die Stadt jetzt eine eigene "Event-Agentur" auf die Beine stellt. Der Grund: Jürgen Wünsche von der MPS steht für die Ritterspiele nicht mehr bereit.

Die neue "Event-Agentur Horb" – sie soll so schnell wie möglich stehen. Dazu fehlt noch ein Veranstaltungskaufmann. Die Stelle ist ausgeschrieben, genug Bewerbungen sind da, und ab Ende der Woche laufen schon die Bewerbergespräche. Oberbürgermeister Peter Rosenberger sagt: "Wir hoffen, dass die neue Kraft uns so schnell wie möglich zur Verfügung steht."

Denn: Das Rathaus ist unter Zugzwang. In einem Brief von Ende November hatte MPS-Chef Jürgen Wünsche erklärt, dass er nicht mehr als Dienstleister für die Ritterspiele zur Verfügung steht. Begründung: Das passe nicht mehr ins Produktportfolio von MPS.

OB Rosenberger: "Dieser Brief hat uns Kopfschmerzen bereitet. Wir haben uns zusammengesetzt und nachgedacht, was wir tun sollen. Verwaltungsintern war klar, dass Horb nicht ohne Ritterspiele sein darf. Wir haben es auch als unrealistisch empfunden, in der kurzen Zeit einen Dienstleister wie MPS für die künftigen Ritterspiele zu finden."

Die Idee also: eine eigene Veranstaltungsagentur aufzubauen. Heißt konkret: Eine Projektgruppe über alle Fachbereiche aufzustellen, einen Veranstaltungskaufmann dazu. Der Projekt-Koordinator ist dann Martin Scherer, Chef des Stadtmarketings. Und diese Projektgruppe soll dann die neue "Event-Agentur Horb" sein. Rosenberger meint: "Jeder Fachbereich ist in diese Projektgruppe involviert. Der Fachbereich 4 für die Sicherheit, der Fachbereich 2 für das Kulturprogramm, der Fachbereich 5 für die Logistik und der Fachbereich 6 für den Strom. Derzeit wird das Thema in der Fachbereichsleiter-Runde diskutiert, und wir hoffen, dass wir in den Fachbereichen Mitarbeiter finden, die Lust haben, mitzuwirken."

Der Vorteil dieser "Veranstaltungs-Agentur": Erst müssen natürlich die Ritterspiele gestemmt werden. Doch steht die Struktur mit einem professionellen Veranstaltungsmanager im Team, dann kann diese Plattform natürlich auch bei anderen Veranstaltungen nützlich sein.

Rosenberger erläutert: "Wenn die Struktur steht, wird das für alle Veranstaltungen von Vereinen und Ehrenamtlichen sicherlich schnellere und bessere Wege in der Verwaltung schaffen. Damit haben wir dann auch eine Blaupause für andere Großveranstaltungen."

Doch erst einmal sind die Ritterspiele 2019 dran. Die neue Veranstaltungs-Agentur hat eine große Aufgabe vor sich. Denn: Im vergangenen Jahr noch hatte sich das Rathaus entschieden, die Ritterspiele allein zu veranstalten. Die Dienstleistungen wurden aber bei Jürgen Wünsches MPS eingekauft.

Die neue "Event-Agentur Horb" muss jetzt auch diesen Part noch stemmen. Konkret: die Buchung der Künstler, der Turnier-Truppe, des Sicherheitsdienstes, des Aufbaus, der Markthändler. Eben alles, was eine sogenannte "Full- Service-Event-Agentur" anbietet. Rosenberger erinnert: "Die Ritterspiele 2018 sind für die Stadt mit einer schwarzen Null ausgegangen. Obwohl wir dem Dienstleister wünschen, dass er insgesamt Gewinn gemacht hat. Man darf nicht vergessen: MPS hat damals die Ritterspiele gerettet. Und selbst einen sechsstelligen Betrag investiert, um das auch zu schaffen."

Der Gesamtetat der Ritterspiele lag bei 250.000 Euro. Die Stadt hat an MPS 40.000 Euro bezahlt. Rosenberger: "Das fällt in Zukunft weg. Damit ist die Vollzeitstelle des Veranstaltungskaufmanns fast refinanziert."

Der Gemeinderat hat diesem Konzept nach intensiver Diskussion zugestimmt. Rosenberger: "Wir haben beschlossen, dass wir die Ritterspiele auf jeden Fall die nächsten fünf Jahre machen. Damit wir einen nachhaltigen Zeitrahmen haben, der auch eventuelle Besucherrückgänge durch schlechtes Wetter abfedern kann. Alle Gemeinderäte waren sich einig, dass es die Ritterspiele auf dieser Basis weiter geben soll. Ich gehe schon davon aus, dass wir jetzt auch Lehrgeld zahlen werden. Ich bin aber guten Mutes, dass wir die Ritterspiele auf Dauer in Horb mit dieser Projektgruppe halten werden können."

Und die neue "Event-Agentur Horb" ist schon fleißig. Martin Scherer: "Ich bin froh, dass wir schon mehr als 80 Anfragen von Marktbeschickern und Gauklern haben. Mit Gisela Kristof konnten wir auch eine bewährte Kraft gewinnen, die mit im Team ist. Der Vorverkauf soll vor Ostern starten – und wir wollen diesmal zum ersten Mal sicherstellen, dass man die Tickets auch komplett digital bekommt. Natürlich sprechen wir auch mit Sicherheitsfirmen und den Ehrenamtlichen, die bisher beispielsweise das Parken gemacht haben."

Auch beim Werbekonzept gibt es laut OB Rosenberger diesmal eine Herausforderung: Die Ritterspiele liegen mitten in den Pfingstferien im Juni. Rosenberger meint: "Das kann Chance, aber auch Risiko sein. Es sollte gelingen, die Ritterspiele als Highlight im ganzen Land zu positionieren."

Am Rahmen und den Programmabläufen soll sich – ebenso wie an den Ticketpreisen – nichts ändern. Rosenberger sagt aber: "Es erfordert jetzt schon eine tiefe Einarbeitung und einen Kraftakt. Wenn die Strukturen dann stabil sind, haben wir auch Luft für neue Impulse. Deshalb bauen wir dieses Jahr auf dem Bewährtem auf und haben nächstes Jahr Raum für neue Impulse."

Scherer fügt an: "Sollte es in Horb jemanden aus der Ritterszene geben, der sich neu einbringen will, der ist bei uns herzlich willkommen."