Besucher sollen im Mittelalter sein. Christian von Würmtal: "Wer heimlich WM guckt, dessen Smartphone landet im Neckar".
Horb - In der Großen Kreisstadt sind alle am Schwitzen und im Fieber: Die ersten Ritter bauen schon ihr Lager auf, die City-Wirte machen alles fit für den Anpfiff der Fußball-WM heute um 22 Uhr. Koray und Viktoria Yildiz von der Kulisse planen gerade die letzten Großmarktbestellungen für das Wochenende. Kurze Diskussion, ob die Gäste bei den Ritterspielen (ab Freitag, 13. Juni) sofort bezahlen sollen, damit die Zettelwirtschaft an der Theke überschaubar bleibt. Für die Prämierung des besten Ritterspiele-Schaufensters haben Koray Yildiz mit Hilfe von Peter Haipt eine Ritterspiel-Deko für die Außenbestuhlung gebaut. Burgmauer, Turm mit Horb-Wappen. Stilecht.
Erst durch den Schwabo-Reporter erfahren die beiden, dass am Abend um 19 Uhr die Besichtigung durch den Ritterverein und Stadtmarketing ist. Also: Schnell noch den Aufbau organisiert.
Christian von Würmtal schwitzt inzwischen am Neckarufer. Schwarzes T-Shirt, ein paar Zelte und die Tische stehen auch schon. Er sagt: "Wir von den Frundeckrittern stellen den Turnier- und Lagervogt. Wenn die Lagerleute morgen kommen, müssen wir sie einweisen. Deshalb muss bei uns heute alles soweit fertig sein."
Klar, dass es im Lager der Frundeckritter, die bei der Zeitreise der Ritterspiele das 11. Jahrhundert repräsentieren, auch martialische Regeln gelten. von Würmtal ist Vize-Lagervogt und stellt vorab schon mal die Abseitsregel für die Rittersleut klar: "Im Lager gibt es kein Strom. Es herrscht Handy- und Laptop-Verbot. Wer heimlich die WM guckt, dessen Smartphone landet im Neckar. Denn wenn die Besucher da sind, ist Mittelalter."
Matthias Ertel, Vorsitzender des Ritterspielevereins, lacht: "Die Fußballfans unter den Rittern müssen wohl verzichten. Zwar haben zu dieser Zeit die Mayas und Inkas schon Ballspiele gemacht, im Mittelalter auf dem Alten Kontinent war das aber unbekannt."
Das heißt für die Fußball-Fans unter den Gewandeten: Vor dem Anpfiff schwere Darmkolik simulieren, runter mit den Klamotten und ab in die Stadt.
Zwei Horber sind besonders gespannt auf das Eröffnungsspiel: Tihomir Balukcic (Kroate, Inhaber des Crepe-Stops in der Hirschgasse) und Tales Goncalves Nazareno aus Brasilien, der gerade ein Praktikum bei Bosch-Rexroth macht.
Tihomir legt vor: "Wir haben zwei Brasilianer in der Mannschaft. Ich denke, wir werden nicht als Verlierer vom Platz gehen." Tales kontert: "Eduardo da Silva kenne ich nicht. Ich tippe 3:1 für Brasilien." Tihomir blockt gleich: "Am Freitag wirst Du wissen, wer unser Eduardo ist." Und während beide das Fußball-Duell einleiten, machen sich die Wirte fit für den ersten Anpfiff!
Zum Beispiel im Kö 23. Diana Müller und Kerstin Reich haben die Theke gerade mit den Deutschland-Fähnchen geschmückt. Kerstin zeigt die frisch gedruckte Karte mit den WM-Specials.
Im Gleis Süd wird erst kurz vor dem ersten Anpfiff dekoriert, wie Gastronom Carsten Müller schmunzelnd berichtet: "Die Deko macht meine Frau am Tag des ersten Spiels – die ist der Profi."
In Koray Yildiz Kulisse in der Neckarstraße ist die Indoor-Sektion der WM-Meile schon weltmeisterlich geschmückt: Rund um die Theke sind Fähnchen aller WM-Teilnehmer, links vor der großen Leinwand sind zwei Schaufensterpuppen im Deutschland-Dress platziert.
Die Outdoor-Sektion zum Public Viewing der WM-Meile wird zum Deutschland-Spiel am Montag, 18 Uhr, aufgebaut sein. Yildiz: "Entweder werden die Technik und die Bierbänke auf dem Platz gleich nach dem Ende der Ritterspiele aufgebaut oder gleich Montag früh." Mit einer riesigen Leinwand und 500 Outdoor-Plätzen wird es hier das Public Viewing für die Kernstadt bei jedem Deutschland-Spiel geben.
Für die Macher der "WM-Arena" mit 1000 Plätzen auf dem Rauschbart ist ebenfalls am Montag Anstoß. Gastronom Michael Singer: "Wir freuen uns auf viele Fans!"
WM-Anpfiff, Ritterspiele. Montag Jogis Jungs – die nächsten fünf Tage hat Horb keine Feierpause!