Peter Rosenberger (von links), Uli Riedel und Thomas Kreidler vor dem ehemaligen Café Kipp, das zum Hotel werden soll. Foto: Lück

Re-Motel ohne Rezeption. Barcode auf Smartphone öffnet Zimmertür. Gastro-Entwickler sieht bis zu 60 Zimmer.

Horb - Das alte Café Kipp soll jetzt ein Pilotprojekt und Kernzelle für ein neues Hotel-Konzept in der Altstadt werden – das sogenannte Re-Motel. Heißt: Keine Rezeption mehr, sondern nach der Buchung und Bezahlung gibt es einen Code aufs Handy, der die Tür zum Apartment öffnet.

Es besteht aus drei Häusern nebeneinander auf dem Marktplatz, wo das ehemalige Café Kipp war. Das Rathaus hatte es nach der Geschäftsaufgabe von Helmut Kipp gekauft. Jetzt sollen die drei Häuser die Kernzelle eines Zukunftsprojekts in der Altstadt sein: dem "Re-Motel".

Konzept findet großen Anklang

Kommt von Remote (Fernbedienung) und Hotel. Das ferngesteuerte Hotel. Das schlägt Uli Riedel, Geschäftsführer der Gastgewerblichen Entwicklungs- und Management-Gesellschaft (GEM), vor.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger sagt dazu: "Wir haben das Konzept im letzten Gemeinderat nicht-öffentlich vorgestellt. Es fand großen Anklang bei allen Fraktionen. Einer der Anwesenden, die dabei waren mit Nähe zum Hotelgewerbe, hat gelobt, dass man sich das sehr gut vorstellen kann."

Plan: "Oberstadt-Lebenskultur schaffen"

Doch was steckt hinter dem neuen Konzept für das Café Kipp? Riedel macht seit 50 Jahren Unternehmensberatung für Hotellerie und Gastronomie. War beim DeHoGa in der Betriebsberatung, ist seit 1991 selbstständig. Er sagt: "Wir sind mit der Drohne über den Marktplatz geflogen. Diese drei Häuser sind wirklich stadtbildprägend. Die tollen Häuser, die Altstadt und die Terrasse bieten die Riesen-Chance, mit diesem Kern anderen gegenüber zu punkten und die Reisemotivation für Touristen bis in den Frankfurter Raum hinein zu erhöhen! Deshalb sollte wir versuchen, hier eine Oberstadt-Lebenskultur zu schaffen."

Der erste Schritt: Im Erdgeschoss der drei Häuser soll eine Gastronomie entstehen – auf Bistro-Niveau. Riedel: "Morgens Kaffee trinken, mittags ein Mittagstisch und abends auf der herrlichen Sky-Terrasse einen Cocktail genießen mit Blick auf das Neckartal."

Appartments für flexible Nutzung

In den beiden oberen Etagen sollen 14 Appartements entstehen – zwölf mit einem Raum und zwei Maisonette-Wohnungen mit zwei Zimmern im Dachgeschoss. Mit Balkon zum Neckar.

Riedel: "Mit der Remote-Hotel Konzeption können diese einzelnen Appartements flexibel genutzt werden – als Hotelzimmer, Studentenwohnungen oder Appartements für mehrere Wochen für längere Aufenthalte. Weil alle Buchungen digital verwaltet werden können, ist das Konzept so flexibel, dass man es bequem steuern kann."

Weil das Haus kernsaniert werden muss und ein barrierefreier Zugang wirtschaftlich nicht umsetzbar ist, könnte man aus dem Café Kipp einen Ort für junges Wohnen in der Altstadt machen. Noch ein Vorteil: Alle Wohnungen, die an das "Re-Motel-System" angeschlossen werden, können zu einem virtuellen Hotel im Netz zusammengefasst werden. So macht es Amsterdam mit seinen Brückenhäuschen.

Bisheriges Angebot nicht attraktiv genug?

Die 975 Studenten der Dualen Hochschule bieten Potenzial, die Apartments zu nutzen. Riedel nennt das Konzept "Junges Wohnen auf Zeit". Riedel: "Mit diesem Re-Motel-System kann man aber noch jede Menge anderer Leerstände beispielsweise rund um den Marktplatz und in der Altstadt füllen. Hier sehe ich ein Potenzial zwischen 48 bis 60 Appartements."

Der Gastro-Experte hat auch den Tourismusmarkt von Horb genau studiert. Sagt: "Die Nachfrage an Übernachtungen ist in den letzten elf Jahren um 50 Prozent gewachsen. Das Zimmerangebot stagniert bei 400 Betten, die Jahresauslastung stagniert bei 25,3 Prozent – Landesdurchschnitt 40 Prozent!" Die Folgerung von Riedel: "Die Tourismusnachfrage ist nicht so stark, dass neue Kapazitäten oder Produkte wirtschaftlich ausgelastet werden können. Gleichzeitig ist auch das Angebot nicht attraktiv genug, um neue Nachfrage zu generieren."

Deshalb soll die Übernachtungsnachfrage, die durch die Duale Hochschule da ist, durch die neue Form der "Re-Motels" abgedeckt werden. Mit dem "Jungen Wohnen auf Zeit" können diese Appartements im Sommer Platz für Touristen bieten. Und im Winter Platz für DHBW-Studenten, die drei bis fünf Monate am Stück in Horb studieren. Danach gehts zur Arbeit in die Firma, die das Studium bezahlt – immer im Wechsel.

Junges Leben in die Kernstadt bringen

Riedel mahnt aber auch: Eine neue Gastro im Café Kipp allein reicht nicht aus. Er sagt: "Die Schaffung einer neuzeitlichen Gastronomie ist eine Aufgabe, kann aber das Problem der sich leerenden Altstadt allein nicht lösen."

Neben jungem Wohnen in der Altstadt gehören dazu auch Treffpunkte, Veranstaltungen, Kunst und Kultur.

City-Manager Thomas Kreidler: "Wir begrüßen alle Konzepte, die junges Leben in die Kernstadt bringen. Es zeigt, wie richtig es war, dass das Rathaus das ehemalige Café Kipp gekauft hat. Dann kann man neue Konzepte umsetzen."

Handarbeit mit kniffligen Details

Wie geht es jetzt weiter mit dem "Re-Motel" im Café Kipp? OB Rosenberger: "Wir werden Uli Riedel damit beauftragen, dieses Konzept so weiter zu entwickeln und fertig zu stellen, dass wir es Investoren vorstellen können. Der Gemeinderat wird auf jeden Fall informiert, wie es weiter geht."

Riedel rechnet damit, dass das Umbau- und Sanierungskonzept ein bis zwei Jahre dauern kann: "Da sind Fragen des Denkmalschutzes zu beachten. Der eigentliche Umbau wird wohl zwei Jahre dauern – das ist Handarbeit mit kniffeligen Details." Er schätzt die Umbaukosten "anhand von Vergleichskennziffern" grob auf drei bis fünf Millionen Euro.

OB Rosenberger: "Ich denke, wir werden einen Investor und einen Betreiber finden. Selbstredend werden wir das Projekt den eigenen Hoteliers anbieten – aber auch Gastronomen in der Region. Ich denke, mit der Idee des Re-Motels und der flexiblen Nutzung sind wir genau im Trend."

Wird nächstes Jahr hier wieder die Sommerterrasse der Bantleon-Brüder stehen? Rosenberger: "Wir werden jetzt Gespräche mit den Gastronomen führen." Riedel: "Die Fortsetzung im nächsten Jahr würde genau passen, um den Marktplatz im Bewusstsein attraktiv zu halten."

Allerdings: Die vorhandenen gewerblichen Räumlichkeiten des Café Kipps wie die ehemalige Backstube sind schon abgerissen worden. Die Gastronomen könnten diese also in den nächsten Jahren als Küche oder Spül-Küche nicht nutzen.

Und wo können sich Eigentümer melden, die sich vorstellen können, ihre Apartments über das "Re-Motel"-System zu vermieten? Ansprechpartner ist City-Manager Thomas Kreidler.