So sollte die neu Ortsmitte im Mühringen ursprünglich aussehen – jetzt folgte der Ortschaftsrat der Entscheidung des Gestaltungsbeirats, dass der Penthouse-Aufbau (unten rechts) nicht verwirklicht werden soll.Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Vorschläge des Gestaltungsbeirats sollen umgesetzt werden / Penthouse aus Entwurf gestrichen

Mühringen soll ein Herz, eine neue Dorfmitte, erhalten. Darüber war man sich nicht nur im Gestaltungsbeirat, der vor einigen Tagen getagt hatte, sondern auch bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung einig.

Horb-Mühringen. Von Wiesenstetten herkommend, geradeaus in die Graf-Gerold-Straße rein, direkt neben dem Dorfladen von Günes Demir sieht man eine freie, geschotterte Fläche, die zum Hang hin ausläuft. Und genau dort wollen die Bauunternehmer Bernd und Daniel van Husen mehr Urbanität schaffen und dabei nicht nur die Gewinnabsicht in den Vordergrund stellen.

Dies sagte Seniorchef Bernd van Husen gleich zu Beginn der Sitzung. Er kenne Mühringen schon seit seiner Zeit als Fallschirmjäger, da man hier in der Nähe trainiert habe. Sein Sohn Daniel hat sich sogar lyrische Gedanken in Form von Kurzprosa über Mühringen bei langen Spaziergängen gemacht. Diese Gedanken las der gramgebeugte Senior vor. Gramgebeugt deshalb, da er vor zwei Wochen eines seiner Kinder zu Grabe tragen musste und ihm der Gestaltungsbeirat genau eine Woche später seinen Plan samt Modell seiner Ansicht nach in der Luft zerrissen hat. "Ich wollte abspringen", gab der Bauunternehmer zu, überlegte es sich jedoch noch mal anders.

Horbs Stadtplaner Peter Klein relativierte die Empfindungen des Bauunternehmers. Er erklärte, dass der Gestaltungsbeirat, der sich aus vier Fachleuten zusammensetzt, lediglich einige Verbesserungsvorschläge gemacht habe und das Vorhaben im Grunde genommen sehr gut fand.

Klein nannte es eine Handreichung der Stadt Horb, dass van Husen sein Bauvorhaben vorstellen konnte.

"Der Gestaltungsbeirat setzt hohe Maßstäbe an. Was wirklich pragmatisch und umsetzbar ist, das ist dann später die Sache des Bauherren und der Gemeinde", so der Stadtplaner.

Von Seiten der Experten kam die Anregung, dass das geplant Wohn- und Geschäftshaus von Empfingen kommend stärker wahrnehmbar sein sollte. Dadurch soll ein attraktives "Merkzeichen" entstehen. Deshalb sollte man dieses Gebäude bewusst in die Sichtachse schieben, von der Wiesenstetter Straße aus gesehen. Außerdem bemängelten sie, wenn man schon das Flachdach als eigene Formsprache in einem Gebiet, in dem es sonst nur Satteldächer gibt, nutzen möchte, dies nicht durch einen Penthouse-Aufbau bricht.

Dass die neue Straße in die Dorfmitte mindestens fünf Meter breit sein sollte, hat zur Folge, dass das Penthouse, aber auch der geplante Brunnen, verschwinden müssen.

So schlimm war der "Verriss" also gar nicht und Peter Klein glaubt: "Hier sind wir relativ dicht an einer Entscheidung." Wenn er heute eine Beschlussfassung für den Gemeinderat schreiben müsste, dann würde er empfehlen, dass das Penthouse weg kommt, doch die Drehung des Hauses müsste nicht sein. Ob die Sichtachse gebrochen wird, ist für Klein nicht so wichtig. Für ihn sei vor allem die rückwärtige Entwicklung, zum Hang hin, von größerem Interesse.

Vor diesem Hintergrund stieg der Ortschaftsrat dann in die Diskussion ein.

Rätin Maika Göttert meinte: "Ich finde es sehr gelungen. Das passt in unser Dorf und ist eine echte Bereicherung." Gut gefällt ihr die Idee mit dem Café als Begegnungs- Stätte. Sie sprach sich jedoch für die Drehung der Häuser, zumindest im hinteren Bereich, aus, denn sie findet es nicht toll, wenn die Anwohner auf die Straße gucken und nicht ins Grüne.

Rat Matthias Lölfing-Theurer findet den Bereich in der Kurve (Einfahrt in die Dorfmitte) ungünstig. "Die Bushaltestelle kann angepasst werden", so Klein "und gegenüber kommt ein Spiegel hin."

Eckard Lacher, Senior im Ortschaftsrat, wollte wissen: "Was muss passieren, dass der Gemeinderat grünes Licht gibt? Wie steht die Stadt dazu?"

Klein konnte zwar nicht für den Gemeinderat sprechen, doch glaubt er, dass man nach der nächsten Runde des Gestaltungsbeirats im Dezember das Projekt im Gemeinderat vorstellen kann. "Ich glaube, wir bringen das hin."

Maika Göttert kann es anscheinend nicht abwarten, bis es losgeht. "Wann ist Baubeginn?", wollte sie von Peter Klein wissen, der jedoch feststellen musste: "Das dauert halt noch etwas."

Ortsvorsteherin Monika Fuhl freut sich auf die Belebung des Orts. "Seit das Gebäude abgebrochen wurde, geht dort was. Die Jüngeren würden sich gerne eine Wohnung kaufen und auch die Älteren würden gerne aus den großen Wohnungen in ein kleines Appartement umziehen.

Sie betonte in diesem Zusammenhang noch, dass die Mühringer selbst momentan aufgrund des Angebots kaum Chancen haben, im Ort ein Baugrundstück zu erwerben. "Die wenigen freien Plätze werden zu horrenden Preisen an die Stuttgarter verkauft", so ihre Erfahrung. Deshalb versprach sie, dass die Mühringer Bevölkerung als erste die Möglichkeit bekommt, sich über Pläne, Preise und dergleichen zu der neuen Dorfmitte zu informieren. Dies bedeute aber leider nicht automatisch ein Vorkaufsrecht.

Nachdem man sich einstimmig dem Vorschlag von Peter Klein anschloss, dass zumindest das Penthouse gestrichen wird, sagte der Bauunternehmer zum Abschied: "Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen."