Zunftmeister, Schütz und Tussnelda bestimmen nun über den Flecken – Ortsvorsteherin Sylvia Becht macht gute Miene zum fasnächtlichen Treiben. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Titelverteidiger holen zum dritten Mal den Titel bei "The Voice of Alta" / Ortsvorsteherin räumt das Rathaus

In "Alta" (die Betonung liegt auf dem A) wird am "Schmotziga" von den Narren nicht nur das Rathaus gestürmt; nein, es wird auch gesungen, was die Kehlen hergeben und die Ohren der vielen Zuschauer aushalten.

Horb-Altheim. Die achte Ausgabe des beliebten Sängerkriegs "The Voice of Alta" stand wieder einmal als Höhepunkt der Rathausstürmung auf dem Programm. Die "Sin-Gers von dah Musik", also Mitglieder der Musikkapelle, die alle auf den passenden Namen Singer hören, waren wild entschlossen, den im Vorjahr ersungenen Titel samt Wanderpokal gegen die Herausforderer vom "Stammtisch" mit allem, was die Stimmbänder hergeben, zu verteidigen. Sogar eine Gitarrenbegleitung hatten sie für ihre Version des Enzian-Hits von Heino parat. Sie wollten mit allen Mitteln zum dritten Mal in Folge den Pokal für sich holen und ihn so für immer mit ins Vereinsheim nehmen.

Bevor sie aber ihren Text vortragen durften, den beide Teams in diesem Jahr für den musikalischen Wettkampf zur Melodie von "Blau, blau, blau blüht der Enzian" grölen konnten, musste der Flecken erst komplett in närrische Hand geraten. Kein ganz leichtes Unterfangen.

Dazu mussten die Narren mit voller Mannschaftsstärke ordentlich Spektakel rund um den Dorfplatz veranstalten, denn freiwillig gab Sylvia Becht, die nun schon einige Zeit das Amt der Ortsvorsteherin innehat, nichts her – schon gar nicht ihren Rathausschlüssel.

Während vom Rathausturm die Glocke erklang, die nur an diesem Abend geläutet wird, marschierte das närrische Volk in ihren derben Gewändern zum Sound der Musikkapelle vors Rathaus. Die Zunftmeister Jörg Pfeffer und Bernhard Dettling forderten ganz klar die Herausgabe von Schlüssel und Amtsgewalt. Aber da hatten die Narren mal wieder die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Von der Noch-Amtsinhaberin gab es erstmals gar nichts zu hören. Die neue Altheimer Möchtegern-Regierung musste schon etwas handgreiflicher werden, um die gute Frau zur Herausgabe ihrer Insignien zu überreden.

"Tusnelada" (Lothar Dietrich), die jedes Jahr am 6. Januar das Licht der Altheim Fasnetswelt erblickt und nur in heimischen Gefilden unterwegs ist, wurde extra zwecks Herbeischaffung der Amtsinhaberin aus dem "Ochsen" geholt, wo sie sich schon genüsslich den Freuden von vergärtem Obst und Getreide hingab. Damit Tusnelda und später auch der geplagte Schütz schnell wieder an ihren Platz zurück konnten, schnappte sich die Narrendelegation das Leichtgewicht mit dem Rathausschlüssel und stellte es direkt auf dem Rathausvorplatz hinters Mikrofon. Geschickt nutzte die Ortsvorsteherin hier die Möglichkeit, ein paar Dinge anzusprechen, die ihr so gar nicht behagten. "Der Gemeinderat hat genehmigt, den Altheimern ihr Klo, darüber ist die Bürgerinitiative sehr froh. Die Flecken um Altheim schütteln bloß den Kopf, die Altheimer hen eröffnet für’s Klo an Spendentopf." Mit Blick über die Straße stellte sie zudem fest: "Das Molkegässle isch zwar jetzt ganz schee, bloß sitzt man mit dem Auto uff und macht es dabei auch noch hee."

Natürlich durfte auch der Fußgängerüberweg genauso wenig fehlen wie der Mensch, der ihr als "Hintenrumschwätzer" massiv auf den Zeiger geht. Auch der Schütz (Jochen Beck) hatte den Fußgängerüberweg samt dem Laternenmasten, dem "saudomma Stotza" auf seinem Fasnetszettel. Auch eine kleine Huldigung an die Bruni, die schon den Bronner regiert habe, hatte der Schütz parat: "Eine Ära ging zu Ende. Ihr überaus großes Wissen wird man auf dem Rathaus schön vermissen", reimte er auf die langjährige Verwaltungsangestellte Brunhilde Lechler, die still und leise 2019 in den Ruhestand ging. Und das Rednerpult nutzte er wie jedes Jahr, um einigen Betroffenen die Leviten zu lesen und ihnen die Untaten des Jahrs vorzuhalten.

Bei solch netter Unterstützung gab Becht ihr Schlüssele dann doch noch her, wünschte den Narren eine glückselige Fasnet und sagte bis Dienstagabend ade.

Und dann wurde es hochmusikalisch! Mit "Ja, Ja, so blau macht der Enzian, wenn beim Fasnetsglühen, wir uns wiedersehen. Mit Tussis ro ro roten Lipen fing es an, die ich nie vergessen kann", sangen die stimmgewaltigen 14 Mann vom Stammtisch ihre Gegner über den Haufen.

Zwar tat sich die Jury, zu der neben Altheims Ehren-Zunftmeister Rainer Singer und Schütz a.D. Wilhelm Becht auch noch Pfarrer Armin Noppenberger gehörte schwer, doch die Entscheidung fiel salomonisch durch den Applausometer der gefühlt 400 Anwesenden. Das Publikumsvotum fiel klar für den Stammtisch-Gesang aus.

Doch letztendlich das war egal, wer den Sangeswettbewerb gewann, wichtig ist, dass in "Alta" seit Donnerstagabend die (Nacht-)Krabba richtig tief fliegen, die Narrenfahne am Rathaus hängt und Heiterkeit den Flecken regiert.