Das Projekt Morgenland-Team in Vorfreude auf die Eröffnung: Abdul Rahim Khalaf (von links) mit seinen Kindern, Alaa Eddin Al Jabara mit Frau und Baby, Projektleiterin Eva Michielin mit ihrem Mann Heiko Gaiser (hinter ihr) sowie ihren Freunden, die mitangepackt haben, Michael Bort und Petra Pöschl. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Nach Crowdfunding und Renovierung eröffnen zwei Syrer ihr Restaurant in der "Buß" / Helferkreis freut sich

Am Dienstag geht für die beiden Syrer Abdul Rahim Khalaf und Alaa Eddin Al Jabara ein Traum in Erfüllung. Sie eröffnen ihr Restaurant "Projekt Morgenland". In der alten Horber Gaststätte zur Buß bieten sie orientalisch-mediterranes Essen an. Los geht’s mit dem Mittagstisch.

Horb. Die Wirtshausstühle haben einen türkisfarbenen Stoffbezug bekommen, an den Decken hängen metallene Lochlampen – die Buß ist weiter zu erkennen, wurde aber um orientalische Gestaltungselemente ergänzt. "Es ist schnuckelig geworden", sagt die ehrenamtliche Begleiterin und Freundin der beiden Syrer, Eva Michielin. Sie freut sich genau so sehr wie Alaa Eddin Al Jabara und Abdul Rahim Khalaf auf die Eröffnung.

Am Dienstag, 19. Juni, um 11.30 Uhr werden erstmals die Türen geöffnet und Mittagstisch angeboten. "Wir fangen mit einer kleinen Karte an", kündigt sie an. "Wir machen alles frisch." Angeboten werde auch das, was der Gemüsemarkt je nach Saison hergibt. Beim Einkauf versuche man so regional und saisonal wie möglich zu bleiben – was allerdings nicht immer funktioniere, etwa wenn es um die für die syrische Küche so typischen Granatäpfel geht.

"Ich bin ein bisschen gestresst", sagt Alaa Eddin Al Jabara. "Alle Leute warten auf dieses Morgenland." Er sei gespannt, wie der erste Tag laufe. "Ich bin sicher, dass wir unser Bestes geben."

Michielin hat mit den Syrern schon Anfang 2016 die Idee des eigenen Restaurants entwickelt, nachdem sie von deren Kochküsten restlos begeistert war. Inzwischen hat sie nach eigenen Angaben rund 1000 Stunden in das Projekt Morgenland investiert. Sie hat ein sogenanntes Crowdfunding organisiert – das heißt, sie hat auch über das Internet Geld bei Förderern eingeworben.

Die Frau aus Betra, die als Managerin in einem IT-Konzern gearbeitet hat und inzwischen selbstständige Persönlichkeitsberaterin ist, hat mit den Männern ein Konzept erarbeitet – und sie bei alledem auf ihrer persönlich-emotionalen Achterbahnfahrt als Flüchtlinge in Deutschland begleitet. Sie hat miterlebt, wie die Frau und das erste Kind von Alaa Eddin Al Jabara in Deutschland ankamen, wie Abdul Rahim Khalaf seine Kinder nach Wochen des angespannten Wartens, Bangens und Hoffens nach Deutschland nachholen und in die Arme schließen konnte. "Für diese kleinen Wesen lohnt sich die ganze Arbeit", sagt Michielin. "Sie ist mir eine große Quell der Freude gewesen."

Eine Unsicherheit im Projekt ist laut Michielin noch die Frage, wie sich das Familienleben des alleinerziehenden Vaters Abdul Rahim Khalaf mit seiner Arbeit als Koch im "Projekt Morgenland" vereinbaren lässt. Für die Kinder gebe es eine Tagesmutter. Doch wie Michielin erzählt, hängen sie sehr an ihrem Vater.

In den letzten Tagen bis zur Eröffnung hat Michielin das Gefühl, ihr renne die Zeit davon. "Ich will mal wissen, welche Restauranteröffnung glatt läuft", sagt sie und lacht. Sie lobt die Horber Handwerker Bruno Raible und Andreas Leitenberger, die ihr immer wieder geholfen haben, Handwerker herzukriegen – oft aus dem Handnetzwerk Horb.

Bruno Raible hat geholfen, weil er es schön findet, wenn die beliebte Gaststätte wieder aufmacht. Er erhofft sich davon auch eine Belebung der Gegend des Marktplatzes, wo er mit seiner Frau ebenfalls ein Geschäft führt. "Ich finde es auch insofern interessant, dass es die Familien in ihrem Dasein unterstützt, das ist ja eine schwierige Sache in Deutschland", sagt Raible. Außerdem werde die Horber Speisekarte durch die Syrer bereichert.  "Ich freue mich, wenn’s los geht."

Und zum Schluss packen alle noch mal an, die Kinder helfen dabei, die Deko zu basteln – damit bis Dienstag alles fertig ist.

Weitere Informationen: Das Restaurant "Projekt Morgenland" ist erreichbar unter der E-Mailadresse morgenland.horb@gmail.com Öffnungszeiten ab Dienstag, 19. Juni: Dienstag bis Freitag Mittagstisch ab 11.30 Uhr, abends ab 18 Uhr geöffnet; Samstag ab 18 Uhr; Sonntag ab 11 Uhr zum "Syrischen Frühstück"; sonntagabends arbeitet das Team für geschlossene Gesellschaften oder bietet etwa auf Wunsch Barbecue bei Kunden zu Hause an.

  Für die Unterstützer

Wer das Projekt Morgenland finanziell unterstützt hat, darf dafür nach der Eröffnung zum Essen kommen. Wer den Unterstützungsbetrag in Horber Geschäften gezahlt hat, hat einen Papiergutschein, der im Restaurant eingelöst werden kann.

Wer im Internet über die Plattform Startnext Geld eingezahlt und dafür ein Menü als Gegenleistung gewählt hat, steht aber im Restaurant auf einer Liste und muss dies bei seinem Besuch dazu sagen.

Für große Menüs mit mehreren Personen oder beispielsweise das Barbecue bei den Unterstützern zu Hause müssen Termine vereinbart werden.