Feuerwehr: Hilfeschreie dringen durch die Straße: zum Glück nur die Hauptübung der Abteilung Bildechingen

Horb-Bildechingen. Hilfeschreie drangen am Samstagnachmittag zur besten Kaffeezeit durch die Mörikestraße. Eine Frau stand auf ihrem Balkon und rief lautstark um Hilfe. "Ja was isch denn los? Warum kommt da niemand? Hat jemand die Feuerwehr gerufen? Wieso dauert das so lange?", schrie sie in ihrer Not, denn rings um sie brannte das Haus.

Zudem war ihr Mann sowie der kleine Sohn in dem hinteren Bereich des Hauses vom Rauch eingeschlossen und konnten sich ohne Hilfe nicht allein durch die giftigen Dämpfe raus ins Freie retten.

Gut, dass diese Situation nur zum Szenario der diesjährigen Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Bildechingen, gehörte.

Die Abteilungsverantwortlichen gingen bei der Übungsannahme davon aus, dass in einem Kellerraum der Wäschetrockner aufgrund eines technischen Defektes Feuer gefangen hatte und sich der Brand relativ rasch ausbreitete. Das Treppenhaus war total verraucht, und Löschversuche von Hausbewohnern aus dem Obergeschoss blieben erfolglos. Die nach Hilfe rufende Frau konnte sich noch auf den Balkon retten, musste dort jedoch auf Hilfe warten. Klar, dass ihr die Zeit, bis die Feuerwehr vor Ort war, gefühlsmäßig sehr lang vorkam. Doch da irrte sie sich. Die Wehr rückte nach relativer kurzer Zeit mit ihrem Löschfahrzeug an.

Unter den Augen der Ehrenkommandanten Peter Gramer und Ottmar Meyer, der auch in diesem Jahr wieder fachkundig die Übungsschritte für die in großer Zahl anwesende Bevölkerung erklärte, sowie Stadtkommandant Markus Megerle und Abteilungskommandant Anton Gramer lief die Übung in der vielfach geübten Präzision ab.

Das zuerst eintreffende Fahrzeug ließ genügend Platz für nachrückende Hilfskräfte, eventuell auch für die große Drehleiter der Abteilung Horb-Stadt, frei. Die Abteilungen begannen getrennt nach ihren zugeteilten Aufgaben entweder mit der Menschenrettung oder der Brandbekämpfung. Menschenrettung hat immer Priorität bei so einer Einsatzsituation. Deshalb kümmerten sich die Atemschutzträger auch zuerst um die vom Feuer Eingeschlossenen in den hinteren Räumen und ließen die aufgeregte Dame noch etwas auf ihrem Balkon um Hilfe rufen. Da gerade bei Kellerbränden durch die Enge des Raumes relativ schnell sehr große Hitze entsteht, entschloss sich die Einsatzleitung, den Keller im Zuge der Brandbekämpfung mit Schaum zu fluten.

Die Frau auf dem Balkon wird mit Hilfe einer Steckleiter aus ihrer misslichen Lage befreit

Unterdessen fanden die Atemschutzträger zuerst den Vater (Übungspuppe) und etwas später auch den Jungen, den sie schnell ins Freie führten.

Nachdem dieser Teil der Menschenrettung erfolgreich abgeschlossen war, kümmerte sich ein anderes Team um die Frau auf dem Balkon. Mit der Steckleiter wurde sie aus ihrer misslichen Lage befreit. Die Löscharbeiten liefen ebenso zügig ab. Hundertmal geübte Handgriffe und eine vernünftige Ausstattung sind hier die halbe Miete. Die andere Hälfte steuern die Ehrenamtlichen bei, zu denen seit vergangenem Jahr auch mit Marie Sophie Zegowitz die erste Bildechinger Feuerwehrfrau gehört. Marco Puzzo leitete erstmals als Gruppenführer die Übung und lieferte gleich bei seiner Premiere einen guten Job ab.

Gesamtkommandant Markus Megerle lobte eine sehr gelungene Hauptübung, die sowohl feuerwehrtechnisch als auch von der Taktik her gut umgesetzt wurde.

Edwin Zimmermann, als Vertreter des Ortschaftsrates anwesend, zeigte sich fasziniert von der Souveränität, mit der bei dieser Übung wieder einmal ein Rädchen ins andere griff.

Als Anton Gramer abschließend noch etwas Werbung für die Jugendwehr machte, durfte er sich über einen spontanen Erfolg freuen. Ein kleines Mädchen hielt es nicht länger auf der Zuschauerseite aus, sie rannte spontan über die Straße und in die Arme ihres Papas, der gerade so toll gelöscht hatte. "Prima, mein Appell wirkt schon", freute sich Gramer, der seine Mannschaft abschließend zum Feierabendbier ins Spritzenhaus beorderte.