Viele Container sahen zuletzt so aus wie diese in Empfingen: völlig überfüllt. Fotos: Baiker Foto: Schwarzwälder Bote

Entsorgung: Öffentliche Container sind überfüllt / Bürger nutzen den Sperrmüll für eine komplette Haus-Entrümpelung

Volle Container, Sperrmüllberge mitten im Ort – bei diesem Anblick stellt sich die Frage: Steckt der Landkreis in einer Müllkrise? Eine Suche nach der Ursache.

Horb/Empfingen/Freudenstadt. Auf den Glascontainern stapeln sich schon die Gläser, aus den Papiercontainern quillt die Pappe über. Um die Container herum steht noch jede Menge Pappe herum. Dieses Bild bot sich in der vergangenen Woche beispielsweise in Horb und in Empfingen, aber auch aus Pfalzgrafenweiler wurden Probleme gemeldet. Dazu kamen vor Kurzem Anrufe aus Altheim in der Redaktion an. Die Klage: Der Sperrmüll wird nur teilweise abgeholt. Und in Nordstetten liegt noch immer ein großer Sperrmüll-Haufen im Fabrikweg. Was ist nur los?

Hoher Krankenstand bei Remondis

Das Landratsamt Freudenstadt k ann nur wenig ausrichten. Denn das Problem ist der Dienstleister, der für die Müllentsorgung im Landkreis Freudenstadt zuständig ist: Remondis. "Auch beim Landratsamt sind in der vergangenen Woche verstärkt Beschwerden über nicht geleerte Papier- und Glascontainer eingegangen, die wir an die Abfuhrfirma Remondis weitergegeben haben. Remondis hat mitgeteilt, dass dies durch einen plötzlich eingetretenen, ungewöhnlich hohen Krankenstand beim Personal verursacht wurde", berichtet die Pressesprecherin Sabine Eisele auf Anfrage unserer Zeitung.

Die Firma Remondis hat Besserung versprochen, wie Eisele mitteilt: "Man werde sich bemühen, die entstandenen Rückstände in dieser Woche aufzuholen und setze dafür ein zusätzliches Fahrzeug ein. Zudem werden alle Fahrzeuge mit zwei Personen besetzt sein und alle auch am Samstag arbeiten. Durch diese Maßnahmen dürfte es möglich sein, die Rückstände bis Ende dieser Woche zu beseitigen."

Die Personalprobleme von Remondis sind allerdings nicht neu. Schon in der Vergangenheit hatte es massive Probleme, beispielsweise bei der Sperrmüllabfuhr gegeben. Und der Kreis Freudenstadt scheint auch kein Einzelfall zu sein. So berichtete beispielsweise das "Wochenblatt" im bayerischen Landshut im Juni dieses Jahres von randvollen Containern, weil Remondis ein Personalproblem habe. Im niedersächsichen Lingen im Emsland blieben im Mai gelbe Säcke für eine längere Zeit liegen. "Remondis verweist auf Personalprobleme", schrieb die Osnabrücker Zeitung. Dennoch hat Remondis im Landkreis bei der Ausschreibung den Zuschlag bekommen. "Hier entscheidet das günstigste Angebot", so Pressesprecherin Eisele.

Michael Schneider, Pressesprecher von Remondis Deutschland, bestätigt die deutschlandweiten Schwierigkeiten. "Wir haben einen Mangel an Berufskraftfahrern und Recyclern. Das betrifft die ganze Branche." Man versuche mit gezielter Ausbildung gegenzusteuern (siehe auch Artikel unten). In Krankheitsfällen greife man auch mal auf Ressourcen in anderen Einsatzgebieten zu.

Der Landkreis appeliert deshalb auch an die Bürger: "Wir bitten dafür um Verständnis und vor allem darum, die mitgebrachten Flaschen, Gläser oder das Papier wieder mitzunehmen, wenn der Container voll sein sollte. Eine Alternative zu den Glas- und Papiercontainern stellen unsere 21 Recyclingcenter dar. Das Abstellen von Glas oder Papier auf oder neben den Containern ist verboten."

Müllsündern droht ein Bußgeld

Einfach daneben stellen, wenn der Container wieder mal voll ist, geht also nicht. Und so ein "Fehlverhalten" kann auch zu einem Bußgeld führen. "Oftmals finden wir Adressen auf der Pappe, sodass wir diesen Müll Personen zuordnen können." Gegen diese Müllsünder werde dann auch vorgegangen.

Auch die Sperrmüllprobleme der vergangenen Wochen ist auf den Personalmangel von Remondis zurückzuführen. Allerdings: "Zu einem anderen, nicht unwesentlichen Teil jedoch auf die nicht ordnungsgemäße Nutzung der Sperrmüllabfuhr durch einige Einwohner", so die Landkreis-Sprecherin.

Das heißt im Klartext: Immer mehr Bürger nutzen den Sperrmüll, um ganze Häuser zu entrümpeln. Dadurch wollen sie sich die Entsorgungskosten sparen. "Es ist sehr oft zu beobachten, dass zur Sperrmüllabfuhr sowohl normaler Hausmüll als auch Abfall aus Haus-Entrümpelungen völlig unsortiert auf die Straße geworfen wird."

Doch das Landratsamt macht ernst: "Dieser Müll wird nicht mehr abgefahren, da es nicht sein kann, dass Einzelne auf Kosten der Gebührenzahlergemeinschaft ihren Müll nicht ordnungsgemäß entsorgen." Im aktuellen Fall bedeutet das, dass die beiden Sperrmüllberge vom Landkreis nicht abgeholt werden, wie Eisele bestätigt. Das müsse wohl nun der städtische Bauhof tun.

Keine Schrott-Abholung ab April 2020

Und was tut der Landkreis noch gegen das Müll-Problem? "Wir haben bei der letzten Ausschreibung Metall- und Elektroschrott ausgeklammert. Ab kommenden Jahr müssen die Bürger selbst zu den öffentlichen Recyclingcentern. Außerdem ist der Handel verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen", erklärt Eisele. Das ist ab April 2020 der Fall (wir berichteten). Mit dieser Entscheidung wolle man auch das Interesse der illegalen Sperrmüllsammler reduzieren "Erfahrungen in anderen Landkreisen zeigen allerdings, dass sie trotzdem noch kommen."