Zu 500. Todestag von Kaiser Maximilian I. verausgabte die Österreichische Post eine mit Goldprägung veredelte Sondermarke. Das Land Tirol plakatiert den Habsburger nicht nur auf Facebook oder Instagramm als smarten Social-Media-Kaiser und bietet zum Maximilianjahr 2019 ein beeindruckendes Programm. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Im Maximilianjahr 2019 verschwindet der Kaiser in Horb von der Bildfläche

"Maximilian-Ritterspiele" heißt das jährlich in Horb stattfindende Spektakel. Aber stimmt das noch? Den Namen des Kaisers sind die städtischen Macher der Spiele 2019 bereits losgeworden – er findet sich nirgends mehr. Im Programm gibt es keine Bezüge zu dem Habsburgerkaiser. Ausgerechnet in diesem Jahr erweist sich das als überaus peinlich.

Horb. Während die Österreichische Post am 12. Januar 2019 zum 500. Todestag von Kaiser Maximilian I. eine mit Goldprägung veredelte Sondermarke verausgabte und das Land Tirol im Maximilianjahr 2019 sage und schreibe 5,2 Millionen Euro für ein gewaltiges Bildungs-, Kultur- und Veranstaltungsprogramm budgetiert, verschwindet der letzte Ritter nach 22 Jahren beim Horber Mittelalterspektakel sang- und klanglos völlig von der Bildfläche.

Vor 500 Jahren starb Kaiser Maximilian I. Er war der Herrscher an der Wende zur Neuzeit, die nach Frühgeschichte, Altertum und Mittelalter eine weitere historische Großepoche einleitete, deren Ausmaße und Umwälzungen bis in unsere Gegenwart reichen. Der Buchdruck revolutionierte die Kommunikation, der Humanismus erschütterte das mittelalterliche Weltbild. Städte wie Augsburg wurden zu Zentren des Kapitalismus. Feuerwaffen und Söldnerwesen veränderten die Schlachtfelder. Seefahrer eroberten die Weltmeere sowie neue Länder, und die Reformation trieb einen Keil in die christliche Kirche.

Das Herrschaftsgebiet

Das Herrschaftsgebiet der Habsburger wurde zu Zeiten von Maximilian größer. Neben den Herrschaften Burgund und Görz kam unter anderem die Grafschaft Tirol mit den reichen Bergwerken aus einer Nebenlinie der Habsburger wieder zurück in den Schoß der Familie. Sein Enkel Karl V., der ihm 1520 zunächst als erwählter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches folgte, sollte bereits über ein Weltreich herrschen, in dem die Sonne niemals unterging.

König Maximilian lieferte den historischen Hintergrund für die 1997 erstmals in Horb veranstalteten Ritterspiele. Auf der Durchreise zum Reichstag nach Freiburg machte er vom 10. auf den 11. Juni 1498 Station in Horb und ordnete dabei mehr zufälliger Weise mit dem sogenannten Horber Vertrag die Thronfolgeregelung im Herzogtum Württemberg. Dort hatte sich Herzog Eberhard II. wegen seiner Misswirtschaft den Widerstand der württembergischen Landstände zugezogen und war deshalb im April 1498 abgesetzt worden.

Jedenfalls haben es die Horber Maximilian zu verdanken, dass sie zumindest bis 1806 gut österreichisch geblieben sind. Die "bösen Räte" des Erzherzogs Sigmund von Tirol hatten ihrem kinderlosen Herrn nämlich zu einer Verpfändung des gesamten Landes an den Herzog von Bayern geraten. Nachdem die Tiroler Landstände Sigmund den Münzreichen zur Abdankung bewegt hatten, übernahm sein Neffe Maximilian 1490 die stark verschuldete Grafschaft Tirol und bestätigte in den dazugehörigen Vorlanden auch den hohenbergischen Städten und Gemeinden ihre Privilegien.

Maximilian erteilte 1502 der Stadt Horb das Recht, im Chorherrenstift eine Organistenstelle einzurichten und sorgte im selben Jahr dafür, dass die Herrschaft Isenburg mit dem Buchhof und dem Dorf Nordstetten in adligen Händen blieb, indem er dem Horber Spital den Kauf dieses Adelsgutes verwehrte. Als Maximilian vom 2. bis 4. August 1504 nochmals in Horb weilte, gab er der Stadt seine Zustimmung zur Einrichtung einer Kaplanei in der St.-Leonhardskapelle im Tal.

1509 nahm die hohenbergische Landschaft für Kaiser Maximilian I. sogar ein stattliches Darlehen von 40 000 Gulden auf, um bei den Grafen von Zollern die auf der Grafschaft Hohenberg lastenden Schulden abzulösen. Auch einige Horber gehörten zu den Geldgebern, die daraufhin das Versprechen erhielten, nie mehr verpfändet oder gar verkauft zu werden.

Der "Medienkaiser"

Maximilian strebte Zeit seines Lebens danach, die Herkunft seiner Person und den Ruhm des Hauses Österreich zu betonen. Er nutzte geschickt die Möglichkeiten der neuen Medien seiner Epoche, um sein eigenes "gedächtnus" zu schaffen. Die besten und berühmtesten Künstler seiner Zeit stellten für den Habsburger Symbole der Macht und Stärke zur Schau. Unter diesen Künstlern befand sich der aus Horb stammende Veit Stoß.

Bis in die hintersten Täler Tirols hinein wird Maximilian I. derzeit als smarter Social-Media-Kaiser plakatiert. Man wirbt auf Instagram und Facebook um Gefolgschaft, und das Marketing für Kaiser Maximilian I. betreibt man wie zu seinen Lebzeiten mit beträchtlichem finanziellem Aufwand. Nur in Horb findet sich sein Name merkwürdigerweise nicht einmal mehr auf den Ankündigungsseiten der "Horber Ritterspiele 2019".

Weitere Informationen: Mehr über das Bildungs-, Kultur- und Veranstaltungsprogramm im Maximiliansjahr 2019 findet man unter https://maximilian2019.tirol