Fasnet: Corona-Virus, "Fridays for Future" und Olympische Spiele inspirieren die Narren / Kunstvolle "Dampfmaschine" gebastelt

Winfried Asprion, seit Jahren Moderator des Dießener Fasnetsumzugs, war auch in diesem Jahr beim 156. närrischen Lindwurm wieder in Bestform.

Horb-Dießen. Es ist eben seine hu morvoll-ironische Art, über die Themen des Umzugs zu berichten, welche bei den zahlreich erschienenen Narren am Straßenrand ankommt. Eine Wettervorhersage lieferte Asprion inklusive: "Über Dießen lacht die Sonne, über Horb die ganze Welt." Glücklicherweise klarte auch das Wetter vor Beginn des Umzugs auf und die 25 verschiedenen Gruppen und Motivwagen konnten unter blauem Himmel und im Sonnenschein durch Dießen ziehen. Angeführt vom Polizist, den Fahnenträgern sowie "Bazzaloablesverdrugger" des Narrenvereins (NV) und dem Musikverein Dießen zog der Lindwurm voran.

Themen aus aller Welt sowie dem Stadt- und Ortsgeschehen spiegelten sich in den eindrucksvoll gestalteten Motivwagen wieder. So gaben die Dießener unter anderem einen Vorgeschmack auf die "Olympischen Winterspiele", welche der Narrenverein 2022 in Dießen ausrichten will. Zur Erklärung: "Der Corona-Virus stellt Beijing ein Bein – kein Problem – der Narrenverein springt ein." Selbst das Programm steht schon fest. Schließlich könne die Tuffsteinrinne zur Rodelbahn und die Fischzucht zum Eislaufzentrum umfunktioniert werden. Ebenso unterstellten die Dießener Greta Thunberg eine gewisse Doppelmoral. "Die Greta schippert übern großen Teich, das Flugzeug trägt den ganzen Seich (Kapitän, Besatzung, Verpflegung, etc.)." Ein weiterer Wagenbautrupp stellte der Klimaaktivistin für ihre nächste Reise extra die "Carola Rackete" parat, damit sie nach New York und Madrid, von Dießen aus direkt zum Mond befördert werden kann. Dahinter marschierten Demonstranten, welche unter anderem für "Fridays for Fasnetsküchle" trommelten.

Frank Rapps Wagenbautrupp folgte eine bunte Vogelschar sowie die Dießener Insektenfreunde mit einer mobilen Blühwiese. Auf dem "Sepper-Wagen" wurden vom Corona-Virus infizierte Opfer bestens betreut und die gleichnamige Biersorte intravenös als Gegenmittel verabreicht. Ortsvorsteher Fridolin Weckerle und Wolfgang Blecher machten die Kassenbonpflicht zum Thema und fanden mit ihrem Outfit eine Wiederverwendung für das Thermopapier.

"Aus Alt mach Neu" schrieb sich auch "Winfried’s Wagenbautrupp" auf die Fahnen, welcher mit einer beeindruckenden Dampfmaschine durch die Straßen der Ortschaft zog. Auch die Horber Nachtwächter wurden von den Dießenern mit einem Motivwagen bedacht: "Ohne Nachtwächter goht Horb vollends de Bach na."

Neben weiteren Motivwagen bereichern Jahr für Jahr auch die Musikvereine aus Bittelbronn und Dettingen den Umzug. Neben dem Kindergarten "Zwergenland" Bittelbronn, dem Dießener Kindergarten "Leimenparadies", den "Crazy Daisys Dettlingen" und den Mettstetter Saibära nahmen noch weitere Gruppierungen am Umzug teil. Dankbar jubelten die Besucher mit lauten "Narri-Narro"-Rufen den Akteuren zu und ließen sich auch willig den "Eulenstempel" der Schlosseulen auf die Wange drücken.

Nach dem Umzug verweilen die meisten Besucher noch vor Ort, um der traditionellen Fasnetpredigt von Steffen Schäfer und Michael Schröter zu lauschen. Viel Wissenswertes rund um den Flecken, Missgeschicke und kleine "Skandälchen" der Bürger erfreuten dann das gesamte Narrenvolk. Sind die Verfehlungen der Sünder zu krass oder verwerflich, dürfen dann der Bajass (Bajazzo aus dem venezianischen Karneval) und sein Gehilfe, die Fleggahex, ran, um den ausgerufenen Missetätern mit der "Saubloder" und dem Besen den "Ranza" zu polieren.

Morgen, kurz vor Mitternacht, wird dann die Fasnet in Form des Fräuleins Katharina Fasnacht, geborene Rundloch und hinterbliebene Spitzbauch, sanft durch den Flecken gekarrt – aber nur, um dem armen Fräulein pünktlich um 23.59 Uhr das Licht bis zur nächsten Fasnet auszublasen. In einem schaurig kalten Grab an der Kirche hat sie dann bis zur Auferstehung am nächsten Schmotzigen im kommenden Jahr auszuharren.