Welche Argumente sprechen für und gegen ein Gewerbegebiet bei Ahldorf? Die Gemeinderäte sollen das anhand dieser Waage abwägen, wie es Katrin Biallas in ihrer Grafik darstellt. Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Adressaten sind Gemeinderäte und Rathaus / Warnung vor hohen Kosten

Der Konflikt um ein mögliches Gewerbegebiet bei Ahldorf heizt sich erneut auf. Post zum Thema Hau und Holzwiese bekamen kürzlich alle Gemeinderäte und die Spitze der Stadtverwaltung: Bürger schickten offene Briefe mit Argumenten gegen das Gewerbegebiet.

Horb-Ahldorf. Hintergrund: am 21. Oktober findet eine öffentlichen Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema Gewerbeentwicklung entlang der B32 (Ahldorf) statt. Dort sollen die weiteren Gutachten vorgestellt werden.

Katrin Biallas und Hartmut Villier, Bürger aus Horb, haben dazu einen offenen Brief verfasst, der an die Gemeinderäte und die Stadtspitze ging. Sie schreiben darin: "Jede Bauleitplanung bedarf einer gründlichen Abwägung. Im Vorfeld war deshalb seitens der Stadt schon oft die Rede von sogenannten ›harten‹ Ausschlusskriterien. Das würde bedeuten, dass zum Beispiel in einem Naturschutzgebiet kein Gewerbegebiet möglich wäre. Die Stadtverwaltung sprach aber nie von den ›weichen‹ Ausschlusskriterien und kehrt damit einen guten Teil der Wahrheit einfach unter den Teppich. Wir möchten Sie bitten: Wägen Sie selbst! Prüfen Sie anhand der Waage und der vorhandenen Gewichte (siehe Bild), in welche Richtung die Waagschalen kippen werden."

Nur ein einziges Argument, nämlich die Schaffung von ortsnahen Arbeitsplätzen, spreche für das Gewerbegebiet. Biallas und Villier zitieren OB Rosenberger, wonach die Gewerbesteuern "denkbar gering und von sekundärer Bedeutung" seien.

Sie argumentieren: "Aus unserer Sicht können diese angeblichen, respektive erhofften Arbeitsplätze in Zeiten des Klimawandels, der Dürresommer, des Insektensterbens usw. niemals rechtfertigen, einen wertvollen, uralten und nachhaltig genutzten Wald und Ackerböden zu vernichten! Es geht hier keineswegs nur um ›Gassi-Gehen‹."

Die Erschließung des gefragten Gebietes sei außerdem "sehr kompliziert, äußerst kostspielig und womöglich gar nicht genehmigbar."

Die Briefschreiber appellieren: "Bitte übernehmen Sie mit uns Verantwortung für heute und für künftige Generationen!"

Christoph Müller, ein Ahldorfer Bürger, schreibt ebenfalls einen offenen Brief an Gemeinderäte und Stadtverwaltung. In der Gemeinderats-Sondersitzung stehe viel auf dem Spiel: "Wie zirka sieben Hektar Felder und Wiesen, 18 Hektar Wald sowie der Fortbestand der Egelstalquelle."

Müller warnt, dass das Gewerbegebiet sehr teuer werden könnte. "Dies liegt vor allem am ›löchrigen‹ Untergrund aus Karstgestein und den Dolinen, die sich darin gebildet haben. Laut Aussage von Herrn Bürgermeister Zimmermann lohnt sich wirtschaftlich erst eine Gewerbeansiedlung ab 20 Hektar."

Es könne sein, dass am Ende deutlich weniger als 20 Hektar wirklich bebaubar seien. Müller beruft sich auf Aussagen eines Geologischen Gutachtens des Hydrogeologischen Büros Thomas Reichel (siehe Bericht in dieser Ausgabe). Das Gutachten rät bei Teilen des Gebiets von einer Bebauung ab. Die Fläche verkleinere sich, was die Gewerbeansiedlung wiederum nicht mehr wirtschaftlich mache, so Müller. Laut Gutachten grenze das Plangebiet zudem direkt an ein Wasserschutzgebiet, und besonders im westlichen Teil des Gebiets sei mit Mehrkosten durch geologische Schwierigkeiten zu rechnen.

Wie dieses Gutachten in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung behandelt wurde, kritisiert Müller ebenfalls: "Von Mehrkosten oder sogar vom Abraten einer Bebauung im Westen war dabei nicht die Rede, obwohl dies für die weitere Planung wichtig gewesen wäre. Dies zeugt nicht von offenem Umgang mit wichtigen Fakten und sollte die Bürger und Gemeinderäte zum Nachdenken bringen. Welche Absichten wurden hier verfolgt?"

Ihm dränge sich die Frage auf, "warum man weitere Gutachten in Auftrag gegeben hat, obwohl schon abzusehen ist, dass eine Bebauung in weiten Teilen nicht möglich ist?"

Die offenen Briefe sind nicht auf Betreiben der Bürgerinitiative Hau und Holzwiese zustande gekommen, wie deren Sprecherin Christina Nuss auf Anfrage unserer Zeitung sagte. Sie begrüße die Briefe jedoch und unterstütze die Anliegen.