Ausstellung "Wie klingt, was du glaubst?" im Museum Jüdischer Betsaal schafft über Kunst Zugang zu Religionen
Von Peter Morlok
Horb. Die Mitglieder und Freunde des Synagogenvereins äußerten schon lange den Wunsch nach einer interreligiösen Veranstaltung. Sie wollen so Hilfe bieten für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen in Gegenwart und Zukunft.
Mit der Ausstellung "Wie klingt, was du glaubst?", die seit gut 14 Tagen im Museum Jüdischer Betsaal in Horb zu sehen ist, hoffen die Verantwortlichen des Synagogenvereins, einen kleinen Schritt in diese Richtung zu machen und weitere Impulse – vielleicht auch in Richtung der Kirchen – zu geben.
Jane Dunker, die gebürtige Indonesierin und Christin mit chinesischen Wurzeln, zeigt mit ihrer Ausstellung, wie ein offenes Auge und ein offenes Herz die Menschen für die religiöse Vielstimmigkeit ihrer nächsten Umgebung bereichern können. Diese interreligiöse Neugierde sollte für eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein, betonte Barbara Staudacher bei ihrer Begrüßung der Ausstellungsgäste.
Vor 14 Tagen war Vernissage im ganz kleinen Kreis, diesen Sonntag traf man sich zur offiziellen Eröffnung. Jane Dunker, in Surabaya/Indonesien geborene und heute in Köln lebende Fotokünstlerin und Ausstellungsmacherin, war ebenso zu Gast wie der Kantor der jüdischen Gemeinde Stuttgart, Arie Mozes, der unter anderem mit einem gesungenen hebräischen Kinderlied Beispiele für die musikalische Umsetzung von Gebeten gab.
"Der Gesang, der pure Gesang ohne die Wörter ist für mich persönlich der höchste menschliche Ausdruck. Mit Musik kann ich genau das sagen, was ich meine. Die Melodie selber, das ist das Purste und Reinste, was es gibt auf der Welt" – mit diesen Worten wurde Mozes im Rahmen dieser Ausstellung zitiert.
Wie der Islam klingt, das hörten die vielen Besucher, die den Weg in den renovierten Betsaal fanden, vom Horber Imam Hasan Kara, der Koransuren vortrug, und für den christlichen Part sorgten die Horber Abiturientin Lea Gottschalk, die begleitet auf dem Clavicord von dem Organisten Michael Grüber, bekannte Kirchenlieder sang.
Diese musikalischen Beiträge waren eingebettet in den Vortrag der Fotografin selbst, die von ihrem Fotoprojekt erzählt, von ihren Begegnungen mit Stuttgarterinnen und Stuttgartern verschiedenster Herkunft und Glaubensrichtungen.
"Wie willst du dies fotografieren?" wurde Dunker gleich zu Beginn ihres Projektes und ihrer ersten Überlegungen dazu von Freunden gefragt. "Ich wusste es selbst am Anfang nicht – doch gleich mit dem Start, als wir mit vielen Kindern aus Stuttgarter Schulen in Moscheen und jüdische Grundschulen, in die Kirche und in den Hindutempel, ins Altenheim, auf die Straße und in die eigenen Nachbarschaft gegangen sind und gefragt haben, wie der Glaube der Menschen klingt, wurde schnell klar, dass dieser Ansatz klappen kann", erzählte die Ausstellungsmacherin am Sonntagnachmittag vom Beginn dieser spannenden Reise durch neun verschiedene Religions- und damit auch Klangwelten.
"Mir war wichtig, dass jedes Bild, jedes Portrait, jeder Mensch gleichwertig war. Es gab keine Besseren oder Schlechteren, jede Aussage war gleich viel wert", so die fotografierende Ethnologin. Und sie wollte eine Ausstellung machen, die zu den Menschen kommt. Die dort hingeht, wo sich die Menschen vieler Religionen und Kulturen treffen.
Den Ausstellungsort "Jüdischer Betsaal zu Horb" sah sie daher, gleich wie die Musik, wie immer sie auch klingen mag, als großes Glück an. "Wenn man singt streitet man nicht so oft, als wenn man nur miteinander redet", zitierte Dunker eine altbekannte Weisheit.
Zu ihren Bildern schrieb Bernhard König die Interviewtexte, und nicht nur in der Vielfalt der Klänge sondern auch in der Vielfalt ihrer Antworten spiegelt sich die breite Palette der Glaubensweisen all der vielen Menschen wider, die bei dieser bemerkenswerten Ausstellung zu Wort kamen.
Weitere Informationen: www.ehemalige-synagoge-rexingen.de/juedischer-betsaal/museum