Jan Zeitler (rechts) mit seinen beiden Kontrahenten Sabine Becker und Klaus Kirchmann bei einer Podiumsdiskussion. Foto: Lück

Jan Zeitler hatte keine optimale zweite Wahlkampfphase, ist aber Favorit am Sonntag bei OB-Wahl.

Überlingen/Horb - Am Sonntagabend steht fest, ob sich Horb einen neuen Bürgermeister suchen muss oder nicht. Jan Zeitler hofft, dass die Diskussion in Überlingen um die Arbeit seiner Frau nicht zum Nachteil für ihn geworden ist.

Die zweite Wahlkampfphase in Überlingen stand unter dem Motto Verteidigung – zumindest für zwei von drei Kandidaten.

Die Ausgangssituation

Der erste Wahlgang ging klar zugunsten von Jan Zeitler aus. 44,3 Prozent erreichte er, weit vor Klaus Kirchmann mit 32,2 Prozent und der Amtsinhaberin Sabine Becker mit 17,3 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei guten 61,5 Prozent. Kandidat Nummer vier, Georg Müller, erhielt 6,1 Prozent und zog als einziger zurück. Diese Stimmen sind nun wieder frei und könnten von den anderen drei Kandidaten geholt werden. Diese alleine würden aber nicht reichen, um Zeitler einzuholen. Bleiben die Wähler also ihrem Wählervotum im ersten Durchgang treu, würde es Zeitler schaffen. Sicher ist das allerdings nicht: Denn in den vergangenen Wochen gab es einschneidende Ereignisse, die das Wahlergebnis beeinflussen konnten.

Jan Zeitler

Ob er mit diesem Gegenwind noch einmal gerechnet hat? Direkt nach dem ersten Wahlgang strahlte der Horber Bürgermeister große Zuversicht aus. Doch dann kam die Debatte um seine Frau Annette Zeitler-Stoll. Sie soll im neuen Jahr Geschäftsführerin in der Landesgartenschau GmbH in Überlingen werden, in Diensten der Förderungsgesellschaft BW Grün. Schon die Landesgartenschau in Öhringen 2016 sowie die kleinen Gartenschauen Sigmaringen 2013 und Horb 2011 hatte sie geleitet. Sabine Becker und Klaus Kirchmann hatten dort einen Angriffspunkt gefunden, um Zeitler das Leben schwer zu machen. Denn als Überlinger Oberbürgermeister würde er Aufsichtsratsvorsitzender sein. Zeitler betone daraufhin, dass er für seine korrekte Art bekannt sei, es keine rechtlichen Bedenken gebe und er dort auch keinen Interessenkonflikt sehe. Auch signalisierte er, dass er sich einen Verzicht auf den Posten vorstellen könnte. Sein eigenes Lager sah darin eine Schein-Debatte, um Zeitler zu schwächen. In die Defensive geriet er deshalb trotzdem, wie sehr ihm das Thema geschadet hat, wird sich am Sonntag zeigen.

Sabine Becker

Auch Amtsinhaberin Becker ging in die Defensive. Allerdings freiwillig. Sie überraschte mit einem Video auf Facebook, in dem sie mit brüchiger Stimme und traurigem Blick die Überlinger um Entschuldigung bat und Fehler eingestand. Sie habe es versäumt, die Sorge und Nöte der Bürger genügend zu berücksichtigen. Sie habe es nicht immer geschafft, den Bürgern zuzuhören. Das Video wurde kontrovers diskutiert. Die einen fanden es überraschend ehrlich und zollten ihren Respekt, andere bewerteten es sogar als peinlich oder unwürdig. Ob Becker damit das Ruder rumreißen konnte?

Klaus Kirchmann

Kirchmann, der Dritte im Bunde, konnte dagegen anscheinend unbeschadet in den Wahlsonntag gehen. Der Mann, der in Überlingen geboren ist, aber 30 Jahre im Ausland in der Entwicklungshilfe tätig war, griff Zeitler wegen der Landesgartenschau-Problematik deutlich an und versuche dadurch, an Boden zu gewinnen. Er selbst blieb seiner Linie treu: ein Saubermann mit dem Ziel, Überlingen zu einer klimaneutralen Kommune zu entwickeln.

Fazit

Die OB-Wahl in Überlingen ist noch einmal richtig spannend geworden. Klaus Kirchmann ist in Sichtweite zu Zeitler und blieb auch im zweiten Wahldurchgang unbeschadet. Nun wird spannend, wie viel Gewicht die Überlinger der Debatte um Zeitler und seine Frau geben. Für Amtsinhaberin Becker wird es dagegen wohl eher schwer, einen so großen Rückstand aufzuholen. Am Sonntag kurz nach 19 Uhr wissen die Überlinger und die Horber wohl mehr.