Die Stimmzettel der OB-Wahl in Horb sind ausgezählt. Ist das Ergebnis ein Denkzettel für Peter Rosenberger? Foto: Hopp

Gegenkandidaten ärgern sich über Aufruf an Protestwähler. Peter Rosenberger punktet in Bildechingen.

Horb - Tag eins nach der OB-Wahl. Sind die bis zu 40 Prozent in einzelnen Ortsteilen für die Gegenkandidaten ein Denkzettel für Rosenberger? Spiegeln sie die Unzufriedenheit der Wähler wieder?

Am krassesten ist das Ergebnis auf dem Hohenberg: Hier holten die Gegenkandidaten Thomas Bauer und Hermann Walz über 40 Prozent. Und: Rexingen ist absolute Bauer-Hochburg – hier holte er knapp 37 Prozent.

Wie hoch ist die Unzufriedenheit, die hinter diesen Ergebnissen steckt? Thomas Bauer: "Viele Bürger, mit denen ich gesprochen haben, haben sich über die fehlende Bürgernähe beschwert. Du meldest aus den Ortschaften Kleinigkeiten, doch nichts passiert. Das ist sehr zäh – wenn es beispielsweise um fehlende Verkehrsspiegel geht."

Das bestätigt auch Gegenkandidat Hermann Walz: "Das kann ich bestätigen. Das haben mir auch viele Menschen bestätigt, mit denen ich gesprochen habe. Die allgemeine Klage: Wenn etwas in den Ortschaften reklamiert wird, passiert oft gar nichts. Du musst erst einen Ortschaftsrat drauf ansetzen, der es in der Sitzung bringt. Erst, wenn darüber in der Presse berichtet wird, passiert erst was."

Ein Kernthema von Thomas Bauer war auch der Erhalt der historischen Altstadt und der Stadtkulisse. Bauer: "Der Vorschlag mit dem 3D-Modell, wo alle schon vor dem Bau abgebildet werden, kam gut an bei den Leuten."

Fakt ist: Bei diesem Thema in der Kernstadt konnte Bauer mit durchschnittlich 25 Prozent punkten. Amtsinhaber Rosenberger dagegen hat hier in der Kernstadt-Wahllokalen durchschnittlich 70 Prozent.

Gegenkandidat Walz hatte eine eigene politische Vertretung – eine Art Bezirksbeirat – auf dem Hohenberg gefordert. Damit traf er offenbar einen Nerv – denn mit knapp 12 Prozent fuhr er hier – in Rosenbergers schlechtestem Wahlbezirk – sein drittbestes Ergebnis ein.

Das führte mit den knapp 29 Prozent des hier durch den Steiglehof bekannten Thomas Bauer zum schlechtesten Ergebnis des Amtsinhabers mit 59,58 Prozent.

Warum ist Rexingen Hochburg von Thomas Bauer? Sind das Nachwirkungen des Kampfs des Ortes gegen den Großen Hau? Liegt es an den Verkehrsproblemen? Bauer selbst führt das darauf zurück, dass er gut zwei Jahre dort gewohnt hat.

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes: "Ob der Große Hau noch eine Nachwirkung auf die Wahl hat, da müssen sie die Rexinger fragen. Das ist alles schon ein paar Jahre her." Damals kämpfte ganz Rexingen gegen den Plan des Rathauses und des Gemeinderats, im Waldgebiet Großer Hau einen Windpark zu installieren.

Womit kann Rosenberger in Bildechingen punkten?

In Bildechingen (Turn- und Festhalle) holte Rosenberger mit knapp 84 Prozent sein bestes Ergebnis (wir berichteten). Mattes: "Rosenberger ist hier sehr im Tennisclub engagiert. Dazu wurde die Lindenbrunnenstraße fertiggestellt. Die Erfahrung zeigt, dass solche fertiggestellten Projekte in der Tendenz her eher positive Effekte auf den Amtsinhaber haben."

FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz: "Ich denke, in Bildechingen ist der erfolgreiche Kauf des Heizkraftwerkes in der Haugenstein-Siedlung auch noch eine mögliche Erklärung. Denn der Haugenstein wählt in Bildechingen." Gut 14 Tage vor der Wahl hatte Rosenberger und Stadtwerke-Chef Eckhardt Huber den besiegelten Kauf des Heizkraftwerks bestätigt.

Doch wie ist das Gesamtergebnis von Amtsinhaber Peter Rosenberger zu bewerten?

Seifriz: "In meinen Augen sind insgesamt 71 Prozent ein klares, aber kein fulminantes Ergebnis. Wenn ein Amtsinhaber gegen zwei Seiteneinsteiger antritt, hätte Rosenberger einen klareren Vorteil ziehen müssen. Ich denke, das Wahlergebnis zeigt eine partielle Unzufriedenheiten in den Teilorten. Das zwei Seiteneinsteiger auf bis zu 40 Prozent kommen, ist für mich bemerkenswert. Peter Rosenberger wird jetzt genau analysieren müssen, woran es gelegen haben kann."

Thomas Mattes hat da eine Vermutung: "Offensichtlich hat der Amtsinhaber bei dieser Wahl hauptsächlich Wähler aus CDU-Kreisen gewinnen können. Vermutlich haben aber auch viele Wähler darüber hinaus keine Veranlassung gesehen, ihn zu unterstützen."

In der Tat: Mit 37 Prozent war die Wahlbeteiligung ziemlich niedrig. Was sind die Gründe? Haben Gemeinderäte selbst mit Appellen die Wahlberechtigten vom Urnengang abgehalten?

Thomas Bauer sagt zu der niedrigen Wahlbeteiligung: "Ich danke erst einmal allen Wählern, die zur Wahl gegangen sind. Die geringe Wahlbeteiligung macht mir Sorge. Wenn man die Prozentzahlen mal auf die Gesamtzahl der Wahlberechtigten umrechnet, dann hat Rosenberger eine Zustimmung von knapp 26 Prozent. Ich denke, dass viele Protestwähler nicht zur Wahl gegangen sind. Wenn Silke Wüstholz Protestwähler dazu auffordert, nicht wählen zu gehen, geht das gar nicht."

Hermann Walz: "Wenn Silke Wüstholz Protestwählern sagt, sie sollen der Wahl fernbleiben, dann finde ich das als ein absolutes No-Go. Ein größeres, anti-demokratisches Verhalten gibt es meiner Meinung nach nicht!"

Während der Kandidatenvorstellung vom Amtsinhaber, Bauer und Walz hatte Silke Wüstholz gesagt: "Das Amt des OB ist mehr, als sich eine Krawatte umzubinden. Ich bitte darum, dass alle Protestwähler zu Hause bleiben."

Walz: "Mir persönlich stinkt die geringe Wahlbeteiligung. Man hat schon das Gefühl, dass den Horbern egal ist, wer oben dran ist. Dabei haben sie direkt vor Ort in der Kommune einen direkten Einfluss auf das, wie und wer die Geschicke der Stadt in Zukunft lenkt."