Thomas Bauer hat sich für die Oberbürgermeisterwahl als Gegenkandidaten für Peter Rosenberger gemeldet. Foto: Hopp

Thomas Bauer findet sich in seiner Heimatstadt immer mehr fremdbestimmt - und sieht dies als Gefahr.

Horb - Thomas Bauer tritt bei der Oberbürgermeister-Wahl am 16. Juli gegen Amtsinhaber Peter Rosenberger (CDU) an. Der Horber sagt: "Es ist offiziell. Ich habe meine Unterlagen im Rathaus abgegeben!"

Damit ist der Horber der erste OB-Gegenkandidat: "Ich warte jetzt nur noch auf die schriftliche Bestätigung, dass ich wählbar bin. Aber ich erwarte keine großen Hindernisse." Er meint es ernst, sehr ernst. Und schon seit erster programmatischer Satz ist eine klare Ansage: "Mein Hauptgrund, warum ich mich bewerbe: Ich habe das Gefühl, dass man in Horb mittlerweile immer mehr fremdbestimmt wird. Von Personen, die von außen kommen und den Horbern sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Als Horber hat man fast keinen Einfluss mehr."

Erste Breitseite gegen Amtsinhaber Peter Rosenberger, der aus Mannheim kam und sich dort auch vor zwei Jahren als OB beworben hatte. Und gegen den frisch gewählten Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP), der aus Durmersheim kommt und jahrelang in Stuttgart im Wirtschaftsministerium gearbeitet hat.

Über seine Bewerbung sagt Bauer weiter: "In unserer Demokratie ist mir beigebracht worden, dass man als Bürger immer eine Alternative haben sollte. Wenn es keinen Gegenkandidaten zu Rosenberger gibt, dann steht nicht mal ein Nein auf dem Zettel. Ich bin parteilos. Und ich verstehe nicht, dass die anderen Parteien niemanden aufstellen. Das zeigt mir: Wenn es drauf ankommt, dann halten alle die Füße still. Das fördert nur das Geschwätz, und die Bürger wenden sich zurecht von den Entscheidern ab. Am Schluss bleibt von der Demokratie dann noch der Spruch ›Die machet doch sowie, was sie welled‹ übrig."

Das große Thema des 55-jährigen Horbers ist die Stadt und ihre Schönheit. Diese sei seiner Meinung nach immer mehr in Gefahr. Bauer: "Städtebaulich ist das, was hier in den vergangenen 30 Jahren passiert ist, grob fahrlässig. Bisher verkraftet Horb das noch halbwegs. Inzwischen wird mir schlecht, wenn ich nach Horb komme und schon vom Betonbunker des Einkaufszentrums begrüßt werde. Selbst Leute, die es damals befürwortet haben, zeigen sich jetzt erschreckt!"

Bauer hatte als sachkundiger Einwohner des Städtebau- und Sanierungsausschusses zwischenzeitlich beim Regierungspräsidium den Baustopp für den geplanten Bau auf dem Waldner-Areal erreicht. Bauer: "Wenn sich die Verwaltung nicht an ihre eigenen Regeln hält, dann verliert sie in meinen Augen gegenüber den Bürgern massiv an Vertrauen. Als Dank wurde ich als Horber von der Verwaltungsseite als Verhinderer beschimpft."

Darum werden sich seine Hauptthemen im Wahlkampf drehen. Bauer zählt auf:  Zukünftige bauliche Maßnahmen müssen sich viel stärker in die Umgebung ein passen. Die Verbesserung der Infrastruktur wie in und um die Ortschaften. Freier Zugang aller Kinder zu Kindergärten und KinderhortenBürger aller Stadtteile sollten wichtige Dinge die sie benötigen, auch vor Ort bekommenDie Verbindung zu den Partnerstädten fundamental zu verstärken.

Bauer weiter: "Ich bin jetzt 55 Jahre alt. Seit 15 Jahren arbeite ich als selbstständiger Qualitätsmanager in der Entwicklung von Automobilen oder deren Komponenten. Was ich jetzt mit entwickle, das kommt in den meisten Fällen in frühestens zwei bis drei Jahren auf den Markt. Es ist meine Arbeit, vorauszudenken, und in einem Team mitzuwirken, um das bestmöglichste Ergebnisse zu erzielen."

Seine Spezialität: Vom Design eines Produktes wie beispielsweise einem Auto den kompletten Entwicklungsprozess zu begleiten. Bauer: "Ich kläre vorab, welche möglichen Fehlfunktionen die einzelnen Teile haben könnten. Ob man die vermeiden kann oder wie man sie durch eine Prüfung aussortiert. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn ein Autokäufer mit seinem neu erworbenen Fahrzeug stehen bleibt."

Ein Viertel aller Stimmen will er mindestens holen

Nach der Abgabe der geforderten Unterlagen (unter anderem mindestens 50 Unterstützer-Unterschriften) plant Bauer jetzt den Wahlkampf. Wie sieht er seine Chancen? Bauer: "Mittlerweile wird es ernst. Ich habe schon jede Menge positiver Rückmeldungen bekommen. Mein persönliches Ziel ist es, mindestens ein Viertel aller Stimmen zu holen."

Rosenberger hatte angesichts des möglichen Spaß-Kandidaten Jürgen Sprenger gesagt, dass er es "schade fände", wenn sich jemand bewirbt, für den der Wahlkampf und das Amt nur Halli-Galli ist. Dafür sei das OB-Amt zu verantwortungsvoll und ernst zu nehmen. Bauer: "Jetzt hat er einen Gegenkandidaten, der es ernst meint!"

Berater im Wahlkampf hat er nicht: "Meine besten Berater sind Familie, Freunde, Beruf sowie ein offener Umgang mit meiner Umgebung. Ich brauche keine Parteien, die mir sagen, dass darfst du oder das nicht. Die vergangenen 30 Jahre der Stadtentwicklung haben mir gezeigt, was Parteipolitik so anrichten kann. Es ist schade, dass auf kommunaler Ebene zum Teil gedacht wird, wir sind im der Bundestag. Das heißt nicht, dass alles schlecht ist. Aber ich denke, dass es bei den Entscheidungen um kommunale Bedürfnisse gehen sollte und nicht um Parteipolitik!"

Thomas Bauer – der erste Gegenkandidat von Amtsinhaber Peter Rosenberger. 55 Jahre alt. Seit 31 Jahren glücklich verheiratet, drei mittlerweile schon erwachsenen Kinder. Er sagt: "Das Wichtigste ist für mich die Familie – das ist Leben."

Wenn es die Zeit und das Wetter erlaubt, fährt er gerne Motorrad mit Freunden. Sportlich hält sich Bauer durch Badminton fit. "Nach zwei Stunden bist du zwar platt, aber es macht unheimlich viel Spaß."