Auf seinen Streifzügen durch die Läden der Landeshauptstadt entdeckt er die tollsten Dinge: Andreas Weber, der im Dettinger "Adler" über die Vorteile des Alleinlebens kalauerte. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Andreas Weber glänzt im "Adler" mit allerlei Beobachtungen aus dem Alltag im "Ländle"

Schwaben sind sparsam und pünktlich. Zwei Attribute, die der Stuttgarter Kabarettist Andreas Weber bei seinem Auftritt im "Adler" von Sigi Hellstern sehr eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Horb-Dettingen. Er kam gleich ein paar Minuten früher zum Auftritt als angekündigt und sparte nicht nur am Licht, den Requisiten oder am Bühnen-Outfit, nein, er ging auch sehr sorgfältig mit seinem Vorrat an Gags um.

Der inzwischen alleinerziehende Vater von zwei Söhnen, die ihn oft besuchen, da sein W-Lan-Router schneller ist, als der zu Hause bei der Mutter, begann gleich zu Beginn seines Auftritts einen Dialog mit dem dicken Ed und seinen drei Freunden, die sich den besten Tisch im kleinen Saal gekrallt hatten. Es ging um Essgewohnheiten, das zu frühe Erscheinen bei Veranstaltungen und weiteren Belanglosigkeiten, mit denen man unter der Tarnkappe von Stand-Up-Comedy prima die Auftrittszeit füllen kann.

Zwei fahrradfahrenden Pensionsgäste aus Solothurn (Schweiz), die sich ebenfalls die Veranstaltung gönnten, mussten für das Pauschalurteil herhalten, dass die Schweizer nur nach Deutschland kommen, um auf dem Autobahnabschnitt der A8, den Daimler als Teststrecke nutzt, zu rasen. Weber vermutete, dass die Schweizer selbst mit dem Fahrrad keine Geschwindigkeitsbegrenzung kennen und hatte damit die Schadenfreudigen im Saal – also außer dem Paar aus Solothurn – alle, auf seiner Seite.

Dass er im weltfremden Stuttgart so seine Schwierigkeiten mit dem Einkaufen hat, hob er mit folgender Begegnung hervor. "Haben sie Ginger-Ale?", fragte er eine Verkäuferin im Supermarkt. Langes Überlegen und dann antwortete die Dame: "Noi, aber prima Sonnenblumenöl."

Seine Heimatstadt Stuttgart sei kürzlich auch in die Schlagzeilen geraten, erzählte er. "Dort wurden anstatt Gucci- und Apple-Shops, ein 1-Euro-Shop geplündert. Schwäbischer geht’s nicht", wärmte er eine Story auf, die inzwischen von allen Sendern durchgenudelt wurde.

Bei der Gelegenheit fragte der dicke Ed kurz bei der Wirtin nach, ob die Kässpätzle-Reste, die seine Kumpels übrig gelassen haben, auch sorgfältig eingepackt im warmen Ofen auf ihn warten. Nachdem auch dies geklärt war, konnte Weber in seinem Programm fortfahren.

Er plauderte etwas aus dem Nähkästchen seiner gescheiterten Ehe, bei der er zum Ende hin mit seiner Frau in einer Art sexuellem Gleichklang war. "Wir hatten gemeinsam zur gleichen Zeit Migräne." Nun sei er Single, und das Alleinsein klappt ganz gut. Seit er allein lebt, zieht er sich sogar allein an und hebt Sachen, die ihm runterfallen, manchmal sogar auf. Gut, putzen würde er jetzt nicht jeden Tag, gab er zu. Dafür mache er ab und zu den Staub-Engel auf dem Laminat.

Er habe auch einen Putzschrank. "Aber die faule Sau macht gar nichts. Der steht bloß blöd rum." Seine Einrichtung sei spartanisch schwedisch oder wie ein Kumpel sagte: "Bist du ausgeraubt worden?" Das erfuhren die Zuhörer so nebenbei.

Auf seinen Streifzügen durch die Läden der Landeshauptstadt hat er die tollsten Dinge entdeckt, konnte er seinem Publikum zudem berichten. Neben einer zeitsparenden Schnittlauchschere auch Clips zum Verschließen von Chipstüten. Wofür braucht man sowas? Tüte auf – Chips essen – fertig. Er habe sich aber eine Waage gekauft und wiegt sich jeden Morgen. Nackt und nachdem er auf dem Klo sein großes Geschäft erledigt hat. "Kürzlich habe ich gedacht, ich hätte sogar abgenommen, musste aber feststellen, dass mein Penis aus Versehen auf dem Waschbeckenrand lag." Ein Bild, dass sich besonders bei einer Dame einbrannte.

Da seine Ernährung – Nudeln, Chips und Kaffee – sich langsam in der Körpermitte niederschlägt, habe er seinen Personal-Coach besucht. Im Internet zwar, doch mit dem Ziel, wieder aufstehen zu können ohne Schwung zu holen, und die Socken anzuziehen, ohne Geräusche zu machen. Die Vorschläge des Fitness-Gurus waren ihm dann aber doch ein bisschen zu hart. "Dafür mache ich jetzt lange Spaziergänge – zum Imbiss." Imbiss war das Stichwort für den dicken Ed, der dringend ein Bier brauchte. Also machte man gemeinsam Pause und hinterher auf dem gleichen Niveau weiter.