Mit einem gut gefüllten Vesperkorb und einem Blumenstrauß bedankten sich der Kultur- und Museumsverein bei der Historikerin Ute Ströbele für deren Vortrag über Frauenklöster in und um Horb. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ute Ströbele referierte zum Dominikanerinnenjubiläum über Frauenklöster in und um Horb

Horb. Der Kultur- und Museumsverein hatte im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen "800 Jahre Obere Sammlung – Dominikanerinnenkloster Horb, 1218 – 1806" zu einem Vortrag ins Gasthaus Schiff eingeladen. Die Historikerin Ute Ströbele referierte im bis auf den letzten Platz besetzten Nebensaal über Frauenklöster in und um Horb vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert.

Lange Zeit bildete die Geschichte der Frauenklöster angesichts der wirkungsmächtigen Männerklöster in der historischen Forschung einen weißen Fleck, dessen Erforschung nur zögerlich in Gang kam. In diese Lücke stieß Ute Ströbele mit ihrer Dissertation über zwölf Klöster der Franziskaner-Terziarinnen in Schwäbisch-Österreich. Am oberen Neckar finden sich zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb kaum große Abteien, dafür aber eine Fülle von Frauensammlungen, die den weiblichen Gemeinschaften des Dritten Ordens der Franziskaner oder der Dominikaner zugeordnet waren.

In Horb gehörten die Terziarinnen sowohl dem Franziskaner- als auch dem Dominikanerinnenorden an, während neckaraufwärts meist Dominikanerinnen- und neckarabwärts meist Franziskanerinnensammlungen zu finden sind. Ströbele vermutete die Ursache darin, dass in Rottweil seit 1266 ein Dominikanerkloster und in Tübingen seit 1272 ein Franziskanerkloster beheimatet war.

Der Ursprung dieser Frauensammlungen ist eng verbunden mit den Stadtgründungen im 13. Jahrhundert, wo sich auch in Horb gleich drei sogenannte Beginenhöfe finden. Ziel dieser Beginengemeinschaften, in denen sich Frauen ungeachtet ihres Vermögens oder Standes zu geistlichen Gemeinschaften zusammenschlossen, war die Verwirklichung eines Lebens in der Nachfolge Christi.

Beginen galten als Spezialistinnen des Todes

Neben dem Gebet widmeten sie sich vor allem Werken der tätigen Nächstenliebe, so zum Beispiel der Krankenpflege. Und weil das Kranksein immer mit dem Sterben verbunden ist, galten die Beginen als Spezialistinnen des Todes, die sich als Leichenwäscherinnen betätigten und dem Totengedenken widmeten.

Die Beginen unterstellten sich dann in der Regel den neu aufkommenden Bettlerorden der Dominikaner und Franziskaner, und nachdem einige Beginenhöfe in den Ruf geraten waren, Häretikern nahezustehen, wurden 1311 auf dem Konzil von Vienne diese unregulierten Gemeinschaften verboten. Die päpstlich angeordnete Inkorporation der oberen Sammlung in Horb als Dominikaner-Terziarinnenkloster in den Predigerorden erfolgte im Jahr 1276, während im Jahr 1293 von der Mittleren Sammlung der büßenden Schwestern des heiligen Franziskus die Rede ist.

Der Begriff Terziarinnen bedeutet, dass die Klosterfrauen zur dritten Ordensstufe gehörten, also nicht in strenger Klausur lebten und ausschließlich beteten, sondern auch im Kontakt mit der Außenwelt standen und wie zuvor caritative Aufgaben übernehmen durften. So findet sich die Tradition des Totengedenkens in einer 1362 ausgestellten Urkunde für die "obere samenunge ze Horwe hinder des hailgen cruces kürchen", mit der der Stifter die Dominikanerinnen damit beauftragte, zu seinem Seelenheil am Karfreitag "Mutschla" unter die armen Leute in Horb zu verteilen.

Da die Drittordensklöster nicht wie die bedeutenden Abteien über großzügige Dotationen verfügten, bewegten sie sich meist am Rande des Existenzminimums. Neben der Mitgift, die beim Eintritt ins Kloster hinterlegt werden musste, lebten die Frauen von ihrer Hände Arbeit. Sie verdienten ihren Unterhalt durch den Verkauf von Wachsarbeiten oder selbst hergestellten Devotionalien, durch das Backen von Hostien oder die Verrichtung von Kirchendiensten. Die geschäftstüchtigen Dominikanerinnen nutzten ihr Privileg darüber hinaus zum steuerfreien Weinausschank, und mit "Aussteckung des grünen Boschen" wurde das Horber Dominikanerinnenkloster sogar zur Besenwirtschaft. Dieser Ausschank erfolgte natürlich sehr zum Ärger der Horber Wirte.

Während des Zeitalters der Reformation und des daraus resultierenden Dreißigjährigen Krieges gerieten die Drittordensklöster zunehmend in eine Existenzkrise, die durch die Zusammenlegung von Klöstern bezeugt ist. 1635 wurde die letzte Eutinger Schwester in die Untere Sammlung zu Horb aufgenommen. Bald darauf erfolgte die Zusammenlegung der Unteren Horber Sammlung und der Nordstetter Klause mit der Mittleren Franziskanerinnensammlung, während die Altheimer Sammlung in den Besitz des Dominikanerinnenklosters Stetten bei Hechingen gelangte.

Anfang des 18. Jahrhunderts erlebten die Drittordensklöster im Gefolge der Gegenreformation erneut eine Blüte. Das Zeitalter der Aufklärung leitete aber andererseits das Ende der Klöster ein. Mit den Reformen für Kirchen und Klöster unter dem habsburgischen Kaiser Joseph II. nahm die Kritik an der zu weltlichen Lebensführung der Klosterfrauen zu, die im Wirtschaftsleben der Stadt eine aktive Rolle spielten. Die Wertschätzung der Klöster nahm dagegen rapide ab. Viele Konvente wurden aufgelöst oder zusammengelegt. So wurden 1780, obgleich sich viele Horber Bürger mit einer Unterschriftenaktion für den Erhalt des Klosters ausgesprochen hatten, die zehn Franziskanerinnen der Mittleren Sammlung mit ihrer ganzen Habe zwangsweise in die Obere Klause nach Rottenburg verwiesen.

Trotzdem die Horber Dominikanerinnen im höher gebauten Nordflügel seit 1776 neben dem Heuboden zwei Schulstuben für den Mädchenunterricht eingerichtet hatten, war auch ihr Niedergang letztlich nicht mehr aufzuhalten. Den Schlussstrich zogen 1806 mit bürokratischer Präzision die Säkularisierungsbeamten des neuen württembergischen Landesherrn, der als Parteigänger von Napoleon Bonaparte nun als König Friedrich I. von Württemberg in Horb das Sagen hatte.