Michael Theurer zwischen dem Badener Wolfgang Miessmer (links) und dem Württemberger Scen-Erik Sonntag. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Wolfgang Miessmer (Gälfiäßler) und Sven-Erik Sonntag (Sauschwob) liefern sich Schlagabtausch im Kloster

Von Peter Morlok Horb. Ein Hauch von Liberalismus wehte am Donnerstagabend durch den großen Saal des Klosters: Badener und Württemberger, auch liebevoll "Gälfiäßler und Schauschwoba" genannt, trafen sich zu einer gemeinsamen Reise durch die Zeitgeschichte ihres Landes.

Es war ein gelungener Schlagabtausch und eine Huldigung an den Bindestrich, zu dem Ex-OB Michael Theurer und die Reinhold-Meier-Stiftung eingeladen hatten. Theurer war es auch, der die Veranstaltung mit einem "Willkommen, liebe Freunde der Freiheit" eröffnete, und das Podium anschließend nutzte, um ein paar Seitenhiebe in Richtung seines Amtsnachfolgers los zu werden. Danach gab er die Bühne für Wolfgang Miessmer (Gälfiäßler) und Sven-Erik Sonntag (Sauschwob) frei, die sich weitere Herzlichkeiten nur so um die Ohren hauten.

Der Raum war klar aufgeteilt; links stand der Badener mit Federhut vor seiner gelb-schwarzen Landesfahne, rechts der Schwabe vor der Flagge des Königreichs Württemberg. Dialekt war Pflicht, denn schon Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe bemerkte vor langer Zeit treffend: "Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft."

Seit Baden vor fast 60 Jahren von Württemberg mit einem heute noch umstrittenen Volksentscheid übernommen wurde und das Bollwerk Napoleons gegen die Schwaben sich in einer Vernunftehe wiederfand, herrschen zwischen den beiden Landesteilen einige Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich Dialekt und Lebensweise.

Das geht soweit, dass der Schwabe entsetzt feststellen musste, dass in den badischen Barockkirchen die Engelsbutten nur nutzlos umherflögen, während in den Kirchen der Schwäbischen Alb selbige mit Schaufeln und Besen ausgestattet sind. Der Badener beklagte indes, dass auf schwäbischen Speisekarten nur "Saitawürschtle", Maultaschen oder sonstige undefinierbare Begriffe wiederzufinden seien, wogegen der Schwabe klar erkannte, dass mit dem, was die Badener essen, sein "Jonger em Sandkasta" spielt – und zwar mit dem "Schäufele".

Den Schwaben ist die Leichtlebigkeit des Nachbarn immer noch ein Dorn im Auge; der wiederum behauptet, dass sich der Schwabe nur dann wohl fühlt, wenn er sich nicht wohl fühlt.

Glaubhaft versicherten Miessmer und Sonntag trotzdem, dass sie nix gegeneinander hätten – also zumindest nix, was hilft. In dieser freundschaftlichen Atmosphäre nahmen die beiden das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die Entstehungsgeschichte der beiden Länder.

Mit teils wissenschaftlich fundierten Tatsachen, teils abenteuerlich zusammengestellten Theorien, Witz und einer gehörigen Portion Ironie untermauerten sie diesen Geschichtsunterricht. Die Horber wissen nun, dass die Schwaben mit Astrid Lindgren verwandt sind, dass nach Karlsruhe direkt Helgoland kommt und – wenn man es genau nimmt – es weder "Gälfiäßler noch Schauschwoba" gibt, sondern nur Alemannen. Der Spanier sagt auch "Los Alemanos" und nicht "Los Schwabos", so die logische Begründung.

Wolfgang Miessmer würzte den Auftritt immer wieder mit musikalischen Zwischenspielen. "Lompaliedla" aus der Schweiz, dem Elsass, seiner badischen Heimat und ganz dezent auch aus dem Schwäbischen gab es zu hören.

Der Bindestrich zwischen Baden-Württemberg musste an diesem Abend Schwerstarbeit leisten, hielt aber jeder Belastung stand und selbst das "Badener Lied" erklang auch aus württembergischen Kehlen.