Kustodin Agnes Maier freut sich über ein frisch erworbenes Bilderpaar des Salomon Hirschfelder, das die beiden Vereinsvorsitzenden Joachim Lipp und Heinrich Raible im Stadtmuseum als Leihgabe ablieferten. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Kultur- und Museumsverein erwirbt Bilderpaar von Salomon Hirschfelder aus privater Hand

Eine großartige Ergänzung der Hirschfeldersammlung im Stadtmuseum ist vor Kurzem durch einen Kauf des Kultur- und Museumsverein hinzu gekommen.

H orb. Die auf das Jahr 1896 datierte zweite Fassung des großformatigen Hirschfelder-Gemäldes "Das Dienstmädchenbüro", die seit 1983 als Leihgabe im Horber Stadtmuseum hing, kehrte leider vor Kurzem aus konservatorischen Gründen in die Staatsgalerie nach Stuttgart zurück. Mit einer Neuerwerbung hat nun der Kultur- und Museumsverein dafür gesorgt, dass die Wände im Hirschfelder-Zimmer des Bürger-Kultur-Hauses nicht kahl bleiben.

Offensichtlich eilt dem Kultur- und Museumsverein auch in Sachen des jüdischen Genremalers Salomon Hirschfelder (1831 – 1903) ein gewisser Ruf voraus, sodass dem Vorsitzenden Joachim Lipp jüngst aus Privatbesitz zwei Ölgemälde zum Kauf angeboten wurden. Der östlich von München lebende Besitzer war im Internet auf die vielfältigen Aktivitäten des Vereins gestoßen, der einige Objekte des in Dettensee geborenen Malers dem Stadtmuseum als Leihgaben zur Verfügung gestellt hat.

Das 1881 geschaffene Bilderpaar hing einst an der Stubenwand eines stattlichen Bauernhofs in der Nähe des Tegernsees und kam auf dem Erbwege in den bayerischen Landkreis Ebersberg. Es erzählt eine Geschichte, die der deutsch-ungarische Journalist, Literatur- und Kulturhistoriker Adolf Kohut (1848 – 1917) in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 21. November 1902 beschrieben hat. Beim ersten Bild handelt es sich um die verkleinerte Fassung eines Ölgemäldes aus dem Jahr 1876, das in der Werkliste unter dem Titel "Die Vogelscheuche" verzeichnet ist.

Ein zerlumpter Handwerksbursche tauscht in einem Krautfeld seine Mütze gegen einen nobleren Kastorhut ein, der eine Vogelscheuche ziert. Aber das zweite Bild deutet darauf hin, dass des Lebens Freude keinem Sterblichen zuteil wird. Im Besitze seiner neuen prächtigen Kopfzier fragt der Handwerksbursche nämlich bei einem Schuster nach Arbeit, der als Besitzer des Krautfelds die Vogelscheuche mit seinem eigenen Kastorhut geschmückt hat. Verblüfft starrt der Schuster den Burschen sowie den Hut an und denkt darüber nach, wie die beiden wohl zusammengekommen sind.

Für Kohut zählt das Bilderpaar zum Trefflichsten, was Salo mon Hirschfelder in diesem Genre geschaffen hat. Für ihn war der "Senior unter den Genremalern der Gegenwart" einer der größten Humoristen, der mit seiner Palette durch die Poesie seines goldenen Gemüts das Alltägliche und Gewöhnliche verklärt und durch seine packende Darstellungskunst sowie durch seine meisterhafte Technik die Betrachter seiner Gemälde erfreut hat.

Als Kustodin Agnes Maier aufgrund dieser frühzeitigen Nennung in der Fachliteratur, die noch zu Lebzeiten des Malers erfolgte, den beiden Bildern einen besonderen Wert zuschrieb, bemühte sich Lipp um den Ankauf der auf Zinkblech gemalten Ölbilder. Obwohl sich auch Auktionshäuser um den Ankauf bemüht hatten, bekam der Vorsitzende des Kultur- und Museumsvereins mit dem Verweis auf die Horber Hirschfeldersammlung im Stadtmuseum letztlich den Zuschlag.

Nachdem Vereinskassierer Stefan Reichel grünes Licht für den Erwerb des Bilderpaares gegeben hatte, wurde dem Besitzer das Kaufinteresse mitgeteilt. Um nicht die Katze im Sack zu kaufen, machte sich Lipp zusammen mit seinem Stellvertreter Heinrich Raible auf den mehr als 300 Kilometer langen Weg ins Bayernland. Auf den ersten Blick war den beiden Vereinsvorsitzenden klar, warum Agnes Maier die Bilder für eine großartige Ergänzung in der Hirschfelder-Abteilung des Stadtmuseums hält.

Nach Erstattung des ausgemachten Kaufpreises verstauten Lipp und Raible die beiden Gemälde sicher und machten sich wieder auf die mehr als 300 Kilometer lange Heimreise. Im Horber Stadtmuseum können die Gemälde von nun an im Hirschfelder-Zimmer betrachtet werden.