Matthias Ertel (von links), Dominik Kimmich und Jürgen Wünsche haben den Vertrag unterzeichnet. Foto: Lück

Ritterspieleverein geht mit MPS in die zweite Runde. Mehr Geld für den Verein. Beide Seiten mit der Regelung zufrieden.

Horb - Die Tinte war Mittwochabend um 19.05 Uhr getrocknet: Ritterspieleverein und MPS aus Leinfelden-Echterdingen haben einen neuen "Horber Vertrag" unterzeichnet. Damit bleibt MPS bis 2019 im Boot. MPS-Geschäftsführer Jürgen Wünsche zeigt sich erleichtert: "Die ganze Diskussion um die Entwicklung der Ritterspiele in den vergangenen fünf Jahren hat dazu geführt, dass der Ritterspieleverein und wir inzwischen Partner auf Augenhöhe geworden sind." In die Vertragsverhandlungen hatte sich auch OB Peter Rosenberger eingeschaltet. Laut Wünsche stand das Stadtoberhaupt "moderierend" den Partnern zur Seite.

Und jetzt gibt es bessere Bedingungen für den Ritterspieleverein: Er bekommt jedes Jahr einen festen Betrag von MPS. Er darf Kleinsponsoren einwerben, die auch eine Werbefläche bekommen. Und: Der Ritterspieleverein kann auf den Spielen auch Aktionen durchführen, um selbst Geld zu verdienen. Wünsche: "Nach Absprache ist es dem Ritterspieleverein auch möglich, einen Getränkestand zu betreiben."

Angesichts der doch ordentlichen Getränkepreise ein gutes Geschäft, welches der Verein laut Vorstand Matthias Ertel bisher aber noch nicht angedacht habe: "Bisher haben unsere ehrenamtlichen Helfer genug zu tun." Auch das Budget für die Veranstaltungen während der Spiele wird konstant fortgeschrieben, laut Wünsche mit einem "gewissen Ausgleich der Preissteigerungsrate." Damit, so Ertel, habe der Ritterverein jetzt für seine Aktivitäten ein "ordentliches Budget. Das reicht zwar nicht aus, um den Luziferturm ganz zu kaufen. Aber dafür, unsere Aktivitäten über das Jahr auskömmlich zu bestreiten." Und mit dem festgeschriebenen Budget für die Spiele kann der Verein dort weiterhin für ein tolles, nicht-kommerzielles Programm sorgen. Ritterspiele-Vorstand Dominik Kimmich: "Das klare Bekenntnis von MPS, am Programm nicht zu kürzen, war für den Vertragsabschluss maßgeblich."

Die neue Partnerschaft zwischen MPS und dem Ritterspieleverein – man kann sie als Neustart interpretieren. In den letzten fünf Jahren hatte es arge Spannungen zwischen Verein und MPS gegeben. Einer der Gründe: MPS hatte die Veranstaltungs-Leitung übernommen, weil der Ritterverein im Jahr 2009 insolvent war. Ein gewisses Risiko, so dass in den bisherigen Vertragsbedingungen festgeschrieben wurde, dass der Ritterspieleverein erst ab einer bestimmten Zahl von verkauften Tickets pro Ticket einen Betrag bekam. Ein Beispiel: Erst ab dem 13 000. verkauften Ticket flossen pro weiterem Ticket 10 Euro in die Kasse des Rittervereins. Weil die Ritterspiele zwar gut 35 000 Besucher haben, davon aber viele zu den kostenlosen Abenden kommen, ist die Zahl der verkauften Tickets natürlich geringer.

Dazu kamen die Reibereien um die ruppige Security, die bei den letzten Ritterspielen dazu führte, dass Gäste mit Kinderwagen sogar Wasserflaschen und Brezeln am Eingang abgeben mussten. Wütende Kommentare wie "Die profitgeilen Horber kriegen keinen Cent mehr von mir", waren die Folge.

Einige im Ritterverein rebellierten gegen das "Diktat von MPS" und kalkulierten, die Ritterspiele wieder selbst durchzuführen. Besonders deshalb, weil sich der Ritterspielverein inzwischen im Luziferturm eingemietet hatte mit dem Plan, ihn zu kaufen. Der Kaufpreis war bisher mit 100 000 Euro angegeben. Genährt vom Misstrauen, ob MPS die korrekt verkaufte Ticketzahl angibt.

Dieser Konflikt führte dann zum Crash bei der Mitgliederversammlung im November, bei der der bisherige Vorsitzende Siegfried Luft dann nicht mehr im neu gewählten Vorstand war.

Und der wollte noch vor den neuen Ritterspielen die Verlängerung. Er konnte dabei bessere Bedingungen raushandeln, ohne das Risiko einer selbst organisierten Veranstaltung mit allem Konfliktpotenzial – auch wie früher im Verein – fahren zu müssen.

Auch MPS-Geschäftsführer Jürgen Wünsche ist zufrieden. Hat er zukünftig weniger Geld in der Kasse? Wünsche: "Das hat für mich nichts mit mehr oder weniger Geld zu tun. In den fünf Jahren, in denen sich die Ritterspiele entwickelt haben, wissen wir inzwischen ziemlich genau, welche Summen fließen. Wir können abschätzen, was wir leisten können. Deshalb finde ich die Lösung mit der Pauschale gut."

Vorstand Matthias Ertel sagt: "Wir haben Planungssicherheit und eine vernünftige Finanzausstattung. Mit dem festgelegten Veranstaltungsbudget haben wir eine Möglichkeit, die Ritterspiele weiterzuentwickeln." Und OB Rosenberger gibt aus seinem Pfingsturlaub auch ein Statement ab: "Es ist gut für die Zukunft der Ritterspiele, des Rittervereins und somit für die Stadt, dass jetzt Planungssicherheit hergestellt ist und man sich wieder in ruhigem Fahrwasser befindet."

Na, dann können die Ritterspiele heute ja gut starten...