Die Nachtwächter stellten bei ihrer jüngsten Führung eine etwas andere Kopfbedeckung vor. Foto: Kultur- und Museumsverein

"Mischung aus Disneyland und Räuber Hotzenplotz" weicht Security-Mützen. Reaktion auf fastnächtlichen Pumucklskandal.

Horb -. Im verflixten 13. Jahr kamen zur ersten Nachtwächterführung im Jahr 2018 lediglich rund 40 Personen, die aber am zweistündigen Umgang, der dieses Mal durch die Unterstadt führte, ihre helle Freude hatten. Immer wieder war am Freitagabend in der Horber Altstadt Szenenapplaus zu hören, wenn die Nachtwächter zur nächsten Station weiterzogen.

Die Umgangsteilnehmer, unter den sich auch Bürgermeister Ralph Zimmermann mit Gattin befand, staunten am Beginn nicht schlecht über die neue Kopfbedeckung, mit der die drei Herren vor das Wachthaus marschierten. Nachdem den Horber Nachtwächtern im Gefolge des fastnächtlichen Pumucklskandals vorgeworfen wurde, sie repräsentierten eine Mischung aus Disneyland und Räuber Hotzenplotz, und der Dießener Narrenverein das Horber Trio gar als Securitypersonal für den Narrenbrunnen engagieren wollte, reagierten die Nachtwächter mit einer neuen Kopfbedeckung, die sie aber nur bei der Begrüßung vor dem Wachthaus trugen.

Joachim Lipp ist der "Boss"

Während Heinrich Raible und Bruno Springmann zwei Schildmützen mit der Aufschrift "Security" trugen, war auf der Mütze von Obernachtwächter Joachim Lipp das Wort "Boss" zu lesen. Lipp kann sich seinen Rang als Obernachtwächter auch nicht richtig erklären. Er hält sich schließlich für den Mickrigsten unter den Horber Gassenwächtern, aber die anderen beiden Kollegen sowie Stefan Reichel, der stets bei den Führungen entweder als Weiße Frau oder verschlafener Horber Bürger agiert, sagen Chef zum ihm.

Nachdem die neue Kopfbedeckung durch die üblichen Filzhüte ausgetauscht war, wurde vor dem Rat- und Wachthaus nicht nur der Horber Nachtwächtereid aus dem Jahr 1550 verlesen. Es wurde auch das Horber Bilderbuch vorgestellt, das die Rat- und Wachthausfassade ziert.

Danach führte der Umgang zum Burgstall, wo man einiges über die Stadtgründung und das ehemalige Franziskanerkloster erfahren konnte. Vor der Liebfrauenkapelle erinnerten die Nachtwächter daran, dass nach einer Spitalordnung von 1615 jeder Horber, der an der "Kapell-Mess" teilnahm, eine Morgensuppe bekam.

Vor dem Steinhaus wurde daran erinnert, dass der Horber Spital erst 1897 in den Besitz der Katholischen Kirchengemeinde Heilig-Kreuz kam und die Spitalstiftung seit mehr als sechseinhalb Jahrhunderten die bedeutendste soziale Einrichtung der Neckarstadt ist. Im Mühlegässle demonstrierten die Nachtwächter die Funktion einer Nachtwächterkontrolluhr und beim Sebastian-Lotzer-Platz erinnerten sie an einen weiteren berühmten Sohn der Neckarstadt. Als man über die Sommerhalde wieder zum Marktplatz zurückgekehrt war, wurden die Nachtwächter mit lang anhaltendem Beifall für ihre Stadtführung der besonderen Art belohnt.