Die Lange Nacht der Lichter begeistert die Horber. Shoppen, Bummeln, Kultur und Genuß. Foto: Lück

Leuchtende Fassaden, heimelige Läden, angenehmes Wetter und volle Straßen.

Horb - Sie funkelt und sie glänzt: Die "Lange Nacht der Lichter" in Horb ist der bestgelaunte Shopping-Tag des Jahres. Das hat die Traditionsveranstaltung am Freitag wieder bewiesen.

Der Marktplatz um 19 Uhr. Auf der Sommerhalde haben die Helfer vom THW noch die letzten Lichter installiert, bevor sie die historische Stadtkulisse auf dem Bergsporn verzaubern werden. Der Starzacher Künstler Frank Fierke hat sein Luftobjekt aufgepustet – kurz vor der blauen Stunde. Karla Kreh steht ganz in Schwarz mit ihrem weißen Malerschurz um die Hüften davor. Noch ist es hell…

Bürgermeister Ralph Zimmermann: "Ich bin am Sonntag spät nachts aus Sant Just Desvern wiedergekommen. Montagmorgen hat mich das rote Licht des Bildes der Künstlerin begrüßt – ein Sonnengruß aus Katalonien. Kunst ist eine Entdeckungsreise, wie die jetzt beginnende Lange Nacht der Lichter durch die gesamte Stadt von Horb!"

Dann steigt Kreh zu ihrer Live-Mal-Performance in das durchsichtige Luftobjekt. Beginnt, mit den Pinseln den Kunststoff von innen zu bemalen. Und je mehr die Dunkelheit über das Rathaus zieht, umso mehr entfalten die Lichter ihre Magie. Und verschmelzen mit der Malerei von Kreh, mit der prächtig beleuchteten Stiftskirche im Hintergrund zu einer Einheit.

Und ganz Horb wird wie Sant Justs Nachbarstadt Barcelona: Junge Menschen, Familien mit Kinderwagen, Singles, Ältere – alle sind bis spät in die Nachts unterwegs, um zu bummeln, zu genießen und zu shoppen. Der schmale Bürgersteig entlang der Neckarstraße, der Weg durch die Hirschgasse bis hoch zum Marktplatz – er wird ein bisschen zur Mini-Ramblas. Nur gemütlicher.

Klausi Klücklich verzaubert mit der Seifenblasenkunst in der Hirschgasse jung und alt vor der stimmungsvoll beleuchteten Fassade des Steinhauses. Das Weinhaus Dörr ist diesmal kunstvoll illuminiert in Blau mit einem grünen Donut. Ein Blickfang, der beste Laune macht. Hier genießt Conny Conrad seinen Wein. Scherzt: "Als wir jung waren, haben wir das V wie Victory gezeigt. Jetzt im Alter müssen wir das Doppel-V mit den Fingern zeigen: Voltaren und Viagra!"

Die Brücken sind alle illuminiert, und wer beispielsweise über den Bärensteg geht, genießt die sich spiegelnden Lichter in Blau und Grün auf dem Mühlkanal. Der gelb-blau beleuchtete Marktplatz harmoniert mit der orange beleuchteten Stiftskirche. Da hat Stefan Lachenmaier aus Empfingen es geschafft, unsere herrliche Altstadt in ein neues, faszinierendes Licht zu setzen.

Die Gutermannstraße wird diesmal zum Hotspot. Erst lässt die Ballonsportgruppe Horb den Wettkampfballon von Fabian Bähr sich aufrichten, bestaunt von den zahlreichen Bummlern. Doch dann muss das Ballonglühen gestoppt werden. City-Manager Thomas Kreidler: "Durch die Häuser an der Seite wirkt die Straße wie ein Kamin. Der Ballon ist zu stark hin und her geweht. Das war einfach zu unsicher."

Kein Problem. Dafür bekommen Tripple S die Chance, ihre Diabolo- und LED-Show direkt auf der großen Bühne vor dem Ita von Toggenburg aufzuführen. Eigentlich sollten die Artisten auf dem Parkplatz auftreten, doch mitten auf der Gutermannstraße verschmelzen die bunt leuchtenden Diabolos, LED-Stäbe oder Hula-Hoop-Reifen mit den leuchtenden Netzen auf der schwarzen Kleidung zum gigantischen Sound aus Lachenmaiers Anlage. Ein Dreiklang aus Artistik, Lichterzauber und Musik, der viele Zuschauer begeistert.

Händler zufrieden

Die lange Nacht der Lichter – das Shopping-Event. Die Geschäfte sind voll. Moni Schönfeld lacht kurz auf an der Kasse: "Ich bin zufrieden." Bei Lucia Steimles Schmuck am Aischbach ist es eng – es wird eifrig anprobiert und beraten. Robert Müller vom gleichnamigen Blumenhaus füllt schon um 20.28 Uhr schnell ein paar Rosen nach: "Die Lange Nacht ist die beste Veranstaltung für uns Händler." Und Gemeinderat Jürgen Poppitz versucht sich, vor dem gemeinsamen Besuch von Wohnideen Raible mit Ehefrau Martina zu drücken: "Das hast du schon bei der letzten Langen Nacht der Lichter geschafft." Und grinst: "Das war teuer." Dem Umsatz von Heiderose Raible dürfte dieses Zögern bei der Langen Nacht der Lichter 2019 keinen Abbruch getan haben. Als der Schwarzwälder Bote nach ihrer Bilanz fragen will, trägt sie einen Tisch zur Kasse: "Den habe ich gerade verkauft!" Sieht also so aus, als ob die Lichter-Nacht nicht nur stimmungsvoll und faszinierend war, sondern für die Händler auch erfolgreich…

Eine perfekt Nacht. Fast. ULH-Gemeinderat Hermann Walz: "Mich wundert es, dass es die Stadt an diesem Abend voller Menschen nicht schafft, die Ampeln länger anzulassen. Wenn man mit dem Kinderwagen über die Straße will, ist das teilweise lebensgefährlich!"