Shinya Kobachi macht sich Sorgen um seine Familie und sein Heimatland. Foto: privat

"Die Bilder sind zu schrecklich": Der Japaner Shinya Kobachi sorgt sich um seine Familie.

Horb - "Man will sich informieren, aber immer nach zehn Minuten muss ich den Fernseher abschalten. Die Bilder sind zu schrecklich", sagt Shinya Kobachi. Doch immer wieder machen er und seine Frau Shoko zu Hause in Steinenbronn am Schönbuchrand Fernseher oder PC an, um zu sehen, was in ihrem Heimatland passiert.

Der Japaner kam nach seinem Studium im Jahr 2002 nach Deutschland, an das Horber Hermann-Hesse-Kolleg. "Für ihn stand von vornherein fest, dass er in Deutschland bleiben will", erinnert sich Günter Ost, Leiter des Kollegs.

Heute lebt der 37-Jährige mit Ehefrau und Kind zwar einige Kilometer weiter weg und arbeitet in einer deutsch-japanischen Firma in Göppingen, kickt aber noch immer bei der SG Ahldorf-Mühlen. Dem Verein trat er bei, als er anfing, in Horb deutsch zu lernen – quasi ein Musterbeispiel geglückter Integration.

Nun muss er die Katastrophe in seinem Heimatland, wo seine gesamte Verwandtschaft – sowohl seine eigene als auch die seiner Frau – und viele Freunde leben, aus der Ferne mit verfolgen.

"Meine Heimat liegt aber weit weg vom Epizentrum oder dem Atomkraftwerk in Fukushima, zum Glück sind Familienmitglieder nicht direkt betroffen", sagt Kobachi. "Es ist aber fürchterlich, jeden Tag neue, schreckliche Bilder zu sehen." Und die Sorge vor den Folgen, angesichts drohender Kernschmelzen und immer höherer radioaktiver Belastung, steigt.

Nach Japan reist Kobachi normalerweise regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, sowohl privat als auch geschäftlich. Das letzte Mal war er im letzten Sommer dort. Nun, angesichts der bestürzenden Ereignisse dort, wird es wohl eine Weile dauern, bis er seine Verwandten und Freunde in Japan wiedersieht: "Nein, so bald werden wir nicht hinfliegen." Schon allein, um die zweijährige Tochter zu schützen.

Auch Shinya Kobachi selbst musste schon eine solche Naturkatastrophe miterleben. Im Jahr 1995 bebte die Erde in Kobe, seiner Heimatstadt. Nach etwa 20 Sekunden sei alles vorbei gewesen. Die traurige Bilanz: mehr als 6000 Tote, rund 44 000 Verletzte.

Bemerkenswert sei, damals wie heute, die erstaunliche Ruhe, mit der die Menschen in Japan das Leid und die Angst ertragen: "Ich habe Respekt vor meinen Landsleuten und ihrer Gefasstheit, die sie zumindest nach außen zeigen", sagt Kobachi. Allerdings glaubt er, dass das Vertrauen in die Regierung schwindet: "90 Prozent glauben nicht mehr, was die Regierung sagt. Die will nur Panik vermeiden."