Zu einer geschichtlichen Dorfwanderung lud die Dettinger Ortschaftsverwaltung ein. Heimatforscher Karl-Josef Sickler (Neunter von rechts) hatte wieder spannende Geschichten von Dettingen und den Dettingern im Gepäck. Foto: Henger Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichten mit Karl-Josef Sickler aus Dettinger Vergangenheit / Einst sieben Wirtschaften im Ort ansässig

Von Michael Henger Horb-Dettingen. Die Ortschaftsverwaltung hatte alle Neubürger und Interessierte an der Dettinger Ortsgeschichte zu einer Dorfführung eingeladen. Heimatforscher Karl-Josef Sickler erzählte Geschichten über Dettingen und Dettinger.Zu Beginn der Wanderung konnte Ortsvorsteher Josef Nadj rund 30 mit Regenschirmen bewappnete Interessierte, darunter auch drei Neubürger, vor dem Schloss begrüßen. Die Wegstrecke führte die Gruppe vom Schloss zur Vorstadt, über die Mühlhalde zum Haldenweg und wieder zurück zum Schloss mit Einkehr im Seniorenstüble.

Karl-Josef Sickler hatte einen ganzen Rucksack voller Geschichten im Gepäck. So landete nach dem gescheiterten Russlandfeldzug 1812 eine Division französischer Soldaten in Dießen, die im Ort übel hausten. 1813 sollte für die Soldaten im Dettinger Schloss ein Spital eingerichtet werden.

In einem Bericht an das Oberamt Glatt schrieb der Sulzer Wunderarzt Wunderlich, dass er das Dettinger Schloss zwar für ein Spital geeignet angesehen habe, aber der Ort Dettingen selber nichts darböte, was zum Bedarf eines Spitals erforderlich sei. Die Einwohner seien arm und durch lang andauerndes österreichisches Quartier ausgelaugt, sie würden durch ein Spital total zugrunde gerichtet.

Mit einer weiteren Geschichte hatte Sickler die Zuhörer auf seiner Seite. Für große Vergehen gab es den Triller und der stand quasi mitten im Dorf. Es war ein drehbarer Pranger. Wer dort eingesperrt wurde, war dem Gespött des Dorfes preisgegeben und konnte auch mit Unrat beworfen werden. So bat ein Vagabundenpaar 1764 im Dorf bei der Herrschaft um Unterstützung. Sie legten gefälschte Dokumente vor, die sie als Katholiken auswiesen.

Dadurch wollte das Paar ein paar Almosen ergaunern. Bei den vorgelegten Papieren müssen der Obrigkeit mehrere Eigentümlichkeiten aufgefallen sein, weswegen sie vor Gericht einer näheren Befragung unterzogen wurden. So wurde der aus Wien stammende Anton Schwarz mit einem Dutzend "Briegel", und seine schwangere Frau Johanna Leglerin in den Triller, ohne zu drehen, gesteckt. Im Anschluss wurden beide vom Schützen zum Flecken hinaus an die Grenze zu Neckarhausen geführt.

Auch die Feuerbrunst am 17. August 1742 kam in Sicklers Erzählungen vor. 40 Häuser brannten lichterloh und 206 Personen hatten keine Bleibe mehr.

Die Wirtschaften durften bei den Erzählungen nicht fehlen. In preußischer Zeit hatte Dettingen sieben Wirtschaften, drei davon brauten ihr Bier selber. Adler und Hirsch wurden 1865 gute Speisung und Beherbergung attestiert. Die beiden Wirtschaften brauten im Jahr 100 Hektoliter Bier. Hirschwirt war 1895 Fridolin Breisinger, Adlerwirt Rudolf Roth. Backen und Brauen gehörte damals eng zusammen. So eröffnete Bäcker Lorenz Ege einige Jahre später eine "Einschenke" und daraus entstand das Gasthaus Linde. Bald danach erhielt auch der Gipsmüller Zahn eine Konzession und das Gasthaus Lamm öffnete seine Pforten.

Die Dettinger waren Bauern, Taglöhner und Handwerker und sie lebten von dem, was der Boden hergab. So wurde auch nach Schnecken gegraben und diese dann verkauft.

1860 fand eine Kohlebohrung statt. 1864 fand der Eisenbahnbau statt und 1881 eröffnete eine Schiefertafelfabrik. 1904 wurde das zweite Bahngleis verlegt.