Huldrelokkk verzaubern das Publikum im Kloster (von links): Liv Vester Larsen (Dänemark), Kerstin Blodig (Deutschland und Norwegen) und Mia Gunberg Ådin (Schweden). Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Huldrelokkk" verbindet im Horber Kloster skandinavische Volksmusik mit fantasievoller Song-Performance

Horb. Es gibt Dinge, die auf den ersten Blick eigentlich gar nicht funktionieren können. Mixt man drei skandinavischen Sprachen, dazu ein paar Brocken Deutsch und etwas Englisch, reichert alles mit ein bisschen Mystik der Trolle, Elfenzauber und dem Können von drei Profimusikerinnen an, dann kommt dabei das Frauentrio Huldrelokkk heraus. Und dieses Trio funktioniert. Trotz der Liedtexte, die in Deutschland kaum jemand versteht.

Sich einfach der Magie des Liedes hingeben, die Melodie aufnehmen und sich sein eigenes Bild schaffen

Die drei Frauen von Huldrelok kk: Kerstin Blodig, Gesang, Gitarre, Bodhrán, kennen viele Besucher aus der Gegen noch von ihrem Auftritten mit Norland Wind. Weiteres Mitglied ist die Schwedin Mia Gunberg Ådin, Gesang und Geige. Sie stellte auch die Nykkelharpa vor, ein typisch nordisches Instrument, das auch Schlüsselfidel oder Tastenfidel genannt wird. Dritte im Bunde ist die dänische Sängerin und Profi-Geigerin Liv Vester Larsen.

Ihren Auftritt im gut besuchten Horber Kloster begannen die drei Frauen mit einem A-capella gesungenem Lied, das normalerweise auf schwedischen Beerdigungen zu hören ist. "Wenn ich einst sterben muss, dann wäre es schön, wenn das in Schweden passiert und man an meinem Grab auch ›Martin i jorden‹ singt", wünschte sich die Frontfrau und unterstrich schon mit dieser Ansage, dass sich die Zuhörer auf einen etwas anderen Abend freuen durften. Sogar der warm illuminierte Bühnenraum war an diesem Abend mit herbstlichem Laub geschmückt und brachte die verwunschene Atmosphäre einer nordischen Waldlandschaft ein klein wenig in den Schwarzwald. Wenn ein Elch im Klostersaal vorbeigeschaut hätte, niemand hätte sich gewundert. Es war die ideale Kulisse für "Huldrehalling", die bekannteste nordische Trollfrau, die ihren Kuhschwanz unter ihrem Rock verbirgt und die Burschen im Vierviertel-Takt in ihr Reich lockt. Mit diesem beschwingten Titel, dessen Schönheit im Text leider wie so vieles an diesem Abend verborgen blieb, folgte auch die Erkenntnis, dass man nicht immer alles verstehen muss, was man hört. Sich einfach der Magie des Liedes hingeben, die Melodie aufnehmen und sich sein eigenes Bild schaffen. Das ist eben nur durch die Musik möglich.

Dass man auf einer mehr als 90 Jahre alten Meistergeige auch prima trommeln kann, das zeigte Liv Vester Larsen im nächsten Song mit dem schönen Titel "En pige hun ganger", und wie schwungvoll sich die nordischen Seefahrer in ihrer kargen Freizeit unterhalten haben, wurde mit zwei Tunes, bei denen die Geigen zum Teil voller Harmonie, doch immer wieder unterbrochen von wohlgesetzten Disharmonien erklangen, rhythmisch zelebriert.

Natürlich gibt es auch im skand inavischen Sprachraum ein Lied mit einem "Mitsingdingsbums". "Trummerum" heißt der Song, und das Horber Publikum war eingeladen, den Refrain mitzusingen. Irgendwie ging es dabei um ein Herz, das brennt und eine Dame, die trotzdem mit beiden Beinen im Leben steht.

Bandleaderin Kerstin Blodig, der ein poetisch veranlagter Marketingmensch eine Stimme so klar wie ein norwegischer Fjord attestierte, überzeugte außer mit Leadgesang vor allem mit ihrem sehr variantenreichen Gitarrenspiel. Ihre Pickings sind genial und ihre Fähigkeiten als Rhythmus-Gitarristin in der Fachwelt berühmt. Sie hat ihr Können vielen Größen der Weltmusik geschenkt. Blodigs Mut, mit Huldrelokkk die gängigen Wege des musikalischen Mainstreams, in dem man sich überwiegend der englischen Sprache als Transportmittel für die Botschaft bedient, zu verlassen, mündete für die Besucher des Horber Konzerts in wundervollen Begegnungen mit der keltischen und skandinavischen Weltmusik. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Es war halt mal ganz etwas anderes.