Das Trio "Music and Song Cáfe" mit (von links) Jürgen Sesterheim, Volker Schmid und Christof Schülke musizierte im Alten Freibad. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit und Kultur: Horber Trio "Music and Song Café" spielt am Alten Freibad Oldies und eigene Songs

Horb. "What a Wonderful world!" (Was für eine wunderbare Welt). Dieser verträumte Song von Louis Armstrong, der von der Schönheit der Natur und des kleinen Glücks erzählt, passte so richtig zu einem schönen Sonntagnachmittag und dem Musikcocktail, den die Formation "Music and Song Cáfe" servierte.

Die Wettergötter spendierten nochmals strahlenden Sonnenschein an diesem Spätsommertag, und mehr als 250 Gäste nutzten schon allein aus diesem Grund die Möglichkeit, zwei unterhaltsame, musikalisch hoch interessante und teilweise auch recht anspruchsvolle Stunden auf dem ehemaligen Freibadgelände von Horb zu verbringen.

"Music and Song Cáfe", das sind Christof Schülke, Jürgen Sesterheim und Volker "Vovo" Schmid. Und jeder von ihnen hat in Horb und der näheren Umgebung seine eigene Fangemeinde. Es ist die Liebe zur handgemachten, manchmal sehr improvisierten Musik, die die drei Semi-Professionals zusammenschweißt.

Dass sich gerade die beiden "alten Hasen" Schülke und Sesterheim viel Freiraum für Solis bei den überwiegend individuell interpretierten Folk-, Soul-, Blues-, Jazz- und Rockklassikern, bei den Balladen sowie ihren eigenen Songwritersongs lassen, das erlebten die Zuhörer und ein leicht überforderter Vovo Schmid an den Percussions gleich beim ersten Lied. Wann endet der Song "Donna Donna?" Diese Frage stellten sich Saxofonist Sesterheim und Gitarrist und Sänger Schülke gegen Ende des Songs mehrfach und machten einfach so lange weiter, bis man irgendwann per Blickkontakt übereinkam, dass es nun eigentlich reichen müsse. In diese stumme Zwiesprache hatten sie ihren Drummer nicht mit einbezogen, so dass der seinen letzten Akzent erst mit zeitlicher Verzögerung setzen konnte. Aber gerade dies macht die Gig der Drei so spannend.

Man weiß nie so genau, was passiert und welche besondere Nuance den Song aufwerten wird. Nur eines ist sicher: Eine Coverband sind die drei von "Music and Song Cáfe" wahrlich nicht. Schülke, der Songwriter der Band, interpretiert mit seiner prägnanten Stimme jeden Song auf seine ganz eigene Weise. Er singt ihn nicht einfach nach, sondern versucht die Geschichte hinter der Geschichte des Liedes herauszuarbeiten.

Jürgen Sesterheim sorgt mit seinem feinen Saxofonspiel für die Schattierungen und die Tiefe in der Melodie, und Vovo Schmid ist der Mann, der für den Groove und die filigranen Klangperlen zuständig ist.

Und gerade Christof Schülke ist es, der sich nicht scheut, ganz tief in der Schatzkiste der jeweiligen Originalinterpreten zu graben, um verborgenen und längst vergessen geglaubte Klang-Schätzen neues Leben einzuhauchen.

So kam der Song "Those Were the Days", den "The Limeliters" 1962 im Original herausbrachten, nahezu in seiner Ur-Version zu neuen Ehren, oder man kam mit Leonard Cohens "Famous Blue Raincoat" Sesterheims studentischem Wunsch nach etwas Konkreterem als immer nur "Suzanne" nach. Auch ihre eigenen Erlebnisse verarbeiteten die drei Musiker zu Songs. "Black Cars" steht für die rücksichtslosen Drängler auf den Autobahnen, wobei die Farbe Schwarz nur als Metapher herhalten muss, denn auch Fahrer andersfarbiger Autos kann man oft genug sehr nah im Rückspiegel sehen. Autobiografisch die Erlebnisse zwischen Hoffnungen und Kampf auf der Fahrt über die Straße der Trauer, der "Streets of Sorrow", die sie in dem Lied "Big C Avenue", das über eine sehr schwere Zeit der Krankheit erzählt, verarbeiteten. Stark, wie Jürgen Sesterheim sich gerade hier den Schmerz des Lebens von der Seele bläst.

Heiter dagegen, wenn Harry Bela-Sesterheim zum Gesangsmikro greift und mit rauchiger Stimme "Oh Island in the Sun" singt. Mit Vovo Schmid, dem Dritten im Bunde, kam unaufdringlicher Rhythmus und ein Art dritte Tondimension in das Spiel des Trios, das wieder einmal einen Gig ablieferte, der von mehr als nur versierter Musikalität geprägt war. Mit viel Applaus nach jedem Lied dankte ihnen das Publikum für diesen wundervollen Auftritt.