Kultur: Kirchenkonzert: Jugendkapelle beeindruckt mit Klangbild / "Harmonie" liefert Meisterwerk des Abends ab

Ein in allen Belangen außergewöhnliches Konzerterlebnis schenkte der Musikverein Harmonie seinen vielen Besuchern am Sonntagnachmittag beim Konzert im Advent.

H orb. Die Sankt-Konrad-Kirche war schon lange vor Konzertbeginn bis auf den letzten Platz gefüllt, und der stellvertretende Vorstand Matthias Dettling hatte alle Hände voll zu tun, um für die Leute, die erst kurz vor 17 Uhr kamen, noch Sitzplätze zu beschaffen. Martina Dettling, die Jugendleiterin des Vereins unterstütze ihn dabei.

Es schien, als hätten sich die Mettstetter direkt nach einem Auftritt ihrer Musiker in der Kirche gesehnt. 2014, zum 40-jährigen Jubiläum des Musikvereins, spielte man das letzte Mal im Gotteshaus. Drei Jahre später bot sich nun wieder einmal die Gelegenheit, die großartige Akustik des Sakralbaus für ein Konzert zu nutzen.

Aber nicht nur der Zuschauerzuspruch war außergewöhnlich, nein, schon allein die beiden Orchesterbesetzungen nötigten den meisten Besuchern großen Respekt ab.

Allein in der Jugendkappelle konnte Dirigent Ferenc Guti mit 35 Instrumentalisten der Spielgemeinschaft Grünmettstetten/Rexingen ein Klangbild aufbauen, das manchem Aktiven-Orchester locker das Wasser reichen konnte. Vor elf Jahren gründete man diese Spielgemeinschaft, und vom allgemein so beklagten Trend, dass die Jugend- Orchester nur noch schwer zu besetzen sind, ist hier nicht zu spüren und erst recht nichts zu hören. Ihr erstes Stück "Never Forget Your Friends" wurde mit leisen Passagen, gespielt vom Flötenregister, eröffnet. Die Klarinetten setzten Akzente, und die Blechbläser brachten die gesamte Klangfülle in den Sound. Prägend war bei diesem Arrangement auch die Rhythmik des Schlagwerks. Insgesamt ein Konzertauftakt, wie man ihn sich nicht besser wünschen konnte. Waren Unsicherheiten und Lampenfieber beim Nachwuchs da – man hörte und spürte nichts davon. Wunderbar leicht – man glaubte fast, dass man die Schöne und das Biest durch die Kirchen tanzen sah – war die Interpretation der JuKa zum gleichnamigen Stück. Auch ihre Intonation zum Super-Hit "Hello" von Adele und ihr stark von Westernklängen beeinflusstes Stück "Shackelford Banks" war mehr als hörenswert. Natürlich durften sie ihre Plätze nicht räumen ohne vorher eine Zugabe zu spielen. Bei "Cordon Bleu", dem Blauen Band, erlebten die begeisterten Zuhörer das Wettrennen um die schnellste Schiffspassage von Hamburg nach New York beinahe hautnah mit. Die stampfenden Kolben der Antriebe, die arbeitende Besatzung und die entspannten Passagieren – sie alle wurden von der JuKa mit ihren Instrumenten skizziert. Mit tosendem Applaus wurden die jungen Musikerinnen und Musiker verabschiedet.

Nach einer kurzen Umbaupause, immerhin mussten 52 Musikanten, ein Dirigent und der Moderator Hans-Jürgen Schweizer ihren Platz im Altarraum finden, steuerte das Konzert auf seinen Höhepunkt zu. Unter der musikalischen Leitung von Jörg Teufel bot die "Harmonie" ein Konzert der Extraklasse.

Gleich die Eröffnung, der würdevoll klingende Konzertmarsch "Arsenal", wurde mit zu einem der Höhepunkte des Abends. Mit großen Fanfarenstößen stieg das Orchester in den ersten Teil des Stückes ein. Zum Donnergrollen der Kesselpauken jubilierten die Querflöten, die Trompeten stiegen mit in den Rhythmus ein, und als Teufel seine gesamten Register zu einer Einheit zusammenführte, da spürte und hörte man die gesamte klangliche Dynamik, zu der dieses Orchester fähig ist. Ein Feuerwerk der Töne wurde abgebrannt. Mit bekannten Stücken wie der "Star Wars Saga" oder dem irischen Volkslied "You Raise Me Up" begeisterten sie ihr Publikum, doch mit der filmmusikähnlichen Erzählung "Lebunius ex Daventria" lieferte Teufel und seine Klangkörper das Meisterwerk des Abends ab. Es gibt Stücke, die kann man nicht mit Worten beschreiben, die muss man einfach gehört haben. Die Geschichte des Mönchs Lebunius, den Bau seiner Kirche und der Zerstörung dieses Sakralbaus durch die Sachsen, das ist so ein Stück.

Insgesamt war es ein Konzert, das sicher in die Annalen des Musikvereins Harmonie Grünmettstetten eingehen wird, und vielleicht müssen die Mettstetter nun nicht mehr drei lange Jahre auf das nächste Kirchenkonzert mit ihrem Musikverein warten.