Ein Team der Bäckerei Saur protestierte auf humorvolle Weise gegen die Bon-Pflicht. Foto: Hopp

Straßen sind prall gefüllt bei herrlichem Frühlingswetter - und die Stimmung ist bestens.

Horb - Landrat Klaus Michael Rückert lässt die Puppen - sorry, die Gardemädels – tanzen. Die Narrenzunft Betra bietet die allerbeste Show. Das Finanzamt kriegt ordentlich einen mit und die alten Herren des FC Horb holen das "Yellow Submarine" wieder raus.

Das hat es wohl lange nicht in Horb gegeben: Gegen 16 Uhr liefern sich die Guggenmusiker der Kandldabber der Narrenzunft Betra und die Tuders der Narrenzunft Salzstetten ein "Battle" vor der Fahrschule Hug – die Gesichter in der strahlenden Sonne. "Let me entertain you" oder "Schrei nach Liebe". Und Dominik, der härteste Pauker aller Zeiten, der schon während des Umzugs alles gegeben hat, ist fertig. Legt sich erst mal mit dem Rücken auf den Boden. Kein Wunder! Munter rumgehüpft, auf den Knien gerobbt – und das Publikum ist voll mitgegangen. Das absolut geile Ende eines genialen Umzugs.

Und eine Versöhnung. Denn: Beim Ringtreffen der Narren in Horb vor Jahren durften die Kandldabber die -Show machen, die Tuders hatten damals keine Chance. Und der sportliche, musikalische Zweikampf jetzt auf dem Flößerwasen sorgt für den Guggen-Frieden. Zusammen sind die Guggenmusiker unschlagbar!

Die Salzstetter haben diesmal in Horb vorgelegt – am unteren Marktplatz haben sie das wartende Publikum mit "Highway to Hell" gerockt. Vor dem offiziellen Start des Umzugs. Da kann die Luschdige Bruat Göttelfingen nicht nachstehen – bei ihrer fetzigen Musik machen die Mädels eine Polonaise rund um die Musiker.

Noch besser: Landrat Klaus Michael Rückert, als neigeschmeckter Freudenstädter nicht gerade als Fasnets-affin verschrieen, lässt sogar die Puppen tanzen. Denn: Er ist Mitglieder der Narrenzunft Weil der Stadt – und als die Stadtkapelle spielt, tanzen die Gardemädchen vor dem Landrat. Bleibt ihm nur eins am Mikrofon: "Aha, aha, aha." Der Ruf der Weil der Städter Narren.

Für ein optisches Aha-Erlebnis sorgen die Rommdreiber aus Rechberghausen: Die Bärte und langen Gesichter im Mongolen-Style und die rot-schwarzen Umhänge fetzen passend zur Musik.

Die Straßen sind prall gefüllt beim herrlichen Frühlingswetter – und die Stimmung ist bestens. Kein Wunder: Wilde Hexen, kreative Gruppen – und auch das Finanzamt kriegt einen mit. Denn: Die Bäckerei Saur hat extra eine eigene Gruppe gebildet. Die Läufer – alle voll mit Kassenzetteln. Sogar das Baby im Kinderwagen ist voll mit dem Sondermüll aus Thermopapier. Auf dem Wagen steht: "Grüße an das Finanzamt." Aufschrei gegen die Bonpflicht. Und klar, dass Matthias Saur zu den Zuschauern nicht Narri-Narro ruft, sondern "Kassen". Die Antwort: "Zettel!" Läuft.

Ebenso fluffig: Die Alten Herren des FC Horb. Sie laufen mit Pilzköpfen rum, Schnurrbärten, ziehen das "Yellow Submarine" hinter sich her. Und alle singen mit: "Hey Jude" oder "St. Peppers Lonely Hearts Club Band." Klasse. Was ein Akzent.

Grusel-Outfit nicht nur von den vielen Hexen-Gruppen, sondern auch von den närrischen Zicken aus Eutingen. Die spinnen diesmal. Also wirklich. Dicke schwarze haarige Ekel-Fühler, Netze zum Einspinnen der Zuschauern – abgerundet mit silber-schwarzes Make-up. Die wahre Verkörperung der Ekeltiere - genial!

Kreativ die BI Hau und Holzwiese aus Ahldorf. Das Motto des Protestes gegen die Abholung des Ahldorfer Waldes für ein Gewerbegebiet lautet diesmal auf dem Umzug: "Summ, summ, summ, Wald zerstören ist dumm". Dazu laufen nicht nur Bäume auf, sondern Bienen und Imker.

Moderator Alexander "Locke" Guth hatte beim Start versprochen: "Wir haben 53 Gruppen – nur die Besten für Euch konzentriert!" In der Tat: Der Horber Rosenmontag war so sonnig und gut gelaunt wie lange nicht mehr!