Bei den Talheimer Fischgewässern könnte laut Vorplanung eine Autobahnanbindung verlaufen. Foto: Lück

Haiterbach legt Machbarkeitsstudie für Straßenverbindung Richtung Horb vor. Ortschaftsräte nicht informiert.

Horb-Talheim/Altheim - Haiterbach hat jetzt eine Machbarkeitsstudie für eine Straßenverbindung von seinem Gewerbegebiet Richtung Horb vorgelegt. Nur: Die Ortschaftsräte von Altheim und Talheim wurden nicht informiert. Und auch im Rathaus Horb ist man einigermaßen irritiert.

Hermann Walz, Ortschaftsrat von Talheim, ist stinksauer: "Da muss ich im Schwarzwälder Boten lesen, dass Haiterbach eine Machbarkeitsstudie über eine Straßenverbindung vom interkommunalen Gewerbegebiet Richtung Autobahn und Horb im Gemeinderat vorgelegt hat. In enger Abstimmung mit dem Rathaus Horb. Doch wir im Ortschaftsrat Talheim wurden darüber nicht informiert."

Gerhard Fassnacht, Ortschaftsrat von Altheim: "In unserem Ortschaftsrat gab es bisher auch keine Informationen über diese neue Studie. Ich wusste von nichts."

Haiterbach soll umstrittenes Absprunggelände für KSK bekommen

Fakt ist: Am letzten Mittwoch hatte das Fachbüro Fichtner Water & Transportation aus Stuttgart im Haiterbacher Gemeinderat vier mögliche Trassen für die Verbindung zwischen Haiterbach und Horb vorgelegt und erklärt. Eine Machbarkeitsstudie. Brisant: Haiterbach soll das umstrittene Absprunggelände für die KSK bekommen. Der Widerstand der Bürger dagegen ist heftig. Nagolds OB Jürgen Großmann möchte eine Kompensation vom Bund. Gut möglich, dass diese Kompensation für das umstrittene Absprunggelände, welches auch Talheim durch Transportmaschinen-Überflüge treffen könnte, am Ende in genau dieser Autobahnanbindung zwischen Haiterbach und Horb besteht.

Deshalb ist diese neue Machbarkeitsstudie auch für Altheim und Talheim brisant. Vor allem wegen der Trassenführung. Altheims ehemaliger Ortsvorsteher Andreas Bronner: "Vor vielen Jahren wurde eine Ortsumfahrung gewählt, die am Rande von Altheim langführt. Diese sollte aber unter anderem den Hof von Gerhard Fassnacht teilen. Das haben wir im Ortschaftsrat abgelehnt. Wir haben uns aber bereiterklärt, einer Trassenführung auf Altheimer Gemarkung grundsätzlich zuzustimmen."

Talheim dagegen hatte damals – im Jahr 2002 – mit einer Bürgerinitiative gerade für diese Variante gekämpft. Ein Mitglieder der damaligen BI: "Diese Umfahrung schont die Umwelt am meisten. Man muss lediglich gut 500 Meter neu machen – das meiste davon mit einer Brücke."

Hinter der angeblich engen Abstimmung Haiterbachs mit Horb steht ein Fragezeichen

Im Jahr 2011 wurde die Umfahrung in Altheim abgelehnt. Damals hatte Umweltplaner Burchard Stocks aus Tübingen eine Verträglichkeitsstudie einer Verbindung zwischen dem Haiterbacher Gewerbegebiet und Horb gemacht. Stocks damals: "Rein naturschutzrechtlich wären nördlichere Trassen nicht zu realisieren." Gemeint sind alle Trassen, die damals über Talheim geplant wurden.

Jetzt hat Fichtner-Mitarbeiter Markus Weise im Gemeinderat Haiterbach vier Varianten für die umstrittene Verbindung vorgestellt. Haiterbachs Bürgermeister betonte in dieser Sitzung, dass es bereits mit Horb eine enge Abstimmung gegeben hätte.

Die Varianten dieser neuen Autobahnanbindung: Sie werden vor allem Talheim treffen.   Variante 1 Über den bestehenden Feldweg bis zur Landesstraße 355, an Obertalheim vorbei am Sportplatz und hinter den Fischteichen über das Steinachtal.   Variante 2: Mitten durch den Wald – hinter den Fischteichen Richtung Altheim über das Tal.   Variante 3: Macht ungefähr in der Lichtung vor dem Sportplatz einen Schwenk fast komplett durch den Wald und geht dann hinter dem Fischerweiher über das Steinachtal.

Die letzte Variante geht auch durch den Wald, schwenkt dann aber Richtung Altheim ab, um mit dem Waldstück hinter der Kläranlage Richtung Talheim dort auf die Straße zu treffen.

Der Fachingenieur des Büros zieht folgendes Fazit: Variante 3 ist die "schonendste Variante". Ausreichende Distanz zu den Ortschaften, verläuft auf bestehenden Forstwegen.

Variante 2 ist am kürzesten. Von der Wirtschaftlichkeit – den Investitionskosten – seien Variante 1 und 4 zu empfehlen. Die Investionskosten sprechen für Variante 1 (17,7 Mio. Euro) und Variante 4 (18 Mio. Euro).

Fakt ist auch, so hat das Fachbüro Fichtner errechnet: Die Brücke bei der Überquerung des Steinachtals wird in der "Schon-Variante" 443 Meter lang sein.

Und diese Pläne dürften in Talheim heftigen Widerstand auslösen. Ein Mitglied der Bürgerinitiative von 2002, die sich schon damals gegen eine Straßenverbindung zwischen Haiterbach und Talheim gewehrt hatte: "Die neue Variante 3 ist die Variante drei, gegen die wir schon damals gekämpft haben. Es gab eine Versammlung in der Steinachtalhalle. Auf der hat der damalige Landrat Dombrowski gesagt: ›Wenn die Talheimer diese Straße nicht wollen, kommt sie auch nicht.‹ Und dafür werden wir in Talheim weiter kämpfen!"

Stadtverwaltung Horb hält an bisherigen Bedingungen für das Straßenprojekt fest

Wie die Stadtverwaltung Horb auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, ist es nichts Unbekanntes, dass die Stadt Haiterbach nach "einer geschickten Anbindung ihrer Gewerbeflächen an die Autobahn bzw. an die künftige Hochbrücke sucht". Dieses Anliegen treibe Haiterbach schon mehrere Jahre um. Darüber seien auch die Ortschaftsräte Talheim und Altheim informiert.

Die Stadt verweist auf eine ältere Aussage Oberbürgermeister Rosenbergers, die heute noch gelte. Demnach stimme die Stadt Horb einem möglichen Trassenverlauf nur dann zu, wenn eine Umfahrung um Altheim gelingt, die die Ortsdurchfahrt Altheims spürbar entlastet und weit genug vom Ort entfernt ist.

Außerdem darf eine solche Umfahrung nicht zu einer Belastung für Talheim führen. Dies gelte für die Nähe zu Talheim wie auch die Beeinträchtigung des Weiher-Bereiches.

Weiter teilt die Stadt mit: "Die vermeintlich enge Abstimmung, die Bürgermeister Hölzlberger anspricht, beruht wohl darauf, dass Oberbürgermeister Rosenberger zu einer Besprechung der Stadt Haiterbach mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe zugegen war. Dort wurden von der Stadt Haiterbach mögliche Trassen vorgestellt. Die Vertreter des RP nahmen diese Ideen der Stadt Haiterbach zur Kenntnis, machten aber auch deutlich, dass sie bei der geplanten Trassenführung nicht davon ausgehen, dass hier Bund, Land oder Landkreise als Straßenbauträger fungierten werden."

Die jetzige Vorgehensweise der Stadt Haiterbach irritiere auch das Horber Rathaus, "da allen Beteiligten klar war, dass vor einer öffentlichen Präsentation der Haiterbacher Vorstellungen in Bezug auf mögliche Trassen selbstverständlich vorab die Ortschaften Altheim und Talheim gehört werden müssten."

Sollte es tatsächlich den Planern der Stadt Haiterbach gelingen, eine unter den oben genannten Gesichtspunkten akzeptable Trassenführung zu finden, werde dies auch in den Horber Gremien noch zu beraten sein.