Goldener Lichterzauber in eisig blauen Nadeln – ein Bild von Freude und Traurigkeit, die an Weihnachten manchmal nahe beieinander liegen. Foto: Hopp

Negatives und Trauriges lässt sich zum Fest nicht ausblenden. Feiertage gedanklich gut vorbereiten.

Horb - Weihnachten – das Fest der Liebe, der Freude, der Geschenke – ist nicht für alle Menschen so positiv besetzt, wie es klingt.

Mancher, der alleine ist, hat in diesen Tagen besonders an der Einsamkeit zu knabbern.

Der Tod von Angehörigen, Trennung oder Scheidung können Anlass zu Traurigkeit an Weihnachten geben, wie ein Psychologe von der psychologischen Beratungsstelle Horb, Fred-Jürgen Werr, kurz vor den Feiertagen im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erklärte. Wenn man das Fest also zum ersten Mal alleine verbringt. Weihnachten stehe in der Tradition eines Familienfestes. Aus der Enttäuschung, allein zu sein, könne eine depressive Verstimmung werden.

Wenn aus Enttäuschung und Einsamkeit Depression entsteht

"Das kann man im Vorfeld vermeiden, indem man sich darauf einstellt, wie das Weihnachtsfest aussieht: Wen treffe ich, wen rufe ich an? Soziale Kontakte sind wichtig", sagte Werr. Betroffene könnten sich überlegen, wie sie sich was Gutes tun: "kochen, ein Buch lesen, etwas unternehmen – auch wenn man alleine ist".

Wer über die Feiertage Hilfe brauche, könne sich an die deutschlandweite Telefonseelsorge wenden. Die psychologische Beratungsstelle ist zwischen Weihnachten und Silvester trotz Urlaubszeit besetzt. Im vergangenen Jahr sei es zwar eher ruhig gewesen. "Für diejenigen, die angerufen haben, war es manchmal schon hilfreich, mal eine Viertelstunde reden zu können", berichtete Werr.

Konsum- und Geschenkezwang baut hohen Druck auf

Der Konsum- und Geschenkezwang an Weihnachten baut für Eltern mit geringem Einkommen einen besonderen Druck auf, berichtete ein Sozialarbeiter der Erlacher Höhe in Horb, Andreas Hauser. Er betreut sozial schwache Familien. Kinder hätten eine Erwartungshaltung in Sachen Geschenken, die manche Eltern nicht bieten könnten, berichtete Hauser.

Emotional aufgeladene Stimmung mündet manchmal in Gewalt

"Die Enttäuschung gegenüber den eigenen Kindern wächst dann." In der emotional aufgeladenen Stimmung an Weihnachten komme es in manchen Familien zu Gewalt, Suchtrückfällen oder Trennungen. Es breche der Konflikt auf, der sowieso schon schwele. Eine Musterlösung, um solche Situationen zu vermeiden, hat Hauser nicht. Aber Tipps für Betroffene: Das Fest nicht mit Erwartungen überfrachten, Spiele machen, die nichts kosten, rausgehen, und dem Druck unterm Weihnachtsbaum entkommen.

Armut und Knappheit am Wohnungsmarkt, sagte Hauser, seien Ursache für solche Problemlagen – und für die Erlacher Höhe politische Dauerthemen.

Weitere Informationen: Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 Psychologische Beratungsstelle in Horb, nach Weihnachten wieder erreichbar: 07451/3844