Abschied: Vier OBs, 44 Jahre Dienst und 20 000 Bauanträge: Ab heute ist Schluss für Wolfgang Kronenbitter in der Stadtverwaltung
Horb. Jetzt ist wirklich Schluss für Wolfgang Kronenbitter bei der Stadt Horb. Am Freitag hatte er seinen letzten Tag. 44 Jahre hat er im Rathaus gearbeitet, seit 1998 als Fachbereichsleiter Recht und Ordnung. Wir haben mit ihm über seine lange Berufslaufbahn gesprochen.
Herr Kronenbitter, Sie haben in den vergangenen 44 Jahren bei der Stadt einige Oberbürgermeister und Bürgermeister erlebt...
Das stimmt. Mit Karl Haegele, Hans Hörner, Michael Theurer und Peter Rosenberger hatte ich vier Oberbürgermeister und mit Willi Beuter, Otto Schäffner, Gerhard Munding, Jürgen Pütsch, Peter Rosenberger, Jan Zeitler und Ralph Zimmermann sieben Bürgermeister.
Wer hat Sie in dieser Riege am meisten geprägt?
Mein früherer Bürgermeister Willi Beuter war mein erster Vorgesetzter und war für mich Vorbild – sowohl menschlich als auch fachlich.
Welche großen Herausforderungen standen in der ganzen Zeit an?
Da gab es einige: die damals noch nicht abgeschlossene Eingemeindungsphase; die Bildung der Verwaltungsgemeinschaft Horb mit den Gemeinden Empfingen und Eutingen mit Zuständigkeiten für diese Gemeinden im Baurecht oder Denkmalschutz; die Ernennung zur Großen Kreisstadt mit weiteren Zuständigkeiten wie zum Beispiel untere Verkehrsbehörde oder untere Ausländerbehörde; Aufgaben im Bereich der städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen mit zwischenzeitlich 15 Sanierungsgebieten, wovon bereits acht Sanierungsgebiete abgeschlossen sind; die Aufstellung des ersten gemeinsamen Flächennutzungsplanes für die Verwaltungsgemeinschaft Horb mit den Gemeinden Empfingen und Eutingen; die Aufstellung von Bebauungsplänen für Wohn- und Gewerbegebiete und die Verkehrsentlastung mit der Planung der B 28 neu, der Innerstädtischen Entlastungsstraße und nun der Neckartalbrücke.
Und dann kamen ja noch die routinemäßigen Aufgaben in ihrem Fachbereich dazu...
Ja, das stimmt. Der Fachbereich Recht und Ordnung ist Ansprechpartner für die Bürger in Rechts-, Sozial- und Förderangelegenheiten. Die wahrzunehmenden staatlichen Verwaltungsaufgaben als Ausländer-, Baurechts-, Denkmalschutz- Ortspolizei- und Straßenverkehrsbehörde oder in den Bereichen Bußgeldstelle, Gewerbe- und Gaststättenrecht sind zwangsläufig von der Rechtsstaatlichkeit geprägt. Weitere Aufgaben sind das Feuerwehrwesen, Soziales mit Wohngeld- und Rentenangelegenheiten, städtebauliche Sanierungsmaßnahmen mit der Sanierungsförderung oder Wahlen. Wir verstehen uns daher auch als Dienstleistungsunternehmen.
Und wie viele Bauanträge haben Sie erlebt?
In diesen 44 Jahren waren circa 20 000 Bauanträge zu bearbeiten. Dabei zeigt sich zwischenzeitlich immer mehr, dass die Wünsche der Bauherren mit den zunehmenden gesetzlichen Vorschriften in Einklang zu bringen, fast unmöglich ist. Die Horber Baurechtsbehörde hat sich aber schon immer als Baugenehmigungsbehörde und nicht als Bauverhinderungsbehörde verstanden.
Das würde ein Mayk Herzog anders beurteilen...
Von den Aktionen des Herrn Herzog, die teilweise beleidigend sind oder auch den Straftatbestand der Amtsanmaßung erfüllen, kann und wird sich die Stadt Horb nicht erpressen lassen. Sein Verhalten mit der Verschandelung des Lotzer-Hauses ist völlig irrational.
Auf Bannern oder Hausberschriftungen hat Herzog ja auch immer wieder Sie persönlich attackiert. Wie war das für Sie?
Für meine Person habe ich entschieden, dass ich mich über solche Aktionen nicht mehr aufrege und so eine Person wie Herr Herzog mich nicht beleidigen kann. Im Übrigen habe ich auch die beamtenrechtliche Pflicht zur Mäßigung.
Wie hat Herzog Sie und die Stadtverwaltung denn auf Trab gehalten?
Nicht nur im Baurechtsfall "Sebastian-Lotzer-Haus" beschäftigte er die Baurechtsbehörde in einem, gegenüber anderen Bauherren, eigentlich nicht mehr vertretbaren Aufwand. So hatte die Baurechtsbehörde in diesem Fall bisher 43 förmliche Entscheidungen zu treffen. Er beschäftigte mit den eingelegten Rechtsmitteln nicht nur die Horber Baurechtsbehörde sondern auch das Regierungspräsidium und die Gerichte. Keinem dieser vielen Rechtsmittel wurde bisher entsprochen, das heißt, er ist bisher stets unterlegen.
Wie sah es denn sonst mit den Klagen gegen die Stadt aus?
Die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen der Horber Baurechtsbehörde zeigt sich auch daran, dass wir in diesen 44 Jahren bei Prozessen vor dem Verwaltungsgericht oder dem Verwaltungsgerichtshof in lediglich circa zehn Fällen nicht Recht bekommen haben.
Die Stadtsanierung lag Ihnen in Ihrer Amtszeit sehr am Herzen, oder?
Ja. Und ich finde, da wurde von uns einiges erreicht. Im Bereich der Stadtsanierung waren 15 Sanierungsgebiete zu bearbeiten. Für diese 15 Sanierungsgebiete konnte erreicht werden, dass ein Förderrahmen von insgesamt 40 Millionen Euro bewilligt wurde. Derzeit stehen für sieben Sanierungsgebiete noch 3,5 Millionen Fördermittel zur Verfügung. Beispielhaft für bisher geförderte Sanierungsmaßnahmen sind zu erwähnen: Bau des Parkhauses Innenstadt sowie des Parkdecks Marktplatz, Auslagerung der Mühle Rettenmeier, Umgestaltung des unteren Marktplatzes, der Grabenbachgasse, Altheimer Straße, Wintergasse, Burgstall, Hirschgasse, Mühlegässle, westliche Neckarstraße oder die Lindenbrunnenstraße in Bildechingen. Neben diesen öffentlichen Maßnahmen sind auch bei etwa 120 Gebäuden private Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten mit Fördermittel durchgeführt worden.
Ein Dauerthema war sicher auch die Verkehrssituation in Horb...
Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit bei der Stadt Horb gab es den Wunsch und die Forderung einer Verkehrsentlastung für die Innenstadt. Geplant wurde zunächst die B 28 neu vom Industriegebiet an Bildechingen vorbei in Richtung Eutingen, die sogenannte Riedtrasse. Der Gemeinderat hat im Jahr 1982 dieser Planung zugestimmt. Im Planfeststellungsverfahren wurde auch festgelegt, dass als mögliche Trassenvariante eine Brücke über das Neckartal zu prüfen ist. Der Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Karlsruhe aus dem Jahr 1987 für die Riedtrasse wurde dann durch den Verwaltungsgerichtshof im Jahr 1990 aufgehoben. Zur Entlastung der Innenstadt ist dann eine innerstädtische Entlastungsstraße geplant worden. Der Bebauungsplan hierzu ist im Jahr 1995 rechtsverbindlich geworden und wurde im Jahr 2003 aufgehoben.
Und wie lief es mit dem Traum von der Hochbrücke dann weiter ab?
Nach einem Bürgerbegehren und einem Bürgerentscheid für die Neckartalbrücke hat der Gemeinderat im Jahr 1995 beantragt, die Neckartalbrücke in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufzunehmen. Dies ist dann im Jahr 2004 erfolgt. Im Jahr 2008 wurde eine Vereinbarung über die Vorfinanzierung der Planungskosten mit dem Land abgeschlossen. Die Planung ist durch das Regierungspräsidium Karlsruhe erfolgt.
Und nun steht der Spatenstich bald an...
Ja, kaum zu glauben, aber endlich wird es wahr. Nach einer intensiven Bürgerbeteiligung ist der Planfeststellungsbeschluss für den Bau der Neckartalbrücke B 32 am 31. Oktober 2017 rechtskräftig geworden. Allein bei der Stadt sind im Zusammenhang mit dieser überörtlichen Straßenplanung ein Aktenumfang von rund 100 Aktenordner angefallen.
Noch ein paar persönliche Themen. Gab es bei Ihnen während der 44 Jahre auch Überlegungen die Stadt Horb als Arbeitgeber zu verlassen?
Ja, die gab es. Ich habe mich dann aber letztlich doch für einen Verbleib die der Stadt Horb entschieden. Ich habe zu Beginn meine Laufbahn auch nicht geglaubt, dass ich 44 Jahre beim gleichen Arbeitgeber bleibe.
Zweimal haben Sie versucht, Bürgermeister zu werden und sind jeweils hauchdünn gescheitert. Waren das Ihre größten Niederlagen?
Es war eine der größten Enttäuschungen. Es war hart, gleich zweimal mit einer Stimme zu unterliegen. Trotzdem habe ich meine bisherige Aufgabe mit großem Herzblut weiterbetrieben.
Gibt es noch etwas, was Sie besonders bedauern?
Für das Horber Krankenhaus habe ich mich stark, aber leider vergebens eingesetzt. Politisch war das für mich die größte Niederlage.
Was werden Sie vermissen und was nicht?
Viele Kolleginnen und Kollegen und die gute Arbeitsatmosphäre im Fachbereich Recht und Ordnung. Nicht vermissen werde ich sicherlich die vielen einengenden und teilweise unsinnigen bürokratischen Vorschriften.
Auf was freuen sie sich im Ruhestand?
Auf weniger Terminstress.
Sehnten Sie sich schon länger nach dem letzten Arbeitstag?
Nein, sonst hätte ich auch nicht die gesetzliche Altersgrenze verlängert. Die Zeit bis zu diesem letzten Arbeitstag ist rasend schnell vergangen. Ich gehe mit Wehmut und mit Stolz auf das Erreichte. Für mich ist der Spruch passend: Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich. Aber der Abschied wird auch ein neuer Anfang sein.
Was werden Sie künftig tun? Welche konkrete Pläne haben Sie im "Unruhestand"?
Ich wurde schon verschiedentlich angefragt hinsichtlich gewisser Beratungstätigkeiten, welche ich derzeit noch prüfe. Ich werde natürlich meine kommunalpolitischen Tätigkeit als Kreisrat weiterhin ausüben, wie auch meine Vereinstätigkeiten, wie zum Beispiel als aktiver Tennisspieler oder als Vorsitzender des Rotary-Hilfevereins Horb/Oberer Neckar. Auch in anderen Vereinen werde ich mich mindestens so wie bisher engagieren. Verstärkt kann ich mich dann aber auch meinen Enkelkindern widmen.
Werden Sie sich denn wieder für den Kreistag bewerben?
Ja, das werde ich. Es wäre schön, wenn ich meine Erfahrungen für Horb und die Region weiterhin einbringen könnte.
Die Fragen stellte Florian Ganswind.
geboren am 16. Juni 1952 in Empfingen ab 1. August 1969 wurde er vom damals noch zuständigen Regierungspräsidium Südwürttemberg-Hohenzollern als Inspektoranwärter eingestellt Ausbildung beim Bürgermeisteramt Empfingen und Landratsamt Rottweil Abschluss auf der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl ab 15. Juli 1974 bei der Stadt Horb, zunächst im Baurechtsreferat, dann Leiter des Stadtentwicklungs- und Baurechtsamts seit 1998 bis 31. August 2018 Leiter des Fachbereichs Recht und Ordnung zusätzlich nach der Eingemeindungsphase sechs Jahre Geschäftsstellenleiter in Ahldorf Mitglied des Kreisrats seit 2005; weitere Gremien-Aufgaben verheiratet, ein Sohn, eine Tochter, drei Enkelkinder, wohnhaft in Empfingen Hobbys: Familie, Tennis und Rotary