Zwei völlig unterschiedliche Ansatze – zwei völlig unterschiedliche Künstler. Und doch fast schon eine Symbiose. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Anja Klafki und Karl Heinrich Lumpp stellen unter dem Titel "Figur und Landschaft" in der Galerie im Kloster aus

Von Peter Morlok

Gleich zu Beginn der neuen Saison scheint dem Kunstbeirat des Kunstvereins Oberer Neckar ein besonderer Coup gelungen zu sein.

Horb. Mit der Gemeinschaftsausstellung von Anja Klafki und Karl Heinrich Lumpp, die unter dem Titel "Figur und Landschaft" zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Künstler zusammenführt, gingen sie jedoch kein wirkliches Wagnis ein.

Inspiriert von der Schöpfung der Gebirge

Der Schwabe Lumpp und das Nordlicht Klafki sind in ihrer Herangehensweise an Material in ihrem philosophischen Grundgerüst nahezu seelenverwandt. Beide arbeiten mit Muskelkraft und teilweise brachialem Werkzeug und doch ist das, was sie machen, filigrane Feinarbeit, wie man in der fertigen Arbeit in Form der Skulpturen von Bildhauer Lumpp oder den Druckgrafiken, die eigentlich Radierungen sind, sehen kann.

Anja Klafki baut ihre Bilder immer in einem aufwendigen, mehrschrittigen Verfahren in ihrem Atelier auf. Sie liebt das experimentelle Arbeiten mit den Radierplatten, die sie bricht, Stücke herausschlägt, die mit dem Stechbeitel bearbeitet werden und die sie am Ende des Prozesses wie Hintergrundkulissen zusammenschiebt, ihnen unterschiedliche Colorierungen – sie nennt es Farbstrukturschichtungen – gibt und die Landschaft als Bühne ihrer Kreativität nutzt. "Ich lasse mich vom Bild der Natur, vom Sichtbaren, von der Landschaft im eigentlichen Sinne, zu meinen Arbeiten inspirieren", formuliert sie ihren Anspruch aus.

Fasziniert ist sie von der Schöpfung der Gebirge, von den Erdbewegungen im Urmeer Schwäbische Alb und dies spiegelt sich in ihren Bildern, aber auch in ihrer dreidimensionalen Installation "Land, Stadt, Fragment", die aus ursprünglich zwölf großen pastellfarbigen Druckfahnen besteht, wider. Im "Raum der Besinnung" in der Galerie des Kunstvereins im oberen Stock des Horber Klosters hat sie zwei dieser Fahnen plus eines durchsichtigen Fragments gehängt und zeigt so die andere Seite ihrer Kunst.

Meist wird der Mensch zur Blume

Während die Hanseatin sehr präzise ihre Herangehensweise an ihr künstlerisches Schaffen ausformuliert, sagt der Schwabe Lumpp: "Ich red mit meinen Werkzeugen." Für ihn ist der nackte Mensch, der in den meisten seiner Arbeiten zumindest in seiner Grundstruktur zu sehen ist, das Abbild Gottes und völlig natürlich. Bei ihm geht es nicht um das Nacktsein als verkaufsfördernde Maßnahme, sondern rein um die Figur, um das Wesen, das sich im Stein versteckt.

Bei den meisten seiner Arbeiten wird der Mensch zur Blume, zur Venuspflanze. Sein Material sucht er ganz gezielt in einem Heilbronner Steinbruch zusammen. Seine Lieblingssteine haben schon im Groben die Form, die der Künstler für die nächste Skulptur im Kopf hat, doch legt er sich nicht fest, sondern lässt auch dem Zufall seine Chance. "Sollte mir aus Versehen ein Teil bei der Bearbeitung wegbrechen, dann eröffnet sich manch neuer Weg, an den ich vorher noch nicht dachte", sagte der Mann, der bei seinen Werken immer aus dem Vollen haut.

Auch bei Anja Klafki darf der Zufall ab und an im Studio reinschauen und ihr ein paar besonders markante Kanten und Brüche in ihre Radierplatten kerben.

Beide Künstler lieben die Sinnlichkeit der Haptik beim Arbeiten mit ihrem Material und sind auch hier auf gleicher Wellenlänge. Zwei völlig unterschiedliche Künstler auf einem Weg durch "Figur und Landschaft" stellen erstmals in Horb aus.

Zur Vernissage am Sonntag, 28. Februar, um 11 Uhr in den Räumen des Galerie im Kloster, lädt der Kunstverein Oberer Neckar alle Kunstinteressierten ein.