Chorgesang: Drei Vereine überzeugen beim Herbst-Liederabend der Talheimer "Freundschaft" mit vielfältigem Repertoire
Zu seinem jährlichen Herbst-Liederabend hatte der Männergesangsverein Freundschaft Talheim in die wunderbar geschmückte Steinach-Halle eingeladen. Das Konzert zählt zu den musikalischen und gesellschaftlichen Höhepunkten im Jahresablauf des Chores und ist immer gut besucht.
Horb-Talheim. Klar, dass Christof Klink, der Vorsitzende des Vereins, strahlte, als er all die vielen Freunde des Chorgesanges begrüßen durfte. Neben den Gastgebern traten zwei weitere kernige Männerchöre auf.
Als Gäste konnten die Talheimer Sänger den befreundeten Männergesangverein (MGV) Liederkranz Egenhausen aus der Nähe von Nagold willkommen heißen. Zum ersten Mal trat auch der MGV Harmonie 1894 Seedorf bei dieser Traditionsveranstaltung auf. Seedorf ist ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Dunningen bei Schramberg. Im Ort wohnen um die 2000 Einwohner, und anscheinend singt die Hälfte der männlichen Einwohner im Chor. Chorleiter Franz Hutter konnte zumindest auf eine Vielzahl von Stimmen zurückgreifen und ein recht anspruchsvolles Repertoire singen lassen. Die Gäste aus Seedorf erhielten von Christof Klink das Attribut "aus der Ferne", und die Egenhausener waren die Sänger "aus der Nähe".
Insgesamt rund 90 singende Mannsbilder standen so später gemeinsam beim spontan gegründeten Massenchor auf der Bühne. Zuerst unterhielten sie aber das Publikum mit ihren eigenen Liedbeiträgen.
Gewohnt schwungvoll marschierten zuerst die Gastgeber auf die Bühne und stellten fest: "Es sind alle da – die Dicken, die Dummen, die Schlauen, die Schlanken." Und jeder der Besucher konnte sich aussuchen, zu welcher Gruppe er gerne gehören möchte. Nach diesem humorvollen Aufmarsch versammelte Chorleiter Peter Straub seine Mannen zu einem ersten, anspruchsvollen Liederblock. Auf "Signore delle cime" und "Bersaglier ha centro penne" zwei Lieder, die teils in Italienisch und teils in Deutsch gesungen wurden, folgte die große Hymne des Trientiner Bergsteigerchors, das "La Montanara". Dieses weltbekannte Lied stellt so etwas wie den Ritterschlag für Männerchöre dar, und die Talheimer schafften es, die Zeilen in ihrer ganzen Schönheit erklingen zu lassen.
Bevor die Kollegen aus Egenhausen auf die Bühne kamen, sangen sie sich erst noch richtig ein. Gut Ding will einfach Weile haben. Vielleicht hatten sie sich auch verlaufen, denn ihr erster Titel hieß "Wir kamen einst von Piemont und wollten weiter nach Lyon". Dass die französische Hafenstadt wirklich "Weit, weit weg" ist, hat Hubert von Goisern in seiner Chorfassung dieses Liebesliedes, das die Gäste aus der Nähe danach sangen, jedoch nicht beschrieben. Doch wenn man als Sänger schon mal in der Alpenregion ist, kann man auch gleich dort bleiben. Dies mag sich Chorleiter Andreas Kramer, der als studierter Musiker auch als Solist glänzte, wohl gedacht haben und ließ seinen Chor, der derzeit aus mehr als 40 Sängern besteht, den Hit von Andreas Gabalier "Amoi seg’ ma uns wieder" intonieren. Doch schwäbische Chöre, die österreichisch singen, das ist eine Sache für sich.
Modern durchstrukturiert präsentierte der Seedorfer Dirigent Franz Hutter seinen Chor. Seine 33 Sänger bilden eine stimmliche Basis, mit der man als Chorleiter hervorragend arbeiten kann. Die Interpretation des Lindenberg-Hits "Hinterm Horizont" war prima, ihre Fassung von Westernhagens "Freiheit" grandios, doch bei Grönemeyers "Männer" verließen sie dann doch ab und zu den sowieso recht großzügig ausgelegten Rahmen des Notenblattes. Schön dagegen war ihre Huldigung an einen der größten deutschsprachigen Sänger. An Udo Jürgens. Die Seedorfer brachten eines der wichtigsten, doch leider fast in Vergessenheit geratenen Lieder des verstorbenen Komponisten zu Gehör. "Ich glaube" ist kein Lobpreis-Song modernen Zuschnitts, sondern die musikalische Abrechnung mit Vorurteilen und Ressentiments. "Ich glaube, Mensch sein und es auch beweisen, das ist viel wichtiger als jede Heldentat", ist die Kernbotschaft dieses Appells für mehr Humanität auf dieser Welt. Eine Botschaft, die heute mindestens genauso aktuell ist, wie vor 40 Jahren, als Jürgens dieses Lied schrieb.
Den ersten Block dieses beeindruckenden Konzerts schloss man dann mit dem Massenchor ab. "Jetzt wird’s kuschelig auf der Bühne", stellte Bärbel Jedele, Bezirksvorsitzende beim Chorverband Kniebis-Nagold, fest. Doch es wurde nicht nur kuschelig eng, sondern auch ergreifend. Peter Straub ließ seine mehr als 90 Sänger die Lieder "Des Jägers Abschied", "Das Morgenrot" und den Klassiker "Abendfrieden" singen, bevor es in die Pause ging.
Mit Bernd Krauß und Fritz Ermantraud, die beide zehn Jahre im Männerchor Freundschaft mitsingen, und Gerhard Weihing (20 Jahre) durfte Vorstand Christof Klink drei Männer ehren, die im Chor neben ihrem Gesang wichtige Ämter begleiten.
Bernd Krauß ist der Mann, der sich um die Ausflüge des Vereins kümmert. Fritz Ermantraud ist für den Internetauftritt verantwortlich, und Gerhard Weihing ist neben seiner Sangesfreude im 1. Tenor auch im Ausschuss tätig.
Für sage und schreibe 40 aktive Jahre wurde Dieter Stäb mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. An sich eine sehr lange Zeit, über die Hubert Weber jedoch nur schmunzeln kann. Er wurde im Rahmen dieses Herbstkonzertes für sensationelle 60 Jahre aktive Mitgliedschaft bei der "Freundschaft" Talheim ausgezeichnet. Unter dem tosenden Applaus des Publikums durfte der hochdekorierte Sänger auch die Goldene Ehrennadel des Verbandes in Empfang nehmen. Hubert Weber ist es auch, der den älteren, passiven Mitgliedern zu ihren runden Geburtstagen gratuliert.