Die Mini-Rocker am Rauschbart vor der Abreise nach Groningen: Um vier Uhr morgens brach eine Delegation zur Preisverleihung des European Festival Awards auf. Foto: Frommherz

Kritik an Stadtverwaltung und Gemeinderat wird lauter. Zu Preisentscheid nach Holland gefahren.

Horb - Noch immer ist die Gefahr eines organisatorischen Debakels um das Mini-Rock-Festival 2013 nicht gebannt. Während um eine Lösung gerungen wird (die Nutzung eines Geländes am Neckar-Südufer), rückt die Schuld-Frage in den Mittelpunkt. Doch für die Mini-Rocker ging’s am Mittwoch erst einmal nach Holland.

Bei einem Unglück, das Unschuldige trifft, Angst auslöst und gleichzeitig die Öffentlichkeit bewegt, ist nach antiker Lesart von Tragik die Rede. Eine gewisse Tragik umweht inzwischen auch die Macher des Mini-Rock-Festivals: Seit 2004 schuften sie ehrenamtlich, um das Festival in Horb auf die Beine zu stellen, Der verdiente Erfolg kam, doch jetzt könnte der Festivalstandort Horb vor dem Aus stehen. Glaubt man den öffentlichen Bekundungen aus dem Rathaus, wären daran keine Personen, sondern der ungünstige Umstand schuld, dass es kein geeignetes Gelände gibt. Doch diesen Hauch von Tragik finden anscheinend immer weniger Mini-Rock-Fans tröstlich – und erst recht nicht glaubhaft.

Für die Mini-Rocker selbst war am Mittwoch erst einmal Abwechslung angesagt: Um vier Uhr morgens posierte eine Delegation des MR-Vereins am Rauschbart für ein Gruppenfoto vor der Abreise. Ziel war Groningen im Norden der Niederlande, wo gestern am späten Abend der Preis für das "best small Festival" des European Festival Awards verliehen wurde, den die Mini-Rocker nach Horb holen wollten. Auf dem Programm standen Cocktailempfang, Drei-Gänge-Menü, Preisverleihung und die anschließende After-Show-Party. "Die Fahrt war der Hammer, das Hostel ist der Hammer, man ist unterwegs mit den besten Menschen der Welt. Das Leben könnte durchaus schlimmer sein", hieß es gestern Nachmittag.

Die Stimmung am Heimatort des Festivals ist spürbar gedämpfter – wohl nicht nur, weil ein Preis für Mini-Rock auf europäischer Ebene die Tragik für Horb noch unterstreichen würde. Immer mehr Fans sind sauer und fragen nach den politisch Verantwortlichen.

Unsere Redaktion fragte unterdessen Facebook-Benutzer, ob das Mini-Rock-Festival in Horb bleiben soll oder ob es genau so gut auch abwandern könnte. Das Ergebnis gleicht einer Petition für den Verbleib des Fesivals in Horb: Bis gestern, 18 Uhr, wollten 463 "Facebooker", dass das Festival in Horb bleibt, nur zwölf hätten kein Problem, wenn es woanders wäre. Wie groß die Mini-Rock-Fangemeinde ist, lässt sich daran ablesen, dass rund 8000 Facebook-Mitglieder den Umfrage-Beitrag auf "Schwarzwälder Bote Horb" ansahen.

Einzelne Facebook-Nutzer haben das Problem um die Geländesuche in Horb kommentiert. Tendenz: Die politisch Verantwortlichen in Horb unterstützen die Festivalmacher zu wenig und das Engagement der Jugendlichen wird nicht in dem Maß honoriert, wie sie es verdient hätten.

Ein Mitglied der Facebook-Gemeinde meinte: "Leider muss man auch in der kleinen Stadt Horb feststellen, dass die kleinen Lokalpolitiker nicht mehr als Worthülsen von sich geben. Es ist sehr bedauerlich, wie der ein oder andere Stadtverantwortliche mit dem sozialen Engagement der unzähligen jungen Menschen umgeht! Vielleicht ist es auch langsam an der Zeit, dieses Problem überregional bekannt zu machen."

In einem anderen Beitrag ist von "persönlichem Kleingeist" die Rede, der als möglicher Stolperstein für die Festivalmacher identifiziert wurde. Der Facebook-Nutzer, der kein Horber ist, schreibt: "Ich selbst habe von Horb a. N.ckar zum ersten Mal durch das Minirock-Festival gehört und bin über die Jahre immer wieder gerne in Euer schönes Städtchen zurückgekehrt. Ich denke, so wie mir geht es zahlreichen Menschen. Vielleicht sollten sich das die Herren vom Gemeinderat, des Stadtmarketings und wie sie alle heißen, einmal vor Augen halten. Eine Jugend, die ihre Stadt mit einer derartigen Begeisterung nach außen repräsentiert, hat es meiner Meinung nach nicht verdient, jedes Jahr aufs Neue gegen diesen Kleingeist anzukämpfen."

Ein weiterer Mini-Rock-Fan schreibt zu unserer Umfrage auf Facebook: "Es ist frustrierend, immer wieder zu erfahren, wie selten so mancher Entscheidungsträger zu seinem gegebenen Wort steht. Um fünf vor zwölf anzufangen, sich mit einer längst bekannten Problematik zu befassen, zeigt nicht unbedingt Unvermögen auf, sondern das spricht eher nach wissentlichem Kalkül. Für dieses ›Das können wir Aussitzen‹ fehlen einem die Worte."

Ein anderer Facebook-Besucher sieht es so: "Wenn Horb jung bleiben will, muss das MRF in Horb bleiben."