Die Stiche der Herbstgrasmilbe sind sowohl für Menschen und Tier quälend / Dettinger Familien wollen aufklären

Von Peter Morlok

Horb-Dettingen. Die Herbstgrasmilbe – die unbekannte Gefahr. Kaum jemand kennt hierzulande die Herbstgrasmilbe, die laut Internetlexikon auch als Herbst-, Ernte- oder Heumilbe oder als Herbst-, Gras-, Erd- oder Pfirsichlaus bezeichnet wird. Doch das Insekt ist weltweit verbreitet. In Europa liegt der Schwerpunkt ihres Auftretens meist in den Sommermonaten von Juli bis Oktober. Die Milben bevorzugen niedrige Vegetation und treten häufig in Gärten oder auf Wiesen auf.

So auch in den Gärten der Familien Broß und Heizmann in der Dettinger Muristraße. Lange Zeit hatten Susanne Heizmann und ihr Mann Helmut in dem allgemeinen Irrglauben gelebt, dass der Juckreiz, die vielen Hautrötungen und die juckenden Quaddeln, unter denen sie seit ihrem Umzug nach Dettingen immer im Sommer litten, von Mückenstichen herrühren. Sie sprühten ihr Haus, in das sie 1995 einzogen, mehrfach über Nacht komplett mit Giftnebel ein, in der Hoffnung, es so parasitenfrei zu bekommen.

In diesen Nächten haben sie dann im Freien, auf dem Rasen geschlafen und sich somit noch mehr geschadet. Das Haus war voller Giftnebel und sie waren voller Bisse von Herbstgrasmilben. Über 100 Stellen an ihren Körpern waren befallen, und wer schon am eigenen Leib erfahren hat, wie lästig ein Schnakenstich ist, kann sich vorstellen, was für Qualen die Heizmanns erdulden mussten. "Wir waren völlig verstochen", erinnerte sich Helmut Heizmann noch an diese Zeit.

Erst durch einen Kammerjäger erfuhren sie, dass es sich bei den Plagegeistern nicht um Stechmücken, sondern um Herbstgrasmilben handelt. Susanne Heizmann hat sich daraufhin durch alle einschlägigen Foren im Internet gekämpft, um mehr über diese Parasiten, die auch Hunde und Katzen befallen, zu erfahren.

Doch die Tipps und Tricks, wie man die Viecher bekämpfen kann, erwiesen sich allesamt als völlig nutzlos und unpraktikabel, sodass sie sich 2007 entschlossen, ihren ganzen Garten abzumähen und ihn mit einer 20 Zentimeter hohen Rindenmulchschicht abzudecken.

Seither ist zwar bei den Heizmanns fast alles im grünen Bereich, jedoch ihre Katzen – sie unterhalten eines der Katzenhäuser des Tierschutzvereins Horb – leiden nach wie vor, da sie sich auch in den Gärten der Nachbarn herumtreiben. Beispielsweise in dem Garten der Familie Broß, die drei Häuser entfernt wohnt. Dort werden Eltern, Kinder, Hund und Katzen permanent von den Laufmilben angegriffen.

Mike Broß und die Heizmanns vermuten, dass die Parasitenplage auch in Rexingen, Wiesenstetten und am Rauschbart in Horb zu finden ist. Dort sind sie auf jeden Fall schon gestochen worden.

Sie haben sich 2008 an das Gesundheitsamt Freudenstadt gewandt; ein Mitarbeiter war auch vor Ort, konnte aber den Betroffenen nicht weiterhelfen. Daraufhin nahmen sie Kontakt mit dem Landesgesundheitsamt Stuttgart (Molekularbiologie/Referat 93) auf. Nach längerem Schriftwechsel und Einreichung von Proben bekam Susanne Heizmann die Bestätigung, dass es sich tatsächlich um Grasmilben, und nicht, wie von Amts wegen vermutet, um Vogelmilben, handelt. Ein Merkblatt zur Bekämpfung der Milben war alles, was sie dann aus Stuttgart erhielten.

Mit dieser Erkenntnis konfrontierten sie 2008 den Ortschaftsrat und bekamen von Ortsvorsteher Josef Nadj die Zusage, dass man sich sofort darum kümmert und die Bevölkerung über die Milbengefahr aufklärt.

Auf Nachfrage erhielten sie von Nadj Mitte 2009 die Antwort, dass der Ortschaftsrat selbst zum Thema recherchiere und noch damit beschäftigt sei. Anscheinend dauert die Recherche noch an, da bis heute kein Hinweis an die Bevölkerung erging.

Für die Heizmanns steht die Aufklärung im Vordergrund. Für sie ist wichtig, dass eine breite Bevölkerungsschicht von dieser winzig kleinen, orangegefärbten Gefahr im Gras erfährt und lernt, dass ein Moskitonetz über dem Bett nichts hilft, wenn man tagsüber im Garten war.

Wer prüfen möchte, ob er die Herbstgrasmilbe im Garten hat, kann einfach ein weißes Blatt Papier auslegen, etwas am Gras schütteln und schon sieht man, ob der Garten von den Parasiten befallen ist.