Michael Theurer hielt einen Vortrag beim Seniorennachmittag der evangelischen Kirche. Foto: Lück

Ex-Oberbürgermeister hält Vortrag bei Seniorennachmittag der evangelischen Kirche. Wahlkampf der leisen Töne.

Horb - Es ist Wahlkampfzeit. Die Senioren im evangelischen Gemeindehaus auf dem Hohenberg singen aus "Im Märzen der Bauer" die Zeile "...rührt seine Hände von früh bis spät". Gerade ist Michael Theurer gekommen – EU-Parlaments-, Kreistags- und Kommunwahlkandidat für die FDP.

Er macht einen Zwischenstopp in Horb auf dem Weg von Nürtingen, Esslingen nach Hockenheim. Theurer ist guter Hoffnung, dass die bei der Bundestagswahl geschlagenen Liberalen ins EU-Parlament einziehen werden. Theurer: "Ich stehe auf Platz zwei der Liste. Um ins Parlament zu kommen, reichen zwei Prozent der Stimmen. Im Moment stehen wir laut Umfragen bei drei Prozent."

Auf Nachfrage erklärte Theurer, warum er auch für den Gemeinderat kandidiert: "Kommunale Mandate wie mein bisheriges Kreistagsmandat sind wichtig, um die Bodenhaftung zu behalten. Man bekommt die Themen ganz anders mit. Dazu kommt: Als Landesschef der FDP muss ich als gutes Beispiel vorangehen und auch für den Gemeinderat kandidieren."

Aber Oberbürgermeister Peter Rosenberger kann weiter ruhig schlafen, glaubt man Theurers Aussage: "Ich schließe definitiv aus, in Horb wieder Oberbürgermeister zu werden."

Klar, dass er auch zu Europa-Themen Stellung nahm: "Das EU-Parlament empfinde ich täglich als Riesen-Lernprojekt." Er kämpfe dafür, dass die EU groß in großen Dingen ist und sich aus kleinen Dingen raushält.

Zu den umstrittenen Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA sagte er, dass er keinem Abkommen zustimmt, "was Chlorhühnchen bei uns erlaubt." Bei den umstrittenen Schiedsgerichten, die Rechtsstreitigkeiten zwischen Unternehmen klären sollen, sagt Theurer: "Es gibt immer mehr Stimmen, die das ablehnen." Theurer ist sich "nicht ganz sicher, ob das Abkommen überhaupt zustande kommt."

Dann nahm er auch noch Stellung zum NSA-Abhörskandal im Internet: "Ich habe das Gefühl, die Tätigkeit der Geheimdienste hat sich verselbstständigt. Ein zu weit gehendes Geheimdienstwesen entzieht der Demokratie aber ihre Legitimation." Er hofft, dass die EU es schafft, eigene Datenschutzbestimmungen durchzusetzen sowie eine demokratische Kontrolle der Geheimdienste.

Nach gut 70 Minuten sind alle Fragen der Senioren beantwortet. Bei Kaffee und Kuchen verteilt Theurer noch ein paar Prospekte. Kein Wahlkampf der lauten Töne, sondern sachlich und ruhig. Dann geht es weiter in Richtung Hockenheim.