Rexinger Synagogenverein und Stiftungsrat Jüdischer Betsaal sammeln Spenden für Dauerausstellung im Museum

Von Peter Morlok

Horb. Jetzt ist die Spendenbreitschaft der Horber gefragt: Bis April 2015 können sie die Dauerausstellung im Museum Jüdischer Betsaal unterstützen. Jeder Euro, der eingeht, wird von Michael Riecher verdoppelt.

Der Jüdische Betsaal – ein zeitgeschichtliches Denkmal von überregionaler Bedeutung und gleichzeitig ein Stück bewahrter Horber Stadtgeschichte – konnte durch das Engagement vieler Menschen erhalten werden. Der Betsaal, der sich heute nach umfangreichen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen als wahres stadtbildprägendes Schmuckkästchen präsentiert, kann auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken.

Das Haus, das urkundlich 1892 erstmals erwähnt wurde, diente lange Zeit als Wohnhaus und gleichzeitig als Stall. 1903 wurden die Räume im Hochparterre an die neu entstandene jüdische Gemeinde in Horb zur Nutzung als Synagoge vermietet. Als die Familie Diesch 1930 das Haus erwarb, blieb dieser Mietvertrag weiter bestehen.

Nach der Schändung des Betsaals im November 1938 durch die SA und die Hitlerjugend bauten die Dieschs in die beiden Räume zwei Wohnungen ein. Die bisherige Außentreppe wurde abgerissen und der frühere Eingang zugemauert.

Als Anna Diesch, die im Haus ihre Hutmacherei betrieb, starb, stand das denkmalgeschützte Haus zum Verkauf. Schon damals riet der Nordstetter Spezialist für Altbausanierung, Michael Riecher, dem Rexinger Synagogenverein, die Immobilie zu kaufen, wenn man sie erhalten wolle.

Vier Mitglieder des Vereins kauften daraufhin das Gebäude privat und 2006 wurde die Förderstiftung Jüdischer Betsaal Horb gegründet – mit dem Ziel, das Haus zu erhalten, zu renovieren und die unteren Etagen für Ausstellungs- und Veranstaltungszwecke des Synagogenvereins zu nutzen.

Dieses Projekt ist zwischenzeitlich abgeschlossen. Das Haus, in dem vier Wohnungen untergebracht sind, wurde komplett neu aufgebaut und Bauträger Michael Riecher, der das Haus zwischenzeitlich auf seine Kosten übernommen hat und die Einheiten zum Festpreis zum einen an den Förderverein und zum anderen an private Finanzanleger verkauft hat, konnte sein ganzes Können in den Bau dieses Hauses einbringen. Es ist ihm mehr als gut gelungen und im Untergeschoss – dort, wo früher der Keller und die Ställe waren – befindet sich heute der Eingangsbereich zum neuen Museum Jüdischer Betsaal mit Garderobe, Toiletten und künftig auch mit einer kleinen Cafeteria.

Im ersten Stock soll zukünftig als Dauerausstellung eine Dokumentation über die Geschichte des Rabbinats Horb-Mühringen gezeigt werden. Es soll eine moderne, interaktive Ausstellung werden, die mit Mulimediatechnik die Geschichte dieses Rabbinats in all seinen Facetten nachzeichnet. Eine Ausstellung, die sich als zeitgeschichtliches Gesamtdokument an die breite Allgemeinheit wendet.

Michael Theurer, Vorsitzender des Rexinger Synagogenvereins, Barbara Staudacher, Sprecherin des Stiftungsrates Jüdischer Betsaal, und Michael Riecher luden aus dem Grund, dass man Gelder akquirieren muss, um diese Dauerausstellung installieren zu können, gestern Vormittag zum Pressetermin. "Wir rechnen mindestens mit Kosten in Höhe von rund 100 000 Euro", erklärte Staudacher. Kosten, die nicht vom Förderverein oder vom Synagogenverein allein gestemmt werden können.

"Wenn Michael Riecher nicht das finanzielle Risiko der Bauträgerschaft übernommen hätte, säßen wir heute nicht in einem grundsolide sanierten Betsaal", ist sich EU-Parlamentarier Theurer sicher. Er ist dem Nordstetter Investor für dieses außergewöhnliche Engagement heute noch dankbar und zeigte sich über dessen neuestes Angebot ebenfalls mehr als begeistert – und dies aus sehr verständlichem Grund: "Der Michael Riecher wird als Spendengeld-Verdoppler aktiv", konnte Theurer verraten.

Und tatsächlich: Michael Riecher wird für jeden gespendeten Euro, der in den nächsten sechs Monaten auf das Konto des Fördervereins für die Einrichtung dieser Dauerausstellung eingeht, einen Euro drauflegen. "Und dies bis zu einer Summe bis 30 000 Euro", versprach Riecher.

Am kommenden Freitag, 10. Oktober, beginnt um 1010 Uhr die Aktion "Spendenverdopplung". Sie läuft bis zum 10. April 2015. Jeden Monat soll öffentlich abgerechnet werden. Nun liegt es an jedermann, ob Riecher seine Option voll bezahlen muss und so aus 30 000 Euro Spendengeld eine Gesamtsumme von immerhin 60 000 Euro werden, mit der schon mehr als die Hälfte der Dauerausstellung bezahlt wäre. Aus diesem Grund appellieren die Verantwortlichen sowohl des Fördervereins als auch des Synagogenvereins an den sportlichen Spendenehrgeiz aller.

Weitere Informationen: www.ehemalige-synagoge-rexingen.de